Laufzeit
2015
Finanzierung
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) :
1 000 000 Euro
Das Research Centre soll der in Deutschland im 19. Jahrhundert entstandenen, aber durch die nationalsozialistische Judenvertreibung und -vernichtung weitgehend abgebrochenen Erforschung jüdischer religiöser Praktiken und daran anknüpfender Diskurse einen Ort bieten, der zentrale Fragen der jüngsten Forschung in einen interdisziplinären Forschungskontext einbettet. Hier sollen neue Impulse für eine vergleichende wie verflechtungsgeschichtliche Herangehensweise gegeben werden, indem konsequent nach religiös, intellektuell und kulturell pluralistischen Kontexten und Wechselwirkungen gefragt wird.
Die Fokussierung der Arbeit erfolgt durch die Frage: Wie gestalten sich – auf der Ebene von rituellen Praxen – Veränderungen und – auf der Ebene von Diskursen – Beschreibungen, Historisierungen und Deutungen jüdischer ritueller Praxis und von Judentum unter den Bedingungen des lokalen Nebeneinanders vielfältiger religiöser Praxis, von Grenzziehungen zwischen „Religionen“ und weitreichender intellektueller Verflechtung der Akteure? Die Arbeit des Research Centre konzentriert sich dabei auf drei, in bestimmten Epochen fokussierte verflechtungsgeschichtliche Probleme: Ritualisierungen, Intellektualisierungen, Übersetzungen und Tradierungen. Die für viele religiöse Traditionen in der eigenen wissenschaftlichen Reflexion und historischen Erforschung erstaunlich – gemessen an der zentralen Rolle in der religiösen Praxis – marginalisierte Forschung zu religiösen Praktiken im weiteren Sinne einschließlich der Ritual- oder Liturgieforschung wird damit ins Zentrum religionshistorischer Forschung gerückt.