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Johanna Hügel

Kontakt

johanna.huegel(at)uni-erfurt.de
Tel.: +49(0)361 737-4469

LG 4, Raum 119

Sprechstunde in der vorlesungsfreien Zeit per Webex (https://uni-erfurt.webex.com/meet/johanna.huegel) an den folgenden Terminen (14-15 Uhr): 02.07., 09.07., 16.07.; 20.08., 03.09. oder nach Vereinbarung.

Sprechzeiten innerhalb der Seminarzeit: Dienstag 14-15 Uhr oder nach Vereinbarung.

Besucheranschrift                                     Postanschrift

Universität Erfurt                                         Historisches Seminar/Philosophische Fakultät
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LG 4, Raum 119                                            99089 Erfurt

Zur Person

  • Seit 2023         Wissenschaftliche Koordinatorin der Forschungsstelle Politiken der Wahrheit
  • 2023                Visiting Fellow, zweimonatiger Aufenthalt am Institut für Zeitgeschichte Ljubljana (Inštitut za Novejšo Zgodovino)
  • 2022                Stipendiatin, sechsmonatiger Aufenthalt am Leibniz Institut für Europäische Geschichte Mainz
  • 2018-2022      Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Graduiertenkolleg 1956 „Kulturtransfer und ‚kulturelle Identität‘ Deutsch-russische Kontakte im europäischen Kontext“, Universität Freiburg (bis 14.03.2022 internationales Graduiertenkolleg mit der RGGU Moskau)
  • 2018                Stipendiatin, dreimonatiger Aufenthalt an der Ilia Universität, Tbilissi (Georgien)
  • 2014-2017      Stipendiatin der Friedrich-Ebert-Stiftung
  • 2016-2017      Kollegiatin am Forum Scientiarum der Universität Tübingen [heute: Center for Interdisciplinary and Intercultural Studies]
  • 2011-2017       Studium Geschichte und Deutsch (Lehramt / Staatsexamen), an der Universität Tübingen und MGU Moskau

Forschungsprojekte

Russlands Politiken der Wahrheit und seine Selbstinszenierung als antikoloniale Schutzmacht (aktuelles Post-Doc Projekt)

Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine sind sowohl in der medialen Berichterstattung als auch in der geschichts- und politikwissenschaftlichen Auseinandersetzung die kolonialen Dimensionen der Politiken des russischen Imperiums, der Sowjetunion sowie der Russischen Föderation verstärkt in den Blick gerückt. Bisher ist jedoch weitgehend unbeachtet geblieben, dass der Begriff des „Kolonialismus“ auch in den Rhetoriken des Putin-Regimes eine immer zentralere Rolle spielt. Nicht nur in Bezug auf Staaten und Gesellschaften des Globalen Südens inszenieren dessen Staatsvertreter:innen Russland zunehmend als eine antikoloniale Schutzmacht. Auch in Bezug auf die russische Gesellschaft, sowie die Neue Rechte Europas wird ein Narrativ lanciert, innerhalb dessen Russland als Garant des moralisch Guten und historisch Wahren figuriert. Eine Politik der sogenannten „traditionellen Werte“, die sich durch eine ultrakonservative Geschlechterpolitik, Queerfeindlichkeit und Antifeminismus auszeichnet, wird unter dem Begriff des ‚antikolonialen‘ als Verteidigung vermeintlich traditioneller Lebensweisen vorangetrieben. Ebenso dient eine spezifische Geschichtspolitik dazu, die Vergangenheit zu einem stets präsenten Prisma zu machen, durch das die Gegenwart gelesen und gedeutet werden kann. Bei öffentlichkeitswirksamen Medienereignisse wie dem Russland-Afrika-Gipfel wird die Erinnerung an Unterstützung antikolonialer Befreiungsbewegungen durch die Sowjetunion zunehmend Teil dieser Geschichtspolitiken, die Russland „auf der richtigen Seite der Geschichte“ verorten.

