Hidden Histories: Frauen in ländlichen Entwicklungsprogrammen in Indien, c. 1920–1966

INDIEN: FAMILIENPLANUNG. NUM Familienplaner Vorlesungen Frauen auf die Verwendung von Verhütungsmitteln Geräte in einem Dorf in der Nähe von Neu-Delhi, Indien, 1968.  Die Quelle: Granger Historical Picture Archive / Alamy Stock Foto

Das Projekt widmet sich Beiträgen indischer Frauen zu ländlichen Aufbauprogrammen von etwa 1920 bis 1966 und folgt dabei der Forderung, Gender als Analysekategorie in die Geschichte von Entwicklung einzubeziehen. Das Ziel des Projektes ist es, die Rolle von Frauen in der Gestaltung und Umsetzung von staatlichen und nichtstaatlichen ländlichen Entwicklungsprojekten in Indien in den Schlüsselbereichen Gesundheit, Bildung und Existenzsicherung zu untersuchen und auf diese Weise die Prozesse von Entwicklung und Staatsbürgerschaft neu zu erfassen. Diese Analyse verspricht sowohl neue Einsichten in die internationalen Verflechtungen zwischen Nordamerika, Europa und Südasien als auch auf die dazugehörigen Rückwirkungen auf die indische Nationalstaatsbildung. Während sich die Forschung bisher auf männliche Akteure konzentriert, verlagert das Projekt den Fokus auf Elite-Frauen und ihre Arbeit mit subalternen Zeitgenossinnen im ländlichen Raum. Obwohl staatliche Großinvestitionen zumeist die Modernisierung des industriellen Sektors forcierten, kam dem ländlichen Raum als Zentrum der landwirtschaftlichen Produktion verantwortlich für die Ernährungssicherheit eine gesonderte Bedeutung in indischen Entwicklungsvorhaben zu. Wie das Projekt zeigen wird, war der ländliche Raum dabei ein wichtiger Ort für die ‚geschlechtsspezifische‘ Ausgestaltung von Entwicklung. Eine Reihe von Entwicklungsprogrammen zur Verbesserung der Gesundheit von Mutter und Kind, zur Entwicklung von Heimindustrien und zur Alphabetisierung richtete sich ausdrücklich an Frauen in ländlichen Regionen. Das Projekt erforscht, ob diese von den Ideen des zeitgenössischen Sozialfeminismus beeinflussten Entwicklungsprogramme, dem konventionellen dualen Modell, das Arbeitsbereiche nach Geschlecht trennte, folgten oder ob sie es durchbrachen. Führte die Teilhabe von Frauen an Entwicklungsarbeit zu gleichberechtigter Staatsbürgerschaft? Um die Komplexität der Einflüsse und Wechselwirklungen zu untersuchen, die der Entwicklungsarbeit indischer Akteurinnen zugrunde lagen, kombiniert das Projekt einen biografischen mit einem institutionshistorischen Ansatz, mitsamt der Analyse der dazugehörigen Netzwerke. Darüber hinaus erlaubt es der zeitliche Rahmen, der sowohl die späte Kolonial- als auch die frühe postkoloniale Zeit umfasst, unerforschte Kontinuitäten und Brüche herauszuarbeiten. Aufgrund umfänglicher Vorarbeiten geht das Projekt von der fundierten Arbeitshypothese aus, dass das Aufeinandertreffen von Elitevorstellungen und ländlicher Realbedingungen Einblicke in die Verhandlung von Entwicklungsprogrammen ermöglicht, da es zentrale Kontroversen und Konfliktlinien zum Vorschein bringt. Zusammenfassend analysiert das Projekt wie Frauen ‚Entwicklung‘ konzipierten und nutzt die bei der Umsetzung dieser Initiativen entstandenen Auseinandersetzungen als Ausgangspunkt um neue Einblicke in die historische Genese und die Facetten von Staatsbürgerschaft in der größten Demokratie der Welt zu generieren.

Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Bild: INDIEN: FAMILIENPLANUNG. NUM Familienplaner Vorlesungen Frauen auf die Verwendung von Verhütungsmitteln Geräte in einem Dorf in der Nähe von Neu-Delhi, Indien, 1968. Quelle: Granger Historical Picture Archive / Alamy Stock Foto.

Aktuelles

Workshop "Global Networks, Local Pioneers" (Feb 2023)

Im Februar 2023 fand der zweitägige Workshop „Global Networks, Local Pioneers: Gendered Perspectives on social activism, work and political engagement in and from South Asia" in Delhi statt. Der Workshop wurde gemeinsam von Fritzi-Marie Titzmann (RePLITO) und Maria Framke (DFG-Projekt „Hidden Histories") in Kooperation mit dem TM5 Module „The Challenge of Gender" des ICAS:MP organisiert. Erste Ergebnisse des Workshops in Form von Essays und eines Workshop-Report können im Knowledge Archive von Replito eingesehen werden. Mit ihrem Essay gewährt Dr. Maria Framke von der Universität Erfurt Einblick in ihre Forschung:

Women's role in postcolonial nation state building: Krishnabai Nimbkar and the question of rural development in and beyond India

Vortrag "With women into 'modernity'?" (Jun 2023)

7. European Congress on World and Global History, Den Haag, 29.06–01.07.2023

Vortrag „With women into 'modernity'? Rural South Asia and the gender question" im Panel „Planning and social engineering outside the cities: Harbingers of rural vulnerability in decolonising Asia"

Panel "Changing Forms of Gendered Participation in Politico-ideological Movements in South Asia" (Jul 2023)

European Conference on South Asian Studies, Turin, 26.–29.07.2023

Panel „Changing Forms of Gendered Participation in Politico-ideological Movements in South Asia: Histories, Networks, (In)Visibilities", organisiert zusammen mit Fritzi-Marie Titzmann, Aastha Tyagi und Anshu Saluja

Kontakt

Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt „Hidden histories: Frauen in ländlichen Entwicklungsprogrammen in Indien, c. 1920–1966“
(Historisches Seminar)
Lehrgebäude 4 / Raum 114
Sprechzeiten
nach Vereinbarung
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