Ziel ist es, die Kompetenz-, Transfer- und Praxisorientierung sowie die Interdisziplinarität und Internationalität der juristischen Lehre an der Universität Erfurt nachhaltig zu stärken. Zu diesem Zweck entwickelt und erprobt das Projekt ein Programm zur „Clinical Education in Global Justice“ in den staatswissenschaftlichen Studiengängen. Es ermöglicht Studierenden, rechtliche Inhalte im Wege erfahrungsbasierten und forschenden Lernens selbst zu erarbeiten und diese in realen Praxisfällen exemplarisch zugunsten benachteiligter Rechtssuchender im Sinne von Service Learning anzuwenden. Durch die exemplarische Beschäftigung mit konkreten Ungerechtigkeiten erfahren Studierende, dass Recht nicht neutral ist, und machen sich die eigenen Privilegierungen, Vorurteile und soziale Verantwortung bewusst. Das Projekt etabliert dabei ein kompetenzorientiertes, dreisemestriges Clinic-Curriculum und institutionalisiert die Zusammenarbeit mit Praxispartnern. Es bindet die Ausbildung in globale Clinic-Netzwerke und Lernpartnerschaften ein, in deren Rahmen Erfurter Studierende gemeinsam mit Studierenden aus dem Globalen Süden praxisfallbezogen lernen. Im Rahmen des Programms sollen die Studierenden zugleich Medien- und Kommunikationskompetenz erwerben und zum gesellschaftlichen Wissenstransfer beitragen.
Zum Hintergrund erläutert Jun.-Professor Michael Riegner: "Die juristische Lehre ist an der Universität Erfurt in die Bachelor- und Master-Studiengänge Staatswissenschaften, Internationale Beziehungen und Public Policy eingebunden, die rechts-, sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Kompetenzen für vielfältige Berufsprofile vermitteln. Trotz dieser multidisziplinären und internationalen Einbindung orientierte sich die juristische Lehre bislang inhaltlich und didaktisch an Staatsexamensstudiengängen juristischer Fakultäten. Ein alternativer Ansