An drei Orten in Weimar zeigt die Schau rund 450 Kunst- und Designobjekte aus Privatsammlungen und renommierten Museen in Europa und den USA. Die Werke verdeutlichen die komplexe politische Geschichte des Bauhauses bis zu seiner Schließung 1933 und zeigen die äußerst unterschiedlichen Lebenswege der Bauhäusler*innen im Nationalsozialismus.
Im Museum Neues Weimar werden unter dem Titel „Politische Kämpfe um das Bauhaus 1919−1933” die künstlerischen und politischen Konflikte beleuchtet, die bereits mit der Gründung der Kunstinstitution in Weimar begannen und sich in Dessau und Berlin unvermindert fortsetzten. Im Bauhaus Museum geht es unter der Überschrift „Abgehängt – Beschlagnahmt – Angepasst 1930/1937” um die Beschlagnahme der „entarteten Kunst“ 1937 und um ihre Vorläuferaktion in Weimar: Bereits 1930 mussten über 70 Werke von Künstlern wie Lyonel Feininger und Paul Klee aus dem Schlossmuseum entfernt werden. Mehr als 450 Werke wurden 1937 beschlagnahmt – ein bis heute spürbarer kultureller Verlust in den Sammlungen. Der Hauptteil der Ausstellung im Schiller-Museum beschäftigt sich mit Bauhaus-Mitgliedern und ihren „Lebenswegen in der Diktatur 1933−1945”. Die Station thematisiert die Gratwanderungen, die sie angesichts der neuen politischen Verhältnisse nach 1933 vollzogen. Viele Bauhäusler*innen hatten kaum eine andere Wahl: Sie verloren ihre Arbeit und flohen aufgrund ihrer Herkunft ins Exil. Mindestens 21 Bauhäusler*innen wurden in NS-Gefängnissen oder Konzentrationslagern umgebracht. Doch die Mehrheit blieb unbehelligt in Deutschland. Die ehemaligen Bauhaus-Studierenden beteiligten sich an nationalsozialistischen Propaganda-Ausstellungen oder präsentierte ihre Werke auf Designmessen. Sie entwarfen Filmplakate, Möbel, Haushaltswaren und sogar Hitlerbüsten.
Die dreiteilige Ausstellung will damit neue, auch unbequeme Perspektiven auf die Bauhausgeschichte aufzeigen. Denn noch lange nach 1945 hielt sich die Illusion einer einzig „guten" und verfolgten Moderne. Eine innovative künstlerische Haltung allein, so zeigen die Schicksale vieler Bauhaus-Angehörigen, schützt noch nicht gegen die Verführbarkeit durch den Faschismus. Dies macht die Rolle der Kunst in einer liberalen und weltoffenen Gesellschaft zu einem zentralen Thema der Ausstellung.
Komplettiert wird die dreiteilige Ausstellung durch die Installation „Denkmal für Ehrlichkeit", das aus den berühmten Typenmöbeln 602 des Bauhäuslers Franz Ehrlich gebaut wurde. Die Installation des Künstlertrios Friedrich von Borries, Frieder Bohaumilitzky und Jens-Uwe Fischer dekonstruiert die komplexe Biografie des Bauhaus-Architekten, Grafikers und Designers Ehrlich (1907–1984), der außerdem Widerstandskämpfer und Buchenwaldhäftling war, aber auch SS-Architekt, Stasi-Informant und Hochstapler. Ausgehend von seiner Geschichte hinterfragt das Denkmal die dominanten Selbstverständnisse der Gegenwart: Wie ehrlich sind wir?
Die Ausstellung wird am 8. Mai 2024 um 20 Uhr eröffnet. Der Eintritt zur Eröffnung ist frei. Im Anschluss ist die Ausstellung wie folgt zu sehen:
Teil „Politische Kämpfe um das Bauhaus 1919 – 1933“:
Museum Neues Weimar | Mo, Mi – So, 9.30 – 18 Uhr
Teil „Abgehängt – Beschlagnahmt – Angepasst 1930/1937“:
Bauhaus-Museum Weimar | Mo, Mi – So, 9.30 – 18 Uhr
Teil „Lebenswege in der Diktatur 1933 – 1945“:
Schiller-Museum | Di – So, 9.30 – 18 Uhr