Laufzeit
10/2020
- 09/2023
Mein Ziel ist es, die Auswirkungen dieses Repatriierungssystems auf drei verschiedenen Ebenen zu analysieren. Erstens haben sich internationale Organisationen auf die Durchführung von staatlichen Rückführungsprogrammen spezialisiert. Die Schlüsselfrage ist hier, inwieweit diese Organisationen die freiwillige Rückkehr als Norm etablierten und als Grundsatz im internationalen Recht verankerten.
Auf einer zweiten Ebene untersuche ich, wie Nichtregierungsorganisationen und zivilgesellschaftliche Gruppen den Diskurs über die freiwillige Rückkehr mitgestaltet haben und ob sie sich diesen Diskurs zu eigen gemacht oder ihn abgelehnt haben. Während einige von ihnen den Diskurs der Freiwilligkeit übernahmen und aktiv förderten, problematisierten andere die direkte Verbindung zwischen zwangsweiser Abschiebung und Angeboten zur freiwilligen Rückkehr und entwickelten eine Sensibilität für die Antinomien der Freiwilligkeit.
Drittens stelle ich die Migranten selbst in den Vordergrund. Arbeitsmigranten, Flüchtlinge und Asylbewerber sahen sich gleichermaßen mit der Möglichkeit der freiwilligen Rückkehr konfrontiert, auch wenn ihre früheren Migrationserfahrungen sehr unterschiedlich waren. Im Hinblick auf diese drei Gruppen von Migranten wird untersucht, inwieweit sie die Freiwilligkeit ihrer eigenen Rückkehr akzeptierten, sie selbst als freiwillig deklarierten oder sogar Freiwilligkeit als Technik des Selbst im Rückführungsprozess einsetzten.
Das Teilprojekt zeigt auf, wie neben normativen und diskursiven Elementen auch praktische Bedingungen Entscheidungen über und Erklärungen von Freiwilligkeit prägten. Auf der Grundlage von Archivmaterial, soziologischen Studien und Interviews mit Migranten untersuche ich Prozesse der Subjektivierung und des Handelns (oder des Eigen-Sinns) innerhalb von Rückführungsregimen aus einer historischen Perspektive.