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Forschungsprojekte
Seit Cicero findet sich das Wort superstitio im religionsbezogenen lateinischen Wortschatz und gewinnt zunehmende Popularität; Seneca verfasste eine eigene, nur in Fragmenten erhaltene Monographie „De superstitione“. Das Wort bezeichnet deviante religiöse Praktiken, die über die religio, die der pietas gegenüber den Göttern geschuldet ist, hinausgehen. Dieser spätrepublikanische normative Diskurs ist neu. Aber die Wortgeschichte bleibt bei dem spätrepublikanischen Umschwung nicht stehen. In den apologetischen Texten des dritten Jahrhunderts wird das Wort zu einem zentralen Kampfbegriff; superstitio ist die Religion des anderen. Als solche wird sie dann in den Rechtstexten des vierten und fünften Jahrhunderts kriminalisiert.
Das Projekt zielt auf eine Rekonstruktion von Diskursen über die Grenzen akzeptablen religiösen Verhaltens und ihrer Reflexionen in Äußerungen über Wahlmöglichkeiten und die Ausübung solcher Optionen im Bereich individuellen religiösen Handelns. Im Hinblick auf die religionsgeschichtliche Dynamik nimmt das Projekt so neben den Formen religiöser Alltagspraktiken und Sinnkonstruktionen auch die Versuche religiöser Kontrolle von öffentlicher Seite in den Blick, die neben dem intellektuellen Bereich mehr und mehr rechtswirksam werden.
Vorstudien haben gezeigt, dass religio in römischer Zeit als anthropologisches Konzept Verwendung findet und sich nicht eignet, Pluralität oder Individualität zu beschreiben. Begriffe wie secta oder disciplina können in Gruppen praktizierte Lebensführungsstile beschreiben, werden aber erst spät auf „Religionen“ übertragen. Solche begriffs- und wortgeschichtlichen Befunde sollen mit antiken Selbstzeugnissen und -reflexionen religiöser Praktiken (insbesondere brieflich und in Gebeten wie Hymnen) wie Rechtstexten und der Entwicklung des Religionsrechtes konfrontiert werden. Hier ist der Vergleich mit späteren europäischen Entwicklungen notwendig, um die Perspektive der Religionsgeschichte des römischen Reiches als Christianisierungsgeschichte zu überwinden.
- Kolleg-Forschergruppe "Religiöse Individualisierung in historischer Perspektive" (2008-2018) Abschlussbericht
- ERC-Projekt: "Lived Ancient Religion: Questioning 'Cults' and 'polis Religion'" (2012-2017) Abschlussbericht
- "The Sanctuary Project"
- Kooperationsprojekt "FIGVRA" zu antiken Gottesvorstellungen (FR, Abschlussbericht)
- "Römische Reichs- und Provinzialreligion"
Media & Downloads
- Urban religion: Processes of religious and urban change (Sao Paolo/Roma, 21.06.22)(EN)
- Religion and urbanisation: From polis to urban religion (CEU Budapest)(EN)
- Urban Religion - Religion and the City in Historical Perspective (Kyoto, CISMOR)(EN)
- Wie Religionen sich in Städten verändern (Erfurt, 17.11.2020) (DE)
- „Ritual and religious communication“ (EN) - EuARe Annual Conference, März 2019
- Domi militiae: Medialisierung und Sakralisierung von Krieg im antiken Rom? (Berlin 2018) (DE)
- Religious change (EN)
- Mythen (DE)
- Lived ancient religion (EN)
- Research Portrait - Resonant Self-World Relations (EN)
- Alte Götter und Ich? (DE) - DAI Heidelberg
- Abschlusspodium (DE) - DAI Heidelberg
- Sociological Perspectives on Religious Change (EN) - mit Clifford Ando
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XXI Semanas de Estudios Romanos (ES) 2004
Jörg Rüpke erzählt hier unter anderem von der Errichtung der ersten monumentalen Grabanlagen in Etrurien, von Tempelbauprojekten, von Priestern, Gläubigen und Ritualen, vom Kaiserkult und von den Versuchen Intellektueller, Religion in Wissen zu verwandeln. Er schaut, wo immer möglich, Frauen und Männern über die Schultern, die religiöse Erfahrungen in dunklen Heiligtümern oder vor Hausaltären machten, durch Gebet und Inschriften über den eigenen Tod hinaus in Erinnerung bleiben wollten oder beispielsweise nicht verstanden, warum ein neuer Gott von ihnen Verhaltensänderungen im Alltag erwartete. So eröffnet er seinen Leserinnen und Lesern das ungewöhnliche Panorama eines ebenso bedeutenden wie fremden Lebensbereichs der Antike.