Forschung
Die Schwerpunkte unserer Forschung liegen im Bereich der neueren Wissensschafts- und Wissensgeschichte, in der Imperial- und Kolonialgeschichte sowie in der Internationalen Geschichte, die wir globalhistorisch zu wenden suchen.
Die Professur ist eng verbunden mit dem Forschungskolleg Transkulturelle Studien / Sammlung Perthes sowie mit dem Nachwuchskolleg „Wissensgeschichte der Neuzeit“. Darüber hinaus sind wir aktiv in die Arbeit universitätsinterner Forschungsgruppen eingebunden.
Forschungsgruppen
Freiwilligkeit
Die interdisziplinäre Forschungsgruppe beschäftigt sich mit Freiwilligkeit als politische Praxis in Geschichte und Gegenwart. Grundannahme ihrer Forschung in Kooperation mit Kolleginnen und Kollegen an den Universitäten Jena und Oldenburg ist, dass vielfältige Arten von „Freiwilligkeit“ von zentraler Bedeutung für das Regieren unterschiedlicher Gesellschaften sind...mehr
Praxeologien der Wahrheit
Ausgangspunkt der Forschungen zu Praxeologien der Wahrheit ist die Beobachtung, dass in den Debatten um die sogenannte „post-truth era“ eine Rückbesinnung auf die Wahrheit als Bezugspunkt einer neuen wissenschaftlichen und politischen Ernsthaftigkeit gefordert wird. Dies geschieht zumeist in kritischer Distanznahme zu postmodernen Epistemologien, die den Code von ‚wahr‘ und ‚falsch‘ in relativistische Fragen nach Deutungshoheiten aufgelöst hätten...mehr
Kulturtechniken des Sammelns
Die Forschungsgruppe »Kulturtechniken des Sammelns« bildet ein Forum für die vielfältigen Aktivitäten und Forschungen rund um das Sammeln und die unterschiedlichen Sammlungen an der Universität Erfurt. Ziel der gemeinsamen Arbeit in der Forschungsgruppe ist es, eine theoretische Perspektive auf das Sammeln als Kulturtechnik zu entwickeln. Damit setzt die Forschungsgruppe die bereits in den zurückliegenden Jahren erprobte Kulturtechnikforschung mit neuem Fokus an der Universität Erfurt fort...mehr
Erfurter RaumZeit Forschung
Seitdem der „spatial turn“ wissenschaftlich Gehör gefunden hat, befassen sich vor allem in den Kulturwissenschaften derzeit viele Projekte mit räumlichen Perspektiven. Diese Reflexionen sind mehrheitlich eindimensional – oder besser gesagt: dreidimensional, denn die zeitliche Perspektive wird häufig außer Acht gelassen. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit beiden Kategorien und deren Verknüpfung hat sich die Erfurter RaumZeit-Forschung zur Aufgabe gemacht. Ziel ist es, zunächst Projekte an der Universität Erfurt zusammenzubringen, andererseits aber darüber hinaus neue Impulse zur theoretischen Debatte sowie zur Regionalisierung und Historisierung des Umgangs mit Raum und Zeit zu geben...mehr
Projekte
Kooperationsprojekte und Verbundvorhaben
Geographie und Politik zwischen Nordostafrika und Europa. Selbstzeugnisse als Zugang zu einer relationalen Wissensgeschichte
Das Forschungsprojekt fokussiert Reisen von Europa nach Nordostafrika vor der kolonialen Landnahme. Es untersucht naturkundlich-geographisches und politisches Raumwissen anhand ausgewählter, auf Reisen angefertigter Texte und fragt nach den unterschiedlichen Akteuren, den Formen und Inhalten kollaborativer Wissensproduktion und damit nach den Genealogien sozialer und politischer Räume vor Ort. Das Projekt stützt sich auf in der Sammlung Perthes (Forschungsbibliothek Gotha) überlieferte Notizen, Tagebücher, Berichte, Briefe und kartographischen Arbeiten, die aus der Region nach Gotha gelangten, und verknüpft globalhistorisch informierte, wissensgeschichtliche Ansätze mit Selbstzeugnisforschung... mehr
Bild: © August Petermann, Entwurf einer Karte. Ost-Afrika zwischen Chartúm & dem rothen Meere bis Sauakin & Massua, 1:1.000.000, Gotha 1860/61, SPK 40.19.01 C (01), Sammlung Perthes der Forschungsbibliothek Gotha
Habilitationsvorhaben
Annexionen und Sezessionen im Zeitalter des globalen Kalten Kriegs
Ziel des Projekts ist es, eine neue Perspektive auf die Konflikte des globalen Kalten Kriegs zu entwickeln und so einen Beitrag zur Erforschung der internationalen Ordnung nach dem Zweiten Weltkrieg zu leisten. Mit der Untersuchung von Annexionen und Sezessionen widmet sich die Studie Verstößen gegen ein Grundprinzip der Vereinten Nationen... mehr
Bild: Baudouin I speaking with Moise Tshombe at a reception following the first session of the Belgo-Congolese Round Table.
Postdoc-Projekte
Hidden Histories: Frauen in ländlichen Entwicklungsprogrammen in Indien, c. 1920–1966
Das Projekt widmet sich Beiträgen indischer Frauen zu ländlichen Aufbauprogrammen von etwa 1920 bis 1966 und folgt dabei der Forderung, Gender als Analysekategorie in die Geschichte von Entwicklung einzubeziehen. Das Ziel des Projektes ist es, die Rolle von Frauen in der Gestaltung und Umsetzung von staatlichen und nichtstaatlichen ländlichen Entwicklungsprojekten in Indien in den Schlüsselbereichen Gesundheit, Bildung und Existenzsicherung zu untersuchen und auf diese Weise die Prozesse von Entwicklung und Staatsbürgerschaft neu zu erfassen...mehr
Bild: INDIEN: FAMILIENPLANUNG. NUM Familienplaner Vorlesungen Frauen auf die Verwendung von Verhütungsmitteln Geräte in einem Dorf in der Nähe von Neu-Delhi, Indien, 1968. Quelle: Granger Historical Picture Archive / Alamy Stock Foto.
Sex, Mobilität, Moral. Raumpraktiken und -wahrnehmungen des „Mädchenhandels" zwischen Deutschland, Frankreich und Nordafrika (1900–60)
In dem Projekt geht es um eine Geschichte transnationaler Mobilität und kommerzieller Sexualität zwischen Deutschland, Frankreich und Nordafrika vom beginnenden 20. Jahrhundert bis in die 1960er Jahre. Im Mittelpunkt steht die Idee des sogenannten „Mädchenhandels" oder „traite des blanches", einer Vorstellung, die seit Ende des 19. Jahrhunderts in globalem Maßstab Frauen- und Sittlichkeitsvereine, Polizeiinstitutionen und seit den 1920er Jahren als Trafficking in Women and Children auch den Völkerbund beschäftigte... mehr
Bild: La Rue Bouterie à Marseille, Postkarte 1919, L. L., Louis Lévy, Paris © Wikimedia Commons
Promotionsprojekte
„…das Unternehmen, die Narren zu heilen…“ – Zur Herstellung und Funktion der Kategorie Heilung im Kontext der psychiatrischen Praxis der Heil- und Pflegeanstalt Sonnenstein in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
„Irren ist heilbar!“ So lautete das Credo der noch jungen psychiatrischen Wissenschaften zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Europa. Diese Heilungsmaxime verfolgte man auch im Königreich Sachsen, als dort 1811 die erste staatliche Heilanstalt im deutschsprachigen Raum eröffnet wurde. Ziel des Projektes ist es, durch die Untersuchung des Konzepts Heilung, Aussagen über die Konstitution bürgerlicher Selbstbilder und Gesellschaftsideale in einer Zeit der wirtschaftlichen und sozialen Umbrüche zu treffen...mehr
Bild: Ansicht von Pirna mit Festung Sonnenstein um 1757 © Wikimedia Commons.
Tiere handeln. Mensch-Tier-Verhältnisse zwischen dem Horn von Afrika, Deutschland und der Welt
Lebende Elefanten, Giraffen, Strauße und Dromedare, Paviane und in Europa unbekannte Eselarten – die Liste der Tiere, die im 19. Jahrhundert global gehandelt wurden, war lang. Neben den zahlreichen Tieren waren auch ganz unterschiedliche Menschen in diesem Unternehmen involviert, das Tiere aus dem Inneren Afrikas in europäische Zoos brachten oder Tiere in andere afrikanische Regionen transportierte, um sie in kolonialen Projekten einzusetzen. Der deutsche Tierhändler und -fänger Josef Menges (1850–1910) war mehr als dreißig Jahre lang in diesem Unternehmen tätig und jagte, fing, transportierte und verkaufte in dieser Zeit tausende große und kleine, lebende und tote Tiere... mehr
Bild: „Ausladung einer Sendung afrikanischer Thiere aus dem Schiffe „Urano“ in Triest. Nach der Natur aufgenommen von H. Leutemann.“ In: Die Gartenlaube, 1874.
Das naturwissenschaftliche Zeitalter in der Provinz – Forschen, Sammeln und Präsentieren als gesellige Praktiken um 1900
Mit der ersten Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte im Jahr 1822 begann laut Werner von Siemens (1886) ein „naturwissenschaftliches Zeitalter“, in dem sich die Naturwissenschaften für weitere Bevölkerungsgruppen öffneten und nicht mehr ausschließlich in Fachkreisen thematisiert wurden. Das Dissertationsprojekt untersucht wie diese von Siemens konstatierte Öffnung der Wissenschaften in der Provinz ablief...mehr
Bild: Gothaischen Zeitung, 2. November 1881. © Forschungsbibliothek Gotha.
Frauenhandel, Sklaverei, Sexarbeit: Transnationale Politiken über „sexuelle Arbeit“ in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Gegenstand des Promotionsprojektes sind transnationale Politiken und Debatten über jene Formen „sexueller Arbeit“, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts als „Prostitution“ und „Frauenhandel“ beschrieben wurden. Untersucht wird die Zeit seit Gründung der Vereinten Nationen (1945) bis zur vierten Weltfrauenkonferenz in Peking (1995)...mehr
Bild: Dolinsek, eigene Aufnahme © United Nations Archives
Bruno Hassensteins Kartographien Japans: Eine andere Geschichte der deutschsprachigen Japanologie
Aus historischer Perspektive ist die deutschsprachige Japanologie eine relativ junge wissenschaftliche Disziplin. Ihr Ursprung datiert sich auf das ausgehende 19. Jahrhundert, als Diplomaten, angeworbene „Kontraktausländer“, Forschungsreisende und ehemalige Sinologen begannen, Japans Ökonomie, Religion, Medizin, Rechtswesen, Sprache sowie Geschichte zu studieren. Die europäische Scientific Community der Japanforschung war jedoch genauso daran interessiert, Japan geographisch und kartographisch zu erfassen. An diesem Projekt war allen voran der Gothaer Kartograph Bruno Hassenstein beteiligt... mehr
Bild: 秋山永年墨仙[作図] / 船橋渡 ; 船越守愚[撰], Fujimi Juusanshuu Yochi No Zenzu, Japan: Shūseidō 1843, 155 × 175cm, Forschungsbibliothek Gotha, Sammlung Perthes, SPK 30.15.b.06 C (01), Bl. 8.
Swahili erforschen. Afrikanistische Sprachwissenschaft in Deutschland, Großbritannien und Ostafrika, 1843-1945
Nach der Ankunft erster Missionare im heutigen Kenya in den 1840er Jahren weckte die ostafrikanische Verkehrssprache Swahili in Europa Interesse. Zunächst waren es einzelne Missionare, die die Sprache erlernten, sich über ihre Standardisierung stritten, Sprachproben aufzeichneten und die Bibel übersetzten. Mit der Institutionalisierung der Kolonialwissenschaften in der Wende zum 20. Jahrhundert wurde die Erforschung des Swahili dann in den Metropolen der Kolonialmächte Deutschland und Großbritannien fest etabliert. Die afrikanistische Sprachforschung steht somit in engem Zusammenhang mit missionarischen und kolonialen Herrschaftsansprüchen über die politischen Umbrüche des 19. und 20. Jahrhunderts hinweg... mehr
Bild: Manuskript der Swahili-Dichtung »Qissati Yusufu«, geschrieben von Muhamadi Kijuma, ca. 1937. © STAATSBIBLIOTHEK ZU BERLIN – Preußischer Kulturbesitz, Orientabteilung, Hs. or. 9893.
Der sozialistische Maßstab. Die kartographische Produktion des VEB Hermann Haack, 1955-1989
Die Geschichte des Verlages Justus Perthes Gotha war besonders im 20. Jahrhundert von diversen Umbrüchen und den Spannungslagen der politischen Systemkonkurrenzen geprägt. Die Lage des Verlagshauses in der DDR führte 1953 schließlich zur Enteignung und anschließenden Verstaatlichung, was weitreichende Folgen haben sollte. Obschon sich in den Verlag eine lange Tradition einschrieb, wurde nicht nur der Verlag selbst als Volkseigener Betrieb restrukturiert, sondern auch die Kartographie im Zuge der politischen Ideologie des Sozialismus neu aufgestellt. Doch wie wurde Kartographie im Sozialismus umgestaltet? Anhand der kartographischen Wissensproduktion des VEB Hermann Haack, geht das Projekt der Frage nach, wie politische Interessen die Modi und den Inhalt kartographischer Erzeugnisse beeinflussten... mehr
Transkontinentale Koproduktionen. Deutsche Expeditionen in den östlichen Sudan 1860–1874
Wenn der Zusammenhang zwischen der europäischen Erforschung Afrikas und dem Kolonialismus aus der Retrospektive eindeutig erscheint, dann mag es verwundern, dass noch in den 1860er Jahren afrikanische Reisende, Gelehrte und Politiker europäische Wissenschaftler zu sich einluden, sich mit ihnen austauschten und sie bei ihren Unternehmen unterstützten. Sie taten dies auf Grundlage ihrer jeweils eigenen Motive und Strategien, sodass der Verlauf vieler vorkolonialer Expeditionen zwischen sehr unterschiedlichen – und nicht allein europäischen – Interessengruppen ausgehandelt wurde. Vor diesem Hintergrund ist es notwendig, solche Unternehmungen nicht länger als die zielgerichtet verlaufenden Projekte einzelner Akteure zu verstehen, sondern vielmehr als transkontinentale Koproduktionen... mehr
From Kingdom to Tributary Province: Society, Ecology and Politics – An Ethnohistorical Study of Kafa (present-day Southwest Ethiopia), c. 1600–1900
This dissertation reconstructs the historical development of Kafa, with focus on ecocultural knowledge, from its establishment as a hierarchical state in the Horn of Africa to its incorporation into the Ethiopian Empire. The Kingdom of Kafa was a historical independent political entity located in the southwestern highlands of present-day Ethiopia. It is a region known for its remarkable biodiversity and diverse ecosystems characterized by an impenetrable forest landscape. Over centuries Kafa had developed into a sovereign entity with its own socio-cultural and political institutions reflecting its internal developments under the successive Manjo, Maatto and Minjo dynasties. The Kingdom had developed an elaborate administrative structure supported by the Mikkrecho, the state’s great council, headed by successive hereditary kings. The people of Kafa have demonstrated a magnificent capacity of constructing and reconstructing diverse and complex political frameworks responsive to environmental imperatives. They developed refined local indigenous defence techniques that enabled them to resist successive invasion attempts from the Mecha Oromo and Abyssinian rulers. This indigenous polity was conquered and forcefully reduced to a tributary province of the Ethiopian Empire in 1897, resulting in the destruction of its indigenous administrative institutions. Culturally and socially different institutions, newly established by the militarily superior Abyssinian rulership, came to dominate Kafa. Consequently, Kafa underwent multidimensional transformations during the critical juncture of imperial state formation in the newly established southwestern Ethiopia from the last decade of the 19th century to the first decade of the 20th century. This had ultimately eroded all indigenous administrative institutions and symbols of the kingdom of Kafa, while some cultural and religious institutions, especially clan organisation and some rituals, were still practiced by the local population. This dissertation is exploring how the Kingdom of Kafa maintained its independent polity by developing its own eco-compatible socio-political culture. The political system was closely interwoven with indigenous ecological knowledge. To investigate such specific historical processes of human experience, the analysis is based on an interdisciplinary methodology that employs oral traditions, ethnographic data, travel accounts, archival materials, cartographic works, and research-based secondary sources. This scientific analysis of the history of the Kingdom of Kafa contributes to historical and anthropological studies of various pre-colonial African societies and their kingdoms, which had their defined administrative machinery, in cases like Kafa, headed by semi-divine kings, before their forceful incorporation as integral parts of imperial-state building projects.
Assoziierte Forschungsvorhaben
Bifurcated cartographies. Mapping Central America in the early Nineteenth Century. A cross-continental reading
In the early XIX century two mapping projects on opposite sides of the world started taking shape. One, led by Adolf Stieler in Gotha (Germany), with the ambition to map the whole world in a single work: the Hand-Atlas über alle Theile der Erde (1816 – 1831). The other, with more modest goals, attempting to define the contours of a newly independent nation in Central America: Atlas Guatemalteco (1831)...mehr
Image: America. Stielers Hand-Atlas No 41 (1816) © Collection Perthes.
Europäische Verstrickungen in Abessinien: Sammeln, Wissensproduktion und Gewalt in den 1860er Jahren
In den 1860er Jahren kulminierte eine Vielzahl europäischer Expeditionen in Abessinien, die Wissensproduktion, wissenschaftliche Kommunikation, Politik und materielle Bereicherung miteinander verbanden. Der gewählte Untersuchungszeitraum ist aber nicht nur durch vermehrte europäische Aktivitäten im abessinischen Reich gekennzeichnet. Der Zeitraum ermöglicht auch die Beobachtung früher Formen des Wissenschaftsmanagements und der Wissenschaftskommunikation in einer Zeit, in der sich die Wissenschaftspraxis akademisch professionalisierte...mehr
Koloniale und indigene Staatlichkeit im Kartenbestand zu Westafrika in der Sammlung Perthes, ca. 1817–1933
Das Forschungsprojekt analysiert die Kartierung von Staatlichkeit in Westafrika anhand des Quellenbestands der Sammlung Perthes in der Forschungsbibliothek Gotha. Die Kartensammlung, das Verlagsarchiv und die Verlagsbibliothek geben Aufschluss darüber, wie Karten Vorstellungen von westafrikanischer Territorialität und Staatenbildung südlich der Sahara erzeugten, reflektierten, transformierten und verbreiteten...mehr
Bild: Bruno Hassenstein, Die Flussgebiete des Binue, Alt-Calabar & Kamerun in Westafrika, Mitteilungen aus Justus Perthes' Geographischer Anstalt (1863), Tafel 6 © Forschungsbibliothek/Sammlung Perthes.
Working the Border: Policing Labor along the Polish-East German Border, 1980-1989
Despite East Germany’s unilateral closure of its border with Poland in 1980, thousands of Polish commuters continued to cross over daily for work in GDR factories throughout the decade. For these mostly female workers, GDR jobs meant higher wages, privileged mobility, and access to scarce goods—which might be resold on the unofficial market in Poland...mehr
Bild: Lebensmittelladens „Granica“ („Grenze“), Görlitz © Andrew Tompkins
Abgeschlossene Forschungsprojekte
Das Rubondo-Experiment: Laborinsularität und Naturpolitik in der Dekolonisation Ostafrikas
Warum beinhaltete der postkoloniale Aufbruch in Ostafrika – die »Revolte gegen den Westen« (Geoffrey Barraclough) – nicht auch eine Abkehr von westlichen Konzepten von Natur und ihrem Schutz? Wie durchwirkte die Dekolonisation den Umgang mit der natürlichen Umwelt, und welchen Anteil trugen naturpolitische Initiativen an der Konfiguration der nachkolonialen Verhältnisse? Exemplarische Antworten auf diese Fragen suche ich in einer Nahbetrachtung der Geschichte von Rubondo Island, der ältesten und größten Naturschutzinsel Afrikas, gelegen im südwestlichen Teil des Viktoriasees... mehr
Bild: Rubondo Island im März 2015 © Felix Schürmann
The Other Global Germany: Transnational Criminality and Deviant Globalization in the 20th Century
Seit dem späten 19. Jahrhundert spielt Deutschland eine wichtige Rolle in der Weltwirtschaft: ein führendes Industrieland, das Rohstoffe und Know-how aus der ganzen Welt importiert und im Gegenzug chemische, pharmazeutische und High-Tech Erzeugnisse exportiert. Die Schattenseite der Globalisierung zeigt Deutschland als zentralen Knotenpunkt für den Vertrieb von illegalen Betäubungsmitteln, für den Menschenhandel, und als eine Quelle für illegale Waffenexporte. Dieses Projekt soll „Deutschland in der Welt“ überdenken, indem es die Geschichte seiner „abweichenden Globalisierung“ (deviant globalization) untersucht und seine Rolle in den globalen Netzwerken verbotener medialer Produktion (z.B. Pornographie), Finanzbetrugs und des Handels mit Menschen, Waffen und Betäubungsmitteln im Laufe des langen 20. Jahrhunderts erläutert... mehr
Bild: Schild „Grenzgebiet“ am See-Grenzbeobachtungsturm Kühlungsborn © Wikimedia Commons.
Between 'Goodbye to Berlin' and 'Off to Casablanca': Queer Migration and Border Transgressions in Twentieth-Century (West) Germany
So vielfältig und bunt die deutsche queere Geschichte des 20. Jahrhunderts ist, so schwierig und widersprüchlich ist sie auch. Deutschland war oft Zufluchtsort für queere Menschen aus dem Ausland, wie z.B. Dichter W.H. Auden und Schriftsteller Christopher Isherwood in Berlin in den 1920er Jahren, oder auch Queen Frontmann Freddie Mercury in München in den 1980ern. Gleichzeitig ist diese Geschichte aber auch von Unterdrückung und Ungerechtigkeit geprägt. Das Projekt untersucht diese wechselseitigen Trends der queeren Migration durch deutsche (geographische aber auch normative) Grenzen im Laufe des 20. Jahrhunderts... mehr
Bild: Berlin, Bar "Eldorado", 1932 © Bundesarchiv, Bild 183-1983-0121-500 / CC-BY-SA 3.0
Voluntariness, Decolonization, and the Regulation of Labor in (Post) Colonial Ghana
This project analyzed voluntariness during a period of decolonization, thereby focusing on an often-overlooked political principle of (post) colonial governance By drawing on the example of the British Gold Coast/Ghana, it explores the ways in which voluntary practices shaped the political and social order during the transition from late colonial “indirect rule” to independence. In doing so, the project also explores the changing significance of voluntariness as a norm and resource in this particular period... more
Bild: Eine Formation der „Ghana Young Pioneers“ bei Aburi/Ghana mit beiden Flaggen, 23. Oktober 1964 © Wikimedia Commons/Wieland Koerbel
‘Islands of Sovereignty’ – Labour, Recruitment and Command in German East Africa
Taking a closer look on each working site of the individual ‘Islands of Sovereignty’, this research project attempts to illustrate further the areas of conflict regarding the labour of all protagonists involved at a working site. The agenda and agency not only of the colonizers, but also of the colonized, are to be investigated... mehr
Bild: Eisenbahn in Deutsch-Ostafrika © W. Lange/Bildarchiv der Deutschen Kolonialgesellschaft (Universitätsbibliothek Frankfurt a. M.).
Deutscher Osten, Polnischer Westen. Zur Konstruktion deutsch-polnischer Räume in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts - Eine Wissensgeschichte
Das Projekt untersucht, auf welche Weise von Geographen, Kartographen und Ethnologen vermeintlich homogene Räume hergestellt und diese als politische Aussagen popularisiert wurden. Dabei wird die Wissensproduktion zu thematischen Karten und ethnographischen Objekten deutscher und polnischer Verlage, Museen und Institutionen analysiert... mehr
Bild: Tafel XI „Polacy B“ aus dem Atlas „Geograficzno-Statystyczny Atlas Polski“ von Dr. Eugenjusz Romer, veröffentlicht 1921 in Lwow. © Wikimedia Commons, Maproom.
Pflanzen, Karten, Amulette. Wissensdinge der Palästinaforschung 1877-1929
Der Nahe Osten war seit dem 19. Jahrhundert Gegenstand kolonialer Projekte und theologischer Forschung. Welche Vorstellungen über Umwelt, Raum und Kulturgeschichte begründeten wissenschaftliche Sammlungen und Karten der Region? Stand die Aussicht auf eine zukünftige deutsche Kolonie oder die Projektion auf ein Land der Bibel im Mittelpunkt der Erzählung der zusammengestellten Belege? Wie knüpften zionistische Forschende an die christliche Palästinaforschung an?...mehr
Bild: Karl v. Raumer, Friedrich v. Stülpnagel: Palästina, 3. Aufl., Gotha 1853–1862 © Sammlung Perthes.
Kartographische Quellen und Territoriale Transformationen Äthiopiens seit dem späten 18. Jahrhundert (ETHIOMAP)
Das Forschungsprojekt besteht aus zwei Partnerprojekten, die parallel in Frankreich (gefördert von der ANR) und in Deutschland (gefördert von der DFG) durchgeführt werden. Ziel des Forschungsprojekts ist die systematische Erfassung, Klassifikation und Analyse von in der Äthiopien-Forschung vielfach unbekannten historischen Karten aus und zu Äthiopien...mehr
Bild: Abessinien, Ausschnitt aus: Hermann Berghaus, Chart of the World, 6. Auflage, Gotha: Justus Perthes 1871, © Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt.
The End of the New Order: Global Policies on Media and Means of Communication at UNESCO 1960s to 1980s
Located in the field of a new international history, the project relates to the recent rediscovery of the “new order”-discourses of the 1970s. With its emphasis on the role of international organizations as well as on the voice of political actors of the Global South, it enriches our historic understanding of the processes of decolonization or globalization and complicates our notion of the Cold War and the post-Cold War order...mehr
Bild: The UNESCO headquarters "World Heritage Centre" at Place de Fontenoy (Paris) © Matthias Ripp.
Karten des Krieges. Die deutsche Kartographie im Ersten Weltkrieg
Das Projekt untersucht die Entwicklungslinien der deutschen Kartographie im Verlauf des Ersten Weltkrieges anhand der Aspekte von Produktion und Konsumption. Dabei stehen vor allem die Fragen nach neuen Produktionsstrukturen, neuen Kartentypen und der Nutzung von Karten im Fokus...mehr
Bild: Feldpostkarte, Hermann Haack (im Vordergrund sitzend) als Landsturmoffizier, Arlon, Tunnelwache am 27. September 1914 © Sammlung Perthes.
Kontroverse Gewalt. Die imperiale Expansion in der englischen und deutschen Presse vor dem Ersten Weltkrieg
In der Zeit von 1896 bis 1911 waren Militäreinsätze in der außereuropäischen Welt ein stets präsentes Thema in der deutschen und englischen Presse. Aufgrund der stetig an Schärfe zunehmenden Konkurrenz der ‚Mächte‘ verfolgten die Zeitungen die Interventionen in den noch zwischen den europäischen Staaten umstrittenen Regionen der Welt mit großer Anspannung. Das Projekt untersuchte die mediale Darstellung dieser Militäreinsätze...mehr
Bild: Cover © Vandenhoeck & Ruprecht Verlage.
Karten-Meere. Für eine Geschichte der Globalisierung vom Wasser aus
Karten, insbesondere See- und Meereskarten, spielen in der Geschichte der Globalisierung bislang eine marginale Rolle, obwohl sie wie kaum ein anderes Medium maritime Räume mitsamt den dazugehörigen globalen Verknüpfungen veranschaulichen. Deshalb soll mithilfe von See- und Meereskarten eine bislang kaum bekannte Geschichte der Umbruchszeit von der Mitte des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts erzählt werden, die einen neuen Blick auf die Genese der heutigen globalen Welt eröffnen kann... mehr
Bild: August Petermann, Der grosse Ocean, Mitteilungen aus Justus Perthes‘ Geographischer Anstalt, [3] (1857), Tafel 1. © Forschungsbibliothek Gotha, SPA 4°000100.