Philosophische Fakultät SPF Religion. Gesellschaft. Weltbeziehung. Forschung

Familienerinnerung an Alltag und Herrschaftswirklichkeit in der SED‑Diktatur

Teilprojekt im Forschungsverbund "Diktaturerfahrung und Transformation". Im Mittelpunkt des Forschungsprojekts steht die generationelle Schichtung von Familienerinnerungen und -narrativen über die Erfahrungen in der SED-Diktatur und Transformationsphase nach 1989/​90. Ausgangspunkt bilden Ergebnisse des Thüringen Monitor, wonach einem überwiegend positiven Urteil über das Alltagsleben in der DDR, das sich wesentlich auf die Überlieferungen im engen Familien- und Freundeskreis stützt, ein markant negatives Urteil der Befragten zur politischen Ordnung des SED-Staates (»Unrechtsstaat«) gegenübersteht. Das Projekt soll diese beiden auseinanderfallenden Perspektiven zusammenbringen und geht der Frage nach, wie die Bilder von Alltags- und Herrschaftswirklichkeit in der DDR in Bezug zueinander gesetzt werden können.

Laufzeit
01/2019 - 12/2022

Finanzierung
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Laufzeit
10/2023 - 09/2025

Finanzierung
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Projektleitung

Agnes Arp
Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Koordinatorin der Oral-History-Forschungsstelle (Philosophische Fakultät)

Team

Wissenschaftliche Hilfskräfte

Romy Mittelbach

Lorenz Hartung

Hauptprojekt

Verwandte Projekte

Oral-History-Forschungsstelle Prof. Dr. Christiane Kuller
Zwischen Erfahrung und Erinnerung Prof. Dr. Jörg Seiler

In dem Projekt wird in einem ersten Schritt danach gefragt, welche Geschichtsbilder in den Familien heute vorzufinden sind und wie sich diese, insb. generationell, unterscheiden. Hierzu sollen die Erinnerungen von 15 ausgewählten Thüringer Mehrgenerationenfamilien recherchiert und erschlossen werden. Inwiefern rekurrieren sie auf eigenen Erfahrungen der älteren Familienmitglieder, welche Rolle spielen die politischen und sozialen Veränderungen während der Friedlichen Revolution und in den Jahren seit 1990? Zu fragen ist zudem, wie diese Familienüberlieferung sich zu den Deutungen von öffentlicher Erinnerungskultur und Geschichtswissenschaft und deren Veränderungen in den letzten drei Jahrzehnte verhält. Im Unterschied zu bisherigen Studien fokussiert die Interpretation dabei nicht in erster Linie auf die Frage nach der (mehr oder weniger erfolgreichen) Überwindung der SED-Herrschaft. Vielmehr soll untersucht werden, wie die Erzählungen über das jüngste abgeschlossene Kapitel deutscher Geschichte, die DDR-Vergangenheit, von den Interviewten zur Beschreibung ihrer komplexen Gegenwart verwandt wird.

In einem zweiten Schritt sollen in den DDR-Beständen des Thüringer Landesarchivs solche Vorgänge recherchiert werden, die Bezüge zu den Familienerzählungen haben. Es wird danach gefragt, wie sich schriftliche Quellen und die erzählten Narrative zueinander verhalten. Indem die komplexen Bezüge ausgelotet werden, wird ein multiperspektivischer Blick auf die erzählten Sachverhalte möglich, der gleichzeitig die spezifische Aussagekraft und -grenzen der unterschiedlichen Quellen betont.

Projektleitung

In der ersten Projektphase (1/2019-12/2022) wurde das Projekt von Prof. Dr. Christiane Kuller geleitet, in der zweiten Phase (1/2023-9/2025) übernimmt Dr, Agnes Arp.