Laufzeit
12/2020
- 11/2024
Finanzierung
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) :
422 000 Euro
In digital vernetzten Kollektiven gehören kreatives selbstgesteuertes Lernen und pädagogische Praktiken zum Alltag. Musikpädagogik greift solche Praktiken beispielsweise in Form von kollektivem Songwriting auf und schreibt ihnen viele positive Effekte zu. Musikalisches Üben mit digitalen Technologien schafft Identität, sichert Partizipation, Demokratisierung, Zusammenarbeit, Kreativität und Selbstlernen und fördert so nicht nur die musikalischen Fähigkeiten, sondern die Bildung als Ganzes. Im Gegensatz dazu gibt es eine national spärliche und international verstreute Forschungslandschaft und die Beobachtung, dass digitale Innovationen in informellen künstlerischen Kontexten heute häufig auf eine postdigitale Hybridisierung von digitalen und nicht-digitalen Praktiken treffen. In dieser Phase der fortgeschrittenen Digitalisierung untersucht das gemeinsame Projekt der Universität Erfurt (UE) und der Universität Paderborn (UPB) Songwriting-Prozesse als Beispiel für kollektive Kreativität in (post)digitalen Communities. Ausgehend vom Musikunterricht in Schulen (UE) einerseits und informellen Bands (UPB) andererseits wird kollaboratives und kooperatives Lernen in unterschiedlichen Bildungskontexten erforscht. Das Zusammenspiel informeller und formaler Selbstlernprozesse in digital vernetzten Communities wird rekonstruiert, die jeweilige konstitutive Rolle digitaler und analoger Technologien identifiziert und Gestaltungsprinzipien für zukünftige informell-formale Bildungspraktiken abgeleitet.
Der Forschungsantrag wurde von Marc Godau, Matthias Haenisch und Verena Weidner eingereicht. Das Projekt läuft von 2020 bis 2024 und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Das Forschungsprojekt Musical Communities in the Postdigital Age (MusCoDA) untersucht in zwei Teilstudien (Erfurt & Paderborn) formal-schulisches sowie informell-freizeitliches Lernen beim Songwriting und entwickelt aus empirischen Daten Unterrichtsdesigns für den Musikunterricht.
Während in einem ersten literaturbasierten Design aus diversen methodisch-didaktischen Konzepten und Vorschlägen aus der internationalen Musikpädagogik ein Kartenspiel als Planungstool für Lehrkräfte entwickelt wurde, lehnt sich das hier vorgestellte zweite Design stärker an Popmusikalische Praxen von Soloartists oder Bands und deren Aufführungskontexte wie Live-Konzert oder Social-Media-Plattform usw. an. Das Konzept folgt damit dem Anspruch, dass Schüler:innen im Unterricht so lernen wie Popmusiker:innen in außerschulischen Kontexten.
Aus den empirischen Ergebnissen wurde so das Vier-Räume-Modell als didaktisches Konzept des Songwriting für den Musikunterricht entwickelt. Die Schüler:innen erhalten die Aufgabe, im Unterricht eigene Songperformances (z.B. Musikvideo, Playlistenplatzierung, (Live)Konzert) zu kreieren. Dabei sollen sie sich abwechselnd durch vier (Denk-)Räume bewegen: im Performanceraum werden erste Ideen und Songperformances aufgeführt oder veröffentlicht, im Inspirationsraum sammeln Schüler*innen Ideen für ihren Song, indem sie sich Musik und Videos anderer Künstler*innen als Inspiration anschauen (Inspiration finden), im Probe- und Recordingraum werden die gesammelten Ideen und einzelnen Materialien zusammengesetzt und fertig gemacht (präsentabel machen) und im Explorationsraum werden alle vorhandenen Geräte, Instrumente, Sounds, Apps etc. ausprobiert, um Material für den eigenen Song zu sammeln (explorieren & sammeln). Zu jedem der vier Räume erhalten die Lernenden eine Impulskarte, die mit Fragen zu den jeweiligen Praktiken Anregungen zum selbstständigen Lernen geben.
Die Aufgabenstellung können Sie sich unter folgendem Link als Video für ihre Schüler*innen anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=teslqvoYexY
Lesen Sie auch unseren Einblick in das Projekt im Wissenschaftsblog WortMelder der Uni Erfurt.