Lehrveranstaltungen Wintersemester 2011/12
S-3: Theorien der Räumlichkeit und der Zeitlichkeit (BA, MaL)
Mi 12:00-14:00
Zeit und Raum sind wesentliche Kategorien menschlicher Gesellschaften wie auch der Geschichtsschreibung. Relevant sind sie jedoch weniger als objektive, physikalische Einheiten denn als soziale Konstruktionen, wofür die Begriffe Zeitlichkeit und Räumlichkeit stehen. In dem Seminar werden wir uns eine Reihe theoretischer Konzepte näher ansehen und versuchen, sie für geschichtswissenschaftliches Arbeiten fruchtbar zu machen. Außerdem wollen wir untersuchen, in welchem Verhältnis Zeitlichkeit und Räumlichkeit stehen.
Literatur:
Paul Reuber: Writing History – Writing Geography. Zum Verhältnis von Zeit und Raum in Geschichte und Geographie, in: Geographische Zeitschrift 93 (2005), S. 5-16; EspacesTemps.net, URL: <www.espacestemps.net>
S-6: Handelsplätze, wirtschaftliche Interaktionen und Austausch von Waren: zur Entwicklung des Welthandels in der Frühen Neuzeit (BA)
Mo 16:00-18:00
Im Zuge der „Entdeckung“ und Erschließung neuer Regionen der Erde haben sich auch die wirtschaftlichen Beziehungen und Warenströme verändert. In dem Seminar wollen wir untersuchen, welche Rohstoffe und Waren im Zeitraum von ca. 1500-1800 „global“ gehandelt wurden, welche Akteure und welche Kommunikationsmedien diese neuen Handelsräume strukturierten. Wir wollen uns aber auch mit der Frage auseinandersetzen, inwiefern es gerechtfertigt ist, von der Frühen Neuzeit als einem „first global age“ zu sprechen. – Der Besuch des Seminars setzt gute Fremdsprachenkenntnisse voraus (Englisch + eine weitere moderne Fremdsprache).
Literatur:
Kenneth Pomeranz / Steven Topik: The world that trade created. Society, culture, and the world economy, 1400 to the present, Armonk, NY [u.a.] 1999, 2. erw. Aufl. 2006.
S-9: Macht/Gewalt: Theorien und historische Fallstudien (MA)
Di 12:00-14:00
Macht scheint in jeder Beziehung eine Rolle zu spielen und Gewalt wurde als Motor der Geschichte bezeichnet. Unter solchen Annahmen lässt sich die Welt (der Geschichte) offenbar ganz neu betrachten. Doch ganz so einfach ist es nicht. Die Auseinandersetzung mit den Begriffen Macht – Gewalt – Herrschaft seit dem Mittelalter sowie mit den dazugehörigen Theorien zeigt, dass Macht/Gewalt lange Zeit an Fragen von Legitimität und (Un-)Verfügbarkeit gekoppelt waren. Erst neuere Theorien (Foucault, Bourdieu, Agamben u.a.) emanzipieren sich davon und machen neue Sichtweisen in den unterschiedlichsten Bereichen möglich: ob am frühneuzeitlichen Hof, in Klientelverhältnissen, in Zweierbeziehungen, im Bereich von Polizei und Kontrolle oder an Orten der Einsperrung und der Tötung etc.
Der Besuch des Weimarer Rendez-vous mit der Geschichte (4.-6.11.2011) ist Teil des Seminars. Wer dort einen Vortrag halten möchte, setze sich bitte spätestens Anfang Oktober mit der Kursleiterin in Verbindung.
Literatur:
Art. „Macht“ in den Geschichtlichen Grundbegriffen.
Ko-6: Kolloquium zu laufenden Abschluss- und Qualifikationsarbeiten in der Neueren Geschichte (EG) (MA)
Mi 18-20 Uhr
Das Kolloquium bietet Gelegenheit zur Präsentation und Diskussion Ihrer laufenden Forschungsarbeiten. Ferner werden auswärtige Gastreferenten vortragen und es wird ein kleiner deutsch-französischer Workshop organisiert und durchgeführt. Bitte melden Sie sich spätestens in der ersten Semesterwoche mit einer kleinen Skizze Ihres Projekts und/oder Ihrer Interessen (brieflich oder per Email) an.
SE-6: Selbststudieneinheit zur Geschichte und Anthropologie des Raums (Quellenstudien zur frühneuzeitlichen Handelsgeschichte) (EG, HA) (MA)
n.Vbg.
Die Veranstaltung bietet die Möglichkeit, frühneuzeitliche Kaufmannshandbücher (darunter Reisehandbücher nach Indien und China) sowie Nachlässe von Handelshäusern auszuwerten. Die Kosten für notwendige Bibliotheks- oder Archivreisen werden erstattet.
S-3: Der japanisch-europäische Kulturkontakt in der Frühen Neuzeit (BA)
Einführungssitzung
Fr., 14.10.2011, 14-15.30 Uhr
Blockveranstaltung:
Fr., 18.11.2011, 14-17 Uhr
Sa., 19.11.2011, 10.30-12 u. 13-16 Uhr
Fr., 16.12.2011, 14-17 Uhr
Sa., 17.12.2011, 10.30-12 u. 13-16 Uhr
Fr., 13.01.2012, 14-17 Uhr
Sa., 14.01.2012, 10.30-12 u. 13-14.30 Uhr
Der Artikel ‚Iapan’ in Zedlers Universal-Lexicon (1739) umfasst immerhin 10 Spalten. Das ist viel und wenig zugleich. Was wusste man im Europa der Frühen Neuzeit über Japan? Und was wussten die Japaner über Europa? Auf welchen Wegen wurden Wissen und Artefakte zwischen beiden vermittelt? Diesen und ähnlichen Fragen wird sich die Übung stellen. Im Zentrum stehen dabei: (1) die Unterschiede der gesellschaftlichen Strukturen zwischen Europa und Japan in der Frühen Neuzeit, (2) die kulturellen Wechselwirkungen zwischen beiden, und (3) die Probleme und Chancen transnationaler Geschichtsforschung. Zudem werden ausgewählte Quellen in deutscher englischer Sprache gelesen und interpretiert.
Literatur:
Nitobe, Inazo: Bushidô - Die Seele Japans, 1. erw. Aufl., Frankfurt 2003; Budde, Gunilla/Conrad, Sebastian/Janz, Oliver (Hrsg.): Transnationale Geschichte. Themen, Tendenzen und Theorien, Göttingen 2006; Manfred, Pohl: Geschichte Japans, 1. Aufl., München 2002; Cooper, Michael: The Japanese mission to Europe, 1582 - 1590 : the journey of four Samurai boys through Portugal, Spain and Italy, Global Oriental, 2005; Michel, Wolfgang: "Der Ost-Indischen und angrenzenden Königreiche vornehmste Seltenheiten betreffende kurze Erläuterung". Neue Funde zum Leben und Werk des Leipziger Chirurgen und Handelsmanns Caspar Schamberger (1623 - 1706), Fukuoka 2010.
S-3: Gnade vor Recht? Politisches Bitten, 1500-2000 (B.A.)
Einführungssitzung 18.10.2011, 12-14 Uhr c.t.
Blockveranstaltungen am 26.11.2011 und 21./22.01.2012, jeweils 12-18 Uhr c.t., in den Räumen des Max-Weber-Kollegs (Am Hügel 1, Innenstadt)
Die Geschichte der sich formierenden modernen Staatlichkeit ist eine von Rationalisierungs- und Formalisierungsannahmen geprägte. Welchen Stellenwert nimmt dabei die auf den ersten Blick so irrationale, so wenig formalisierte Bitte ein? Oder trübt der Augenschein? Das sind die beiden Kernfragen, denen wir nachgehen wollen. Dabei spüren wir der konkreten Interaktion zwischen Beherrschten und Herrschaft im Modus des Bittens nach, werden frühneuzeitliche Suppliken und öffentliche Bittinszenierungen ebenso analysieren wie Eingaben an bundesrepublikanische Ministerien. Die langzeitliche Perspektive soll uns dabei zum heuristischen Mittel werden und helfen, sehr grundlegende Muster politischer Kommunikation zu erfassen und zu erfahren, wie sich das Bitten im Rationale sich verdichtender – und vielleicht jüngst wieder: sich verflüssigender – Staatlichkeit positioniert. Der Schwerpunkt der Veranstaltung wird auf Quellenarbeit liegen. Sämtliche vormodernen Quellen werden dazu in transkribierter und ggf. übersetzter Form geboten. Latein- oder paläographische Kenntnisse sind also nicht erforderlich, wohl aber die Bereitschaft, sich auf die Sprachformen des älteren Deutsch einzulassen.
Leistungsanforderungen:
- Referat mit Handout (je nach Seminargröße ggf. alternativ eine Hausarbeit)
- kleinere schriftliche Vorbereitungen zu den Blocksitzungen