 Ziel des Projektes ist es, diese tieferliegenden Narrative und Strategien zu analysieren, die der tiefgreifenden Neustrukturierung von Wirklichkeit und sozialer Zugehörigkeit in der russischen Föderation zugrunde liegen. Dabei wird methodisch insbesondere auf Ansätze aus der politischen Epistemologie und der Praxeologie zurückgegriffen. Eine solche Analyse der epistemologischen Ebene gegenwärtiger russischer Politiken ist nicht nur unabdinglich, um die Vorgänge innerhalb der russischen Föderation zu verstehen, sondern auch um Aneignungen der postkolonialen Theorie durch die globale Neue Rechte entschlüsseln zu können. Sie kann darüber hinaus auch Ansätze liefern, zu analysieren, warum sich auch Teile der globalen Linken und der dekolonialen Schule nicht klar von dem Regime Putins distanzieren. Dass dessen Rhetorik überhaupt verfängt, verweist auch auf die anhaltende Präsenz der europäischen kolonialen Vergangenheit – insbesondere auf dem afrikanischen Kontinent – und auf die Dringlichkeit einer kritischen Aufarbeitung.

„Kunst, Ethnographie und das verborgene Leben der Dinge, Petersburg 1890-1920“ (Dissertationsprojekt, verteidigt)

Im Rahmen des Projektes wurde ein Korpus ethnographischer Objekte untersucht, der von dem lettisch-russischen Künstler und Kunsttheoretiker Voldemārs Matvejs / Vladimir Markov (1877–1914) in den frühen 1910er Jahren zusammengestellt, fotografiert und in den ersten russischsprachigen Schriften zu afrikanischer und ozeanischer Kunst in Petersburg publiziert wurde. Latours Diktum „Follow the Actors“ folgend, wurden die Wege ausgewählter Objekte aus ihren Herkunftskontexten über imperiale museale Sammlungen und bis in die Kunst rekonstruiert. Dabei wurde insbesondere nach den wissensgeschichtlichen Bedeutungen der Objekte, ihrem ontologischen Status sowie ihrer Beziehung zu Zeitlichkeit gefragt.

Forschungsinteressen

  • Wissens- und Wissenschaftsgeschichte
  • Akteur-Netzwerk-Theorie
  • Geschichte schreiben mit Dingen
  • globale Verflechtungsprozesse und Kolonialität von Wissensbeständen
  • Geschichte und Theorie historischer Zeiten
  • Geschichte ethnographischer Objekte, Sammlungen und Theorien Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts
  • imperiale und koloniale Verflechtungen des russischen Imperiums und der Sowjetunion
  • Politische Epistemologie
  • Praxeologien / Politiken der Wahrheit
  • Geschichte und Aneignungen postkolonialer Theorien
  • Geschichte der Neuen Rechten

Publikationen

 

Publikationen

  • Hügel, Johanna: Mit den Moai in die Tiefenzeit. Rapa Nui und die Visualisierung von Prähistorie bei Pierre Loti und Vladimir Markov, in: Kulturwissenschaftliche Zeitschrift 3 (2023), S. 109-138.

  • Hügel, Johanna: Vladimir Markov, die Faktura und die künstlerische Auseinandersetzung mit der Ethnographie, Petersburg 1914, in: Bakshi, Natalia et al (Hg.): Im Labyrinth der Kulturen. Denkstrukturen, Transferprozesse, Verstehenshorizonte, Paderborn 2022, S. 295-310.

  • Hügel, Johanna: Markov liest Frobenius. Eine Begegnung zwischen Ethnographie und Kunst, in: Lileev, Juirj; Pörzgen, Yvonne; Zanucchi, Mario (Hg.): Europäische Avantgarden um 1900. Kontakt – Transfer – Transformation, Paderborn 2021, S. 263-278.

  • Hügel, Johanna: "Kotzebue, der Kosmopolitismus und die Weimarer Klassik – eine Polemik," in: Kotzebue International, 04/05/2021, https://kotzebue.hypotheses.org/518.

  • Heisig, Johanna: Musikalische Unterhaltung bei Charles Mayer (1799–1862), in: Ananieva, Anna (Hg.): Zirkulation von Nachrichten und Waren, Stadtleben, Medien und Konsum im 19. Jahrhundert, Tübingen 2016, S. 183 – 190.

Tagungsberichte

Lehrveranstaltungen

Sommersemester 2024

Bachelorseminar - Geschichte schreiben mit Dingen und Objekten 

Masterseminar - Praxeologie. Lektüreseminar (gemeinsam mit Prof. Dr. Bernhard Kleeberg)

Forschungsstelle "Politiken der Wahrheit"

Erfahren Sie mehr über die Arbeit der Forschungsstelle "Politiken der Wahrheit. Forschungsstelle für politische Epistemologien" / "Praxeologien der Wahrheit"

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