Laufzeit
10/2020
- 09/2023
Das Unterprojekt zeigt zunächst die Rolle der Freiwilligkeit im amerikanischen politischen Projekt auf. Die Loslösung von den Zwängen der Briten war konstitutiv für die amerikanische Staatsbürgerschaft, während die Freiwilligkeit politischen und sozialen Handelns zur Voraussetzung für die Anerkennung als amerikanischer Staatsbürger wurde. Zweitens zeigen wir, wie das politische Prinzip der freiwilligen Selbstverwaltung und des bürgerlichen Engagements dazu beitrug, Unterschiede zwischen den Menschen auf der Grundlage von Klasse, Geschlecht und Rasse zu etablieren, die mit unterschiedlichen Fähigkeiten zur freiwilligen Teilnahme und Staatsbürgerschaft verbunden waren. Drittens wechselt das Teilprojekt über den Atlantik, um die Perspektiven der Zeitgenossen auf die neue Ordnung in Amerika und das damit verbundene freiwillige Engagement zu untersuchen.
Methodisch orientiert sich das Teilprojekt an den Studien zur Gouvernementalität. Auf einer ersten Ebene setzen wir die historische Diskursanalyse ein, um aufzuzeigen, wie sich Freiwilligkeit als Kernbotschaft des liberalen Diskurses des 18. und frühen 19. Jahrhunderts durchsetzte. Die wichtigsten Quellen sind die "Early American Imprints", die online verfügbar sind, ergänzt durch europäische Zeitschriften der Aufklärungszeit. Auf einer zweiten Ebene untersucht das Teilprojekt die gesellschaftspolitische Praxis in Form des freiwilligen bürgerlichen Engagements, das die unteren Schichten zu einem freiwilligen, fleißigen und tugendhaften Leben anleiten sollte. Dabei konzentriert sich das Projekt auf den Fall Philadelphia und seine bürgerlichen Reformvereine und -institutionen. Als Quellen dienen einschlägige Archivalien und die regelmäßig veröffentlichten Berichte dieser Einrichtungen.