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JITSUVAX. Jiu-Jitsu mit Fehlinformationen im Zeitalter von COVID: Einsatz von widerlegungsbasiertem Lernen zur Verbesserung der Impfstoffaufnahme und des Wissens bei medizinischem Fachpersonal und in der Öffentlichkeit

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet Impfverweigerung – also die Verzögerung oder Verweigerung von Impfungen ohne medizinische Indikation – als ernsthafte Bedrohung für die Gesundheit der Menschen weltweit. Sie führt das Phänomen vor allem auf Fehlinformationen im Internet zurück. Medizinisches Fachpersonal könne dabei die Impfentscheidungen der Menschen am ehesten beeinflussen, weil es als vertrauenswürdig betrachtet wird. Das Forschungsprojekt "JITSUVAX" nutzt diese Erkenntnisse nun, um toxische Fehlinformationen in einen potenziellen Vorteil zu verwandeln.

Laufzeit
04/2021 - 03/2025

Finanzierung
Horizon 2020 (EU) :
747 584 Euro

Projektleitung

Inhaberin der Professur für Gesundheitskommunikation (Philosophische Fakultät)

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet Impfverweigerung – also die Verzögerung oder Verweigerung von Impfungen ohne medizinische Indikation – als ernsthafte Bedrohung für die Gesundheit der Menschen weltweit. Sie führt das Phänomen vor allem auf Fehlinformationen im Internet zurück. Medizinisches Fachpersonal (Health Care Professionals, HCP) könne dabei die Impfentscheidungen der Menschen am ehesten beeinflussen, weil es als vertrauenswürdig betrachtet wird. Das Forschungsprojekt "JITSUVAX" nutzt diese Erkenntnisse nun, um toxische Fehlinformationen in einen potenziellen Vorteil zu verwandeln. Es basiert auf zwei Prämissen:

  1. Der beste Weg, sich Wissen anzueignen und Fehleinschätzungen zu bekämpfen, ist die Verwendung von Fehlinformationen selbst, entweder in abgeschwächter Dosis als kognitiver "Impfstoff" oder durch gründliche Analyse von Fehlinformationen während des "Widerlegungslernens".
  2. Das medizinische Fachpersonal (HCP) ist das kritische Bindeglied zwischen der Impfpolitik und der Aufnahme von Impfstoffen. Hauptziel von JITSUVAX ist es, Fehlinformationen über Impfungen zu minimieren. Dafür soll das medizinische Fachpersonal - auch argumentativ - geschult werden, um effektiver mit Patienten kommunizieren zu können.

JITSUVAX umfasst vier wissenschaftliche Arbeitspakete (WP 1-4), plus ein Management-Paket (WP0). WP1 wird systematisch die Einstellung von HCP zu Impfungen in den teilnehmenden Ländern messen. WP2 wird die Argumentation von Impfgegnern analysieren, um Material für Impfungen und Widerlegungen zu liefern. WP2 wird außerdem neuartige Werkzeuge entwickeln, die die Widerstandsfähigkeit der Öffentlichkeit gegenüber Fehlinformationen sowie das Wissen und die Einstellung von HCP zu Impfungen verbessern. WP3 wird die Erkenntnisse aus WP1 und WP2 in die Praxis umsetzen, indem es mehrere neue Werkzeuge erforscht, die von einem neuen "empathischen Widerlegungsinterview" bis zu Interventionen in der Ausbildung von HCPs reichen. WP4 konzentriert sich auf Wirkung und Verbreitung. WP4 wird einen Leitfaden für medizinisches Fachpersonal und öffentliche Gesundheitseinrichtungen entwickeln. Durch die Kontakte des Teams und frühere Zusammenarbeit mit der WHO und UNICEF soll das neue Wissen global verbreitet und genutzt werden.

Die oben angegebenen Daten zu Laufzeit und Finanzierung beziehen sich auf die Förderung der Universität Erfurt als Projektpartner.

Informationen zum Gesamtprojekt:

  • Koordination: Professor Stephan Lewandowsky (University of Bristol)
  • Förderzeitraum: 04/21 bis 03/25
  • Gesamtbudget: 3 118 832,74 Euro
Weitere Informationen zu JITSUVAX