Ausstellungen von 2014 bis 2018 - rund um Bauhaus, Film und Grafik-Design
VU avec un autre REGARD / Ein QUERSCHNITT durch DIE NEUE ZEIT (2018)
Unter dem Titel „Ein Querschnitt durch die neue Zeit“ („Vu avec un autre Regard“) zeigt die deutsche diplomatische Vertretung in Paris noch bis Ende Januar eine Ausstellung zu den Wechselbeziehungen im Magazin-Design der beiden Länder. Anhand originaler Exponate aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen verdeutlicht die Präsentation, wie sich die Medienentwicklung der Nachbarstaaten gegenseitig beeinflusste. Kurator der Ausstellung ist Prof. Dr. Patrick Rössler, Kommunikationswissenschaftler an der Universität Erfurt, der zu diesem Thema auch verschiedene Bücher veröffentlicht hat. Er erklärt: „Die Illustriertenpresse spiegelt Zeitgeschichte, und an den Titelblättern auflagenstarker Zeitschriften wie ‚Paris Match‘ oder der ‚Woche‘ lässt sich sehr gut ablesen, was die Gesellschaften in jener Zeit beschäftigte“.
Die Motive zeigen sowohl aktuelle Ereignisse wie den Absturz des Zeppelins „Hindenburg“ als auch die oft propagandistischen Auseinandersetzungen etwa um die Aufrüstung in beiden Staaten. Aber genauso wird das kulturelle Geschehen rund um den Film, die Mode oder den Sport thematisiert. Das Zentrum „Allemagne Diplomatie“ direkt gegenüber dem Sitz des französischen Senats im Palais du Luxembourg dient der Öffentlichkeitsarbeit der deutschen Botschaft und war am Eröffnungsabend reich besucht. In seiner Ansprache betonte Rössler, dass die Betrachtung historischer Medien auch Bedeutung für die Gegenwart entfalten kann – wenn ein Titelbild der „Neuen Revue“ von 1932 zum Beispiel unter dem Motto „Auch wo kein Licht ist, ist viel Schatten“ die Umrisse eines uniformierten Nazis zeigt, der den gesamten Reichstag verdunkelt.
Die Ausstellung, die von der Interdisziplinären Forschungsstelle für historische Medien der Universität Erfurt erarbeitet wurde, in der Kommunikations- und Geschichtswissenschaftler kooperieren, war außerdem Teil eines internationalen Konferenzprogramms, für das Forscher aus allen Teilen der Welt nach Paris gereist waren. Gemeinsam wurde auf Einladung der Sorbonne an Lösungen gearbeitet, um das empfindliche Zeitschriftenmaterial durch eine weitere Digitalisierung der interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Rössler unterstützte in seiner Keynote Speech auf dieser Tagung die Initiative zu einem europaweiten Umdenken im Urheberrecht, das der wissenschaftlichen Verwertung vieler historischer Dokumente aus dem 20. Jahrhundert bisher noch enge Grenzen setzt. „Visuelle Kommunikationsforschung ist nicht denkbar, ohne dass ihr Gegenstand – nämlich die Bilder in Zeitungen und Zeitschriften – zugänglich ist und in akademischen Veröffentlichungen angemessen verwertet werden kann“, so sein Plädoyer.
Pressemitteilung der Universität Erfurt (2018)
Zum Beitrag von Puffbohne.de (2018)
Zweite Ausstellungsstation an der Universität Besancon (2019)
Bildfabriken. Fritz Kahn, Otto Neurath et al. (2017/ 18)
Wechselausstellung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig
Ausstellungseröffnung: Donnerstag, 7. September, 19 Uhr
Vom 8. September 2017 bis 7. Januar 2018 zeigt das Deutsche Buch- und Schriftmuseum in Leipzig in Kooperation mit dem Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Erfurt die Anfänge der Infografik am Beispiel zweier unverwechselbarer Bildsprachen. Aus unterschiedlichen Traditionen heraus entwickeln der österreichische Ökonom Otto Neurath, der 1918 Museumsdirektor in Leipzig wurde, und der in Halle geborene Mediziner Fritz Kahn fast zeitgleich ihre abstrakten Bilderwelten, die auf einer formalen Stilisierung des menschlichen Körpers beruhen. Die Ausstellung setzt die beiden unterschiedlichen Herangehensweisen erstmals umfassend in Beziehung zueinander: als ein jeweils spezifischer Beitrag zum „Iconic Turn“ dieser Epoche mit ihrem starken Interesse an einer Internationalisierung von Wissenschaft und Wissensvermittlung.
Spätestens seitdem die New York Times 2002 für Infografiken zu 9/11 mit der höchsten Auszeichnung für Journalisten – dem Pulitzer Preis – gewürdigt wurde, ist klar: Die Infografik ist in der heutigen Medienwelt angekommen. Ihre Wurzeln aber gehen in die Zeit um 1900 zurück: Angesichts einer immer unübersichtlicher werdenden Informationsflut begann man, komplexe Zusammenhänge in einfache Bilder zu übersetzen. Eine mehr und mehr globalisierte Weltsicht bediente sich grafischer Mittel, um die Welt zu erklären. Die Nachfrage nach visueller Kommunikation stieg seit Anfang des 20. Jahrhunderts sprunghaft: Der Unübersichtlichkeit gesellschaftlicher Prozesse stand die Suche nach einfachen Ordnungen und Orientierung gegenüber, die eine neue Bilderwelt in Kunst und Design hervorbrachte.
Die Ausstellung „Bildfabriken. Infografik 1920–1945: Fritz Kahn, Otto Neurath et al.“, die von der Kulturstiftung des Bundes im Programm Fellowship Internationales Museum gefördert wurde, thematisiert diesen Visualisierungsschub im frühen 20. Jahrhundert und nimmt zwei spezifische Antworten der damals sich neu etablierenden Informationsgrafik in den Blick. Während Neuraths Konzept der „Isotype“ (International System of Typographic Picture Education) Piktogramm-ähnliche Grafiken als Zähleinheiten für soziale Gegebenheiten entwickelt, zielen Kahns „Fabriken des menschlichen Körpers“ auf mechanistisch aufbereitete Prozessdiagramme, in denen der Mensch zum „Industriepalast“ wird.
Die beiden Protagonisten teilen das Schicksal, als Exilanten durch die Welt gejagt worden zu sein. Beide waren als Mitbürger jüdischen Glaubens der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt. Aufgrund langer Exilwege, aber auch wegen beruflicher Umorientierungen, war ihr Leben durch zahlreiche Brüche und Ortswechsel gekennzeichnet.
Nach dem Motto Otto Neuraths „Words devide, images unite“ bringen Infografiken als in Form und Farbe prägnante, sprachunabhängige Bildzeichen bis heute komplexe Informationen auf den Punkt. Insofern leistet die Ausstellung mit den historischen Positionen Otto Neuraths und Fritz Kahns auch einen Beitrag zur aktuellen Debatte um eine neue Informationsökonomie.
Die zweisprachige Ausstellung gliedert sich in acht Module: Idee & Maschine, Der neue Körper, Bilderfinder, Ideen auf Weltreise, Isotype: Zeichen der modernen Welt, Weltbild, Visuelle Bildung und Infografik und Medien. Sie zeigt nicht nur Publikationen aus den reichen Beständen der Deutschen Nationalbibliothek, sondern präsentiert auch unikale Objekte aus dem Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek und aus US-amerikanischen und britischen Archiven – allen voran dem Leo Baeck-Institut, New York und der Universität Reading, UK.
Zu der im Programm Fellowship Internationales Museum der Kulturstiftung des Bundes geförderten und in Kooperation mit der Universität Erfurt entstandenen Ausstellung erscheint im Verlag Spectorbooks Leipzig ein von der Kuratorin Helena Doudova gemeinsam mit Stephanie Jacobs und Patrick Rössler herausgegebenes zweisprachiges Begleitbuch das durch die Gesellschaft für das Buch e. V. großzügig unterstützt wurde.
Kunst.Ort.Kino. Historische Filmpublizistik 1917-1937 (2017)
Anlässlich des 100-jährigen Gründungsjubiläums der UFA zeigte die Kunsthalle Erfurt vom 16. Juli bis zum 17. September 2017 die Ausstellung "KUNST.ORT.KINO – Historische Filmpublizistik und zeitgenössische künstlerische Positionen", eine Ausstellung der Universität Erfurt und des Erfurter Kunstvereins e.V. in Kooperation mit der Kunsthalle, und rückt damit den Film und seinen wichtigsten Ort, das Kino, in den Fokus.
Sie warf einerseits einen kulturhistorischen Blick auf das frühe Kino und seine Publizistik . Dieser historische Part von 1917-1937 wurde von Prof. Dr. Patrick Rössler, Universität Erfurt, kuratiert. Zu sehen sind dazu historische Filmplakate, Filmprogramme, Aushangfotos, Zeichnungen, Zeitschriften, Bücher, darunter einige sehr exklusive Objekte.
Zugleich wurden zeitgenössische künstlerische Positionen, kuratiert von Susanne Knorr für den Erfurter Kunstverein e.V., gezeigt, welche die vielfältigen Beziehungen von Kino und Kunst thematisieren, wobei der Fokus auf der Kunst als Spiegel des Kinos liegt. Zu sehen waren Installationen, Videos, Fotografien und Gemälde von 18 Künstlerinnen und Künstlern, die mit Material aus der Welt des Films arbeiten, unter anderen Candice Breitz, Bjørn Melhus, Richard Thieler, Isabell Heimerdinger.
Die Kunsthalle Erfurt sei für diese Ausstellung ein prädestinierter Ort gewesen, denn als Roland-Theater hat sie selbst bis 1959 Kinogeschichte geschrieben, die in einer separaten Abteilung aufgearbeitet wird.
Das Begleitprogramm zur Ausstellung Kunst.Ort.Kino nimmt auch eine umgekehrte Blickrichtung ein: In Kooperation mit dem Kinoklub Erfurt am Hirschlachufer werden Einflüsse der Kunst auf den Kinofilm in Filmvorführungen ebenso angesprochen wie in einer Vortragsreihe mit Filmwissenschaftlern und Künstlern, die neben den regelmäßigen öffentlichen und den Kuratorenführungen die Ausstellung begleiten.
Pressemitteilung (erfurt.de, 2017)
Begleitheft zu den aktuellen künstlerischen Positionen
Einladung zur Ausstellungseröffnung
Illustrierter Film-Kurier - Prinzessin Trulala (Sonderausgabe 1926/ 433 mit farbigen Standfotos)
Illustrierter Film-Kurier - Metropolis (Sonderausgabe zum 100. Jahrestag der Ufa-Gründung, 2017)
Monografie "Filmfieber - deutsche Filmpublizistik 1917 – 1937"
Ausstellungseröffnung in Erfurt
Ausstellungsinstallation in Erfurt
Wege aus dem Bauhaus. Gerhard Marcks und sein Freundeskreis (2017)
Weimarer Auftakt zum 100-jährigen Bauhaus-Jubiläum zeigt ungewöhnliche Positionen im und nach dem Bauhaus
Der Bildhauer Gerhard Marcks (1889–1981) gehörte 1919 zu den ersten Lehrern am Bauhaus in Weimar und trat dort wie kaum ein zweiter Künstler für die Erneuerung aller Künste durch das Handwerk ein. Um Marcks bildete sich ein Netzwerk treuer Mitstreiter, die dieses künstlerische Selbstverständnis über Schulen und Gemeinschaften bis weit über Europa hinaus verbreiteten. Unter dem Titel »Wege aus dem Bauhaus. Gerhard Marcks und sein Freundeskreis« präsentiert die Klassik Stiftung Weimar vom 17. August bis 5. November 2017 gemeinsam mit dem Gerhard-Marcks-Haus in Bremen erstmals eine umfassende Ausstellung zu diesem einzigartigen Künstlerkreis. Sie eröffnet damit einen neuen Blick auf ein Bauhaus jenseits von Industrie und Typisierung.
»Wir zeigen Gerhard Marcks nicht von ungefähr als ersten großen Beitrag Weimars im Hinblick auf das 100-jährige Gründungsjubiläum des Bauhauses 2019«, betont Wolfgang Holler, Generaldirektor Museen der Klassik Stiftung Weimar. »Nach dem Zweiten Weltkrieg war die erste von den Kunstsammlungen zu Weimar veranstaltete Bauhaus-Ausstellung 1958 in der Kunsthalle am Theaterplatz, dem jetzigen Bauhaus-Museum, Gerhard Marcks gewidmet. Nun präsentiert die Klassik Stiftung in ihrer letzten großen Bauhaus-Ausstellung vor der Eröffnung des neuen Bauhaus-Museums diesen außerordentlichen Künstler.« Arie Hartog, Direktor des Gerhard-Marcks-Hauses in Bremen, unterstreicht: »Es ist wichtig, Marcks in diesem Kontext zu sehen. Man kennt ihn als figürlichen Bildhauer und die wenigsten verstehen den Bezug zum Bauhaus.«
Gerhard Marcks zählte neben Ernst Barlach, Georg Kolbe und Wilhelm Lehmbruck zu den bedeutendsten figürlich arbeitenden Bildhauern in Deutschland. 1919 von Walter Gropius an das Staatliche Bauhaus Weimar berufen, leitete er als Formmeister von 1920 bis 1924 die Keramikwerkstatt in Dornburg. Mit seinen Schülerinnen und Schülern, wie der Keramikerin Marguerite Friedlaender-Wildenhain (1896–1985), dem Silberschmied Wolfgang Tümpel (1903–1978) oder dem Maler Johannes Driesch (1901–1930), suchte Marcks nach einer Synthese von Keramik, Plastik und Malerei, um die getrennten Sphären der Kunst und des Lebens zu versöhnen. Die einsetzende Ausrichtung des Bauhauses auf die Herstellung von Prototypen für die industrielle Produktion lehnten Marcks und sein Kreis als Anhänger des traditionellen handwerklichen Ethos ab und nahmen den Umzug des Bauhauses nach Dessau zum Anlass, eigene Wege zu gehen.
Mit über 200 hochkarätigen Exponaten, darunter Skulpturen, Zeichnungen, Gemälden und Keramiken, zeichnet die Ausstellung die gemeinsamen Anfangsjahre in Dornburg nach, begleitet die Künstler und ihren fruchtbaren Ideenaustausch nach der Bauhauszeit und über die Jahre der nationalsozialistischen Herrschaft hinweg bis in die USA. Höhepunkte sind insbesondere die »Abstrakte Figur« von Oskar Schlemmer, das Relief »Frau und Säugling« von Gerhard Marcks sowie Keramiken von Marguerite Friedlaender-Wildenhain aus Kalifornien und Metallobjekte von Wolfgang Tümpel.
Essentiell für die Konzeption der Ausstellung waren die Forschungsergebnisse des DFG-Projekts »Bewegte Netze. Bauhaus-Angehörige und ihre Beziehungsnetzwerke in den 1930er- und 1940er-Jahren« der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg und der Universität Erfurt. Eine in diesem Rahmen entstandene interaktive Medienstation sowie fotografische und filmische Dokumentationen machen den künstlerischen Ideentransfer des Freundeskreises bis zu Marcks‘ Tod 1981 greifbar.
Ein umfassendes Rahmen- und Vermittlungsprogramm flankiert die Schau. Unter anderem führen Künstler, Kunsthistoriker und Handwerker die Besucher in drei dialogischen Gesprächsrundgängen durch die Ausstellung. Für die ganze Familie bietet das »Formlabor« Gelegenheit, ausgehend von den Exponaten eigene Kannen, Becher und Vasen zu entwerfen.
Das Formlabor in Weimar ist ein Projekt des Programms Bauhaus Agenten – eine Initiative der Kulturstiftung des Bundes und der Klassik Stiftung Weimar / bauhaus museum weimar, der Stiftung Bauhaus Dessau und des Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung, Berlin.
Die Ausstellung »Wege aus dem Bauhaus. Gerhard Marcks und sein Freundeskreis« wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes, den Freistaat Thüringen, die Art Mentor Foundation Lucerne, die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und die Sparkasse Mittelthüringen.
Nach Ende ihrer Weimarer Laufzeit ist die Ausstellung »Wege aus dem Bauhaus. Gerhard Marcks und sein Freundeskreis« vom 26. November 2017 bis 4. März 2018 im Gerhard-Marcks-Haus in Bremen zu sehen.
Weimarer Ausstellungsdaten
»Wege aus dem Bauhaus.
Gerhard Marcks und sein Freundeskreis«
17. August bis 5. November 2017
Neues Museum Weimar
Weimarplatz 5 |99423 Weimar
Di, Mi 10–18 Uhr | Do 12–20 Uhr |Fr–So 10–18 Uhr
aus der Pressemitteilung der Klassik-Stiftung Weimar, 2017
Begleitkatalog "Wege aus dem Bauhaus" (2017)
Rezension der Deutschen Welle (2017)
Persönliches Kommunikationsnetzwerk des Bauhaus-Meisters Gerhard Marcks (DFG-Projekt "Bewegte Netze", 2017)
Pictures Creating Image. A Curated Exhibition of Illustrated Magazines as Foreign Propaganda 1930-1945. (2017)
One of our special additions to the ICA Conference in San Diego is Pictures Creating Image, an exhibition of print-based propaganda from around the globe, brought to us by Dr. Patrick Roessler (U of Erfurt). The exhibition will feature elaborate magazine pieces from World War I and World War II that highlight the ideals of varied communist, fascist, and democratic societies, many produced in different languages for global distribution. The selected vintage copies have rarely been displayed elsewhere.
This content is certain to incite important conversations regarding the lines that divide fact from propaganda, and how propaganda might function similarly in the digital age to these analogue samples. The work might also serve as a catalyst for rigorous debate among supporters of free speech and those who hold that free speech is not in fact free to all, and thus find certain kinds of speech made in public to be intolerable. We hope this exhibition encourages us to take up these difficult challenges in rigorous dialogue.
The exhibition opens with a lecture in its own gallery space in Sapphire Ballroom C on Friday 26 May at 11am. The gallery will be open all day on Friday, Saturday, and Sunday for your viewing, and we hope that you will add it to your schedule. A print catalog of the exhibition will also be available onsite. We are so pleased to host this exhibition and we thank Dr. Roessler for his significant donation of time and energy to bring this to ICA.
Paula Gardner, ICA President Elect (ICA Newsletter, April 2017)
Illustrierten-Ikonen. Klassiker der deutschen Publikumspresse 1918 – 1945 (2015/ 16)
Höhepunkte der Publikumspresse 1918-1945
Die illustrierte Massenpresse besaß in der Zwischenkriegszeit eine essentielle Bedeutung für jenen medialen Umbruch, der im Rückblick als „iconic turn“ bezeichnet wird. Dieser Visualisierungsschub, der in der Weimarer Republik einsetzte, wurde maßgeblich von dem Stummfilm und der Illustriertenpresse getragen, den beiden damals maßgeblichen Bildmedien mit hoher Publikumsresonanz. Die Ausstellung IllustriertenIkonen präsentierte exemplarisch 100 herausragende Heftausgaben jener Epoche, die nicht nur in ihrer Zeit Aufsehen erregten, sondern bis heute als Klassiker des Genres gelten. Sie sollten exemplarisch nicht nur die Breite und Vielfalt der Medienlandschaft verdeutlichen, sondern gleichzeitig die wichtigen Diskursfelder markieren, die das Medium durch seine Bildberichterstattung mit prägte.
Zu diesem Zweck teilten sich die Exponate in 10 Gruppen à 10 Hefte auf, die stellvertretend für entweder einen Illustriertentypus stehen (Zeitungsillustrierte, Heftmagazine, Avantgarde-Zeitschriften, Volksillustrierte), oder für ein thematisches Feld (Politik/Propaganda, Frauen/Mode, Lebensform/Erotik, Sport/Lifestyle, Film/Kultur, Design/Werbung). Die Einzelhefte deckten eine Vielzahl publizistischer Quellen ab und dokumentierten so die Vielfalt an den Kiosken jener Zeit; gleichzeitig wurde bei der Auswahl darauf geachtet, Ausgaben von besonderer inhaltlicher oder gestalterischer Relevanz auszuwählen, die prototypisch sowohl für das jeweilige Medium als auch für den betreffenden Gegenstandsbereich stehen können – IllustriertenIkonen im zweifachen Sinne also. Im Ergebnis resultierte hieraus ein Panorama herausragender publizistischer Erzeugnisse, wie es in keiner deutschen Bibliothek verfügbar ist: eine Referenzsammlung für ein zentrales Kulturgut der Pressegeschichte.
Die Ausstellung war während der qved-Konferenz vom 24. bis 28.2.2016 in der Alten Kongresshalle München zugänglich. Begleitend erschien eine illustrierte Katalogbroschüre, die alle 100 ausgewählten Illustrierten farbig abbildet und deren Bedeutung in kurzen Texten veranschaulicht.
Zuvor war die Ausstellung IllustriertenIkonen bereits in der Universitätsbibliothek Erfurt vom 19.11.2015 bis 11.1.2016 zu sehen. Sie begleitete die Jahrestagung 2015 der Fachgruppe „Visuelle Kommunikation“ der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft in Erfurt. 100 aussagekräftige Exponate standen für Heftmagazine ebenso wie für Avantgarde-Zeitschriften, thematisch spannt sich der Bogen von Politik und Propaganda über Frauen- und Modezeitschriften, Lifestyle-Blätter Sport, Film oder Erotik bis hin zu der Fachpresse für Design und Werbung. „Bei der Auswahl haben wir darauf geachtet, inhaltlich oder gestalterisch außergewöhnliche Exemplare auszusuchen, die man als die Schlüsselwerke des Genres bezeichnen kann“, so Patrick Rössler, Kurator der Ausstellung und Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität Erfurt.
aus der Pressemitteilung 2015
Gebrauchsgraphik - Eine Zeitschrift als gedrucktes Schaufenster zur Werbewelt (2014/ 15)
Mondäne Damen und gestählte Sportler, kühne Designs und moderne Anmutung – die schillernden Werbe-Ikonen der Weimarer Jahre sind längst Teil unseres visuellen Gedächtnisses geworden. Die Ausstellung „Gebrauchsgraphik 1924–1944. Eine Zeitschrift als gedrucktes Schaufenster zur Werbewelt“ bietet Einblicke in die Werbe- und Designgeschichte des 20. Jahrhunderts. Im Gegensatz zur heutigen Zeit war es zwischen den Weltkriegen noch keineswegs selbstverständlich, dass sich die Kiosklandschaft aus einem bunten Panoptikum internationaler Zeitschriften zusammensetzt. Im Gegenteil: Als der Berliner Phönix Druck und Verlag 1924 vor mehr als 90 Jahren, die ersten Ausgaben des Fachmagazins „Gebrauchsgraphik“ veröffentlichte, schien die weltweite Vermarktung einer Monatsschrift noch ein kaum realisierbares Unterfangen – in Produktion, Vertrieb und Finanzierung. Doch der Herausgeber der „Gebrauchsgraphik“, Hermann Karl Frenzel, verfolgte sein Ziel mit Nachdruck und produzierte seine »Monatsschrift zur Förderung künstlerischer Reklame« (so der ursprüngliche Untertitel) ab 1927 sogar konsequent zweisprachig in Deutsch und Englisch, was heute als Pionierleistung im globalen Zeitschriftenmarketing gelten darf.
Auch inhaltlich war die „Gebrauchsgraphik“ offen und weltzugewandt. Von ihren ersten Ausgaben an nahm sie die herausragenden Leistungen auf jenem Gebiet, das man heute als Grafikdesign bezeichnen würde, in den Blick, ohne Rücksicht auf die Herkunft von Gestaltern oder Unternehmen. Jenseits ihres Fokus auf die deutsche Szene, für die sie als impulsgebender Botschafter fungierte, verfolgte die Redaktion aufmerksam auch die Entwicklungen in den europäischen Nachbarstaaten, z. B. Frankreich oder England, – und immer wieder in Amerika. Mit ihrer modernen, aber nicht avantgardistischen Perspektive lieferte sie über zwanzig Jahre die verlässliche publizistische Grundlage für eine Branche, die wesentlich zur Weltwahrnehmung der Zwischenkriegsgeneration beitrug. Zugleich entwickelte sie ein »Who is who?« im Grafikdesign, das durch die verblüffend treffsichere Auswahl der beiden Herausgeber bis heute hohe Gültigkeit hat. Herbert Bayer, A. M. Cassandre, Ludwig Hohlwein, E. McKnight Kauffer, Georg Salter und viele andere hatten in der "Gebrauchsgraphik“ ihren Auftritt. Auch fotografische Arbeiten von John Heartfield, Sasha Stone, El Lissitzky oder Martin Munkacsi wurden dort präsentiert.
Die Schau im Buchmuseum der SLUB entstand vor dem Hintergrund des 90-jährigen Bestehens der Zeitschrift. Die SLUB sammelt seit vielen Jahren umfassend internationale Spezialliteratur zur Gebrauchsgrafik – es war also naheliegend, die historischen Ausgaben der gleichnamigen Zeitschrift als dem weltweit einflussreichsten Periodikum im Bereich des Werbe- und Reklamedesigns der Zwischenkriegszeit im Rahmen einer Ausstellung in den Mittelpunkt zu stellen. Kuratiert wird diese von dem Erfurter Kommunikationswissenschaftler Prof. Patrick Rössler, mit dem die SLUB bereits seit Jahren eine enge Zusammenarbeit verbindet.
In der am 9. März 2016 eröffneten Ausstellung werden Highlights und thematische Schwerpunkte des Monatsmagazins anhand der gedruckten Originalausgaben gezeigt. Sie kann und will dabei kein vollständiges und umfassendes Porträt der „Gebrauchsgraphik“ vorlegen. Vielmehr werden ausgewählte Aspekte hervorgehoben, die einen ersten thematischen Einstieg erlauben. Für detailliertere Einblicke sei auf den grundlegenden Aufsatz von Roland Jaeger in dem Band »Blickfang« (hg. von Jürgen Holstein, Berlin 2005) verwiesen und die individuelle Recherche in der digitalen Quelle auf Arthistoricum.de empfohlen.
Neben umfangreichen, überwiegend schwarzweißen Abbildungen der Entwürfe zu allen Arbeitsgebieten der Gebrauchsgrafik enthalten die Hefte eine Vielzahl eindrucksvoller, bunter Beilagen, welche die Leistungsfähigkeit des damaligen Druckgewerbes eindrucksvoll unter Beweis stellen. Auch Verpackungsmuster, Prägedrucke oder verschiedene Papierqualitäten und –farben sind anhand dieser Proben erfahrbar. Bei den Originalen ist die noch heute erhaltene Dichte und Leuchtkraft der Farbpigmente der fest eingebundenen Beilagen sehr überraschend, genau wie der gute Erhaltungszustand der Papiere und Kartons. Bei solch reichem und vielschichtigem Informationsgehalt des Materials ist es keine Frage, dass digitale Langzeitbereitstellung und Erhaltung der Originale unter bestmöglichen konservatorischen Bedingungen keine konkurrierenden Ansätze darstellen, sondern sich gegenseitig ergänzen und bedingen.
Mit Unterstützung des novum-Verlags Stiebner in München haben die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) und das Fachgebiet Kommunikationswissenschaft an der Universität Erfurt die ersten 20 Jahrgänge der Zeitschrift (1924 – 1944) komplett digitalisiert, voll durchsuchbar erschlossen und nach Themen, Gestaltern und Autoren verschlagwortet. Seit Ausstellungsbeginn stehen diese Inhalte über die Plattform Arthistoricum.de allen Interessierten zur Verfügung. Das Material evoziert vielfältige Forschungsfragen zu Kultur- und Kommunikationswissenschaft, für Design- und Fotografiegeschichte. Es lassen sich Verbindungen zu ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen und technischen Entwicklungen herstellen, zum internationalen Tourismus ebenso wie zur Automobil- oder Schwerindustrie.
In den Jahren der NS-Diktatur gelang der Zeitschrift eine für alle Richtungen akzeptable Gratwanderung. Eduard Hölscher, nach dem unerwarteten, plötzlichen Tod H. K. Frenzels ab 1937 neuer Herausgeber der Monatsschrift, beschrieb seine Arbeitssituation im nationalsozialistischen Deutschland 1969 in dem Beitrag „Der Lebenslauf einer Zeitschrift“ anlässlich des 40. Jahrgangs als schwierig, doch nicht hoffnungslos:
Selbst die immer bedenklicheren und bedrohlicheren Erscheinungsformen im politischen Leben Deutschlands vermochten zunächst diese konsequente und sichere Haltung der Zeitschrift noch nicht anzutasten und in Frage zu stellen, sondern ihr höchstens in einigen Ländern des Auslands gewisse Absatzschwierigkeiten zu bereiten. Doch wurde für sie die Lage zusehends kritischer, und so war es ein großer Verlust, daß gerade zu diesem Zeitpunkte ihr Herausgeber, dem es bisher noch gelungen war, unsachgemäße politische Einflüsse von der Zeitschrift fernzuhalten, unerwartet einem Herzschlag erlag. […] Ich befand mich aber damals in einer äußerst prekären Situation, weil die neuen politischen Machthaber immer nachdrücklicher ihren Einfluß auf die Zeitschrift geltend zu machen […] was ich zum Glück noch erfolgreich abwenden konnte. […] Verhindern konnte ich es allerdings nicht, daß in diesen kritischen Jahren der Zeitschrift ihr Untertitel «International Advertising Art» gestrichen und ebenso auch die englischen Textübertragungen verboten wurden.
Die Ausstellung ist noch bis zum 16. Juni 2016 täglich von 10-18 Uhr im Buchmuseum der SLUB zu sehen. Der Eintritt ist frei. Zu Ausstellung und Digitalisierungsprojekt erschien ein gleichnamiges Buch zur Geschichte der Zeitschrift, das unter anderem Inhaltsangaben und Künstlerregister für alle Hefte enthält
Beitrag von Patrick Rössler & Katja Leiskau in BIS: das Magazin der Bibliotheken in Sachsen (2016), Nr. 2
Ausstellung und Vernissage
Die Bilder des Tonfilms (2014)
Eine Ausstellung zur Filmpublizistik der1950er Jahre.
Die Städie Europas lagen 1945 in Trümmern das Kino diente primär der Zerstreuung eines von der Kriegserfahrung traumatisierten Publikums, aber zuweilen auch der Aufarbeitung der jüngeren Ver-gangenheit. Gleichzeitig entwickelte sich ein ungeahnter Starkult um Leinwandheroen wie James Dean, Marilyn Monroe oder Romy Schneider, denen auch die zunehmende Verbreitung von Farbfilm und Cinema-scope-Technologie zur Unsterblichkeit verhalf.
„Die Bilder des Tonfilms" widmet sich den Filmklassikern dieser Epoche anhand der wichtigsten Genres und acht ausgewählten Schlüsselwerken, die sowohl für die Kinotraditionen in unterschiedlichen Ländern als auch für die verschiedenen Genres des Unterhaltungskinos stehen sollen. Zu sehen sind Dokumente der Filmpublizistik als „geronnene Filmerzählung*: insbesondere Filmprogramme, aber genauso Bücher, Zeitschriften, Starpostkarten, Aushang-fotos und Plakate. So dokumentiert die Ausstellung beispielhaft die vielfältigen Formen, in denen Druckwerke das Filmschaffen der Epoche begleiteten.
Die Ausstellung beruht auf einer Kooperation der Universität Erfurt (Lehrgebiet Kommunikationswissen-schaft) mit der Fachhochschule Erfurt (Fachbereich Architektur).
Idee & Konzept
In einem zweisemestrigen Praxis-Lehrprojekt haben Studierende beider Häuser die Inhalte erarbeitet, in ein Ausstellungskonzept umgesetzt und dieses realisiert. Wir danken beiden Hochschulen für die ideelle und finanzielle Unterstützung bei der Einrichtung der Ausstellung und der Herstellung der Begleitmaterialien. Die Exponate entstammen im Wesentlichen der "Wasserburger Sammlung" zur Filmpublizistik von Anton Fuchs, die 2013 in Teilen von der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha übernommen werden konnte. Unser Dank gilt insbesondere Manfred Heiting (Malibu, USA) und Jörg Ammann (Baden-Baden), die durch ihre großzügige Unterstützung (neben weiteren ungenannten Spendern und der Staatskanzlei des Landes Thüringen) den Ankauf und die Erschließung dieser Sammlung ermöglicht haben.
Die Ausstellung „Die Bilder des Tonfilms" wäre ohne die Hilfsbereitschaft verschiedener Förderer nicht möglich gewesen, gedankt sei insbesondere der Ludwig Delp Stiftung (München). Stephan Schultz und Kollegen (westhelle&partnen, der Kuhlmann Steuer- und Wirtschaftskanzlei sowie der Veranstaltungsreihe Sammeln - Forschen - Lehren* dem Studierendenrat und den Verantwortlichen für das Studium Fundamentale der Universität Erfurt. Sie würdigt gleichzeitig das Andenken an Anton Fuchs, der im Frühjahr 2014 seiner schweren Krankheit erlegen ist und deswegen die öffentliche Präsentation auch seines Lebenswerks nicht mehr selbst miterleben kann.
Informationstext zur Ausstellung (2014)