Gegenstand des Promotionsprojektes sind transnationale Politiken und Debatten über jene Formen „sexueller Arbeit“, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts als „Prostitution“ und „Frauenhandel“ beschrieben wurden. Untersucht wird die Zeit seit Gründung der Vereinten Nationen (1945) bis zur vierten Weltfrauenkonferenz in Peking (1995). Ausgangspunkt des Forschungsprojektes ist die im Jahre 1949 durch die Vereinten Nationen verabschiedete „Konvention zur Unterbindung des Frauenhandels und der Ausnutzung der Prostitution anderer“.
Gefragt wird erstens nach der Entwicklung und dem historischen Wandel von transnationalen Aktivitäten und Politiken bezüglich „sexueller Arbeit“ auf der Ebene der Vereinten Nationen und den dort zuständigen Kommissionen und Arbeitsgruppen sowie auf der Ebene transnational tätiger Frauenorganisationen in transnationalen Räumen, wie z. B. den Weltfrauenkonferenzen. Zweitens wird nach Konzeptualisierungen und Prozessen der Aushandlung in der Deutung und normativen Beurteilung von „sexueller Arbeit“ durch transnational agierende Akteure gefragt. Dabei steht insbesondere die Frage nach der Verschiebung und Differenzierung von Prostitutionsvorstellungen im Vordergrund: Wie haben welche Akteure Prostitution jeweils vor dem Hintergrund welcher Annahmen und Deutungsmuster konzeptualisiert und verstanden? Insbesondere werden die aktuell gängigen Auffassungen von „sexueller Arbeit“ entweder als „Menschenhandel“ und „Gewalt gegen Frauen“ oder „Sexarbeit“ historisiert und in ihrem historischen Entstehungskontext eingebettet. Drittens wird nach Deutungsmustern und Konzeptualisierungen von „sexueller Arbeit“ im Hinblick auf drei diskursive Felder gefragt: Arbeit, Sexualität und Menschenrechte.
Förderung:
Universität Erfurt (Initialisierungsstipendium,Juni 2014 - Dezember 2014)
Deutsches Historisches Institut, Washington DC(Februar 2015 - März 2015)
Heinrich-Böll-Stiftung(seit Oktober 2015)
Bild: Dolinsek, eigene Aufnahme © United Nations Archives