Laufzeit
09/2016
- 08/2019
Finanzierung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) :
300 000 Euro
Laufzeit
03/2021
- 09/2023
Finanzierung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) :
288 000 Euro
Die antimodernistische Phase des Katholizismus (zeitlich etwa zwischen Literaturstreit und 2. Vatikanum) war geprägt von normativ-katholischen Weiblichkeitszuschreibungen, wodurch die Pluralisierungsdynamik dieser Jahrzehnte meist verdeckt bleibt. Beharrung, Wandel und (un)gleichzeitige emanzipative Vorstellungen über eine katholische Geschlechterordnung sollen daher kirchenhistorisch anhand biographischer Quellen und literarischer Werke katholischer Schriftstellerinnen rekonstruiert werden. Als Vertreterinnen eines freien Berufs repräsentierten sie im Gegensatz zu Frauen aus dem Verbandskatholizismus eine ungebundene heterogene Gruppierung, die mit ihren Werken eine öffentliche Wirkung bei der Leserschaft erzielen wollte. Damit wurden sie zu Akteurinnen im Feld des literarischen Katholizismus. Das Bild, das katholische Schriftstellerinnen im Werk von 'Weiblichkeit' zeichneten, und die Korrelation dieses Bildes mit ihrem biographiegeschichtlich zu eruierenden Selbstverständnis zwischen Adaption, Modifikation und Überwindung katholischer Geschlechterordnung soll erstmals erforscht werden, ohne einem 'biographistischen Zirkelschluss' (S. Nieberle) zu erliegen. Damit kann die geschlechtergeschichtliche Erweiterung der Katholizismusforschung durch Bearbeitung eines weiteren Forschungsdesiderats eingelöst werden.
In einem dreifachen Analyseschritt soll 'katholische Weiblichkeit', indirekt auch 'katholische Männlichkeit', an Leben und Werk katholischer Schriftstellerinnen untersucht werden. (1) Die Auswertung der biographischen Eckdaten dieses Kollektivs erschließt, inwieweit es selbst eine Art typologisches 'Produkt' normativ katholischer Weiblichkeitszuschreibungen war. (2) Die Auswertung zentraler Prosawerke mit komplexen Wirklichkeitsbezügen (Roman, Erzählung, Novelle) erschließt, inwieweit die Schriftstellerinnen in Entsprechung zu oder in Absetzung von ihrem eigenen Lebensentwurf 'katholische Weiblichkeit' reflektierten und in ihren fiktionalen literarischen Figuren bzw. in Selbststilisierung 'produzierten'. Dazu sollen auch autobiographische Werke mit herangezogen werden. (3) Die Auswertung von Ego-Dokumenten (Tagebuch, Brief) erschließt, inwieweit Diskrepanzen in der subjektiven Aneignung bestanden. Eine in interdisziplinärer Kooperation von Neuerer Kirchengeschichte, Katholizismusforschung, Germanistik und Informatik entwickelte relationale Datenbank zu den katholischen Schriftstellerinnen wird zur Nachnutzung bereit gestellt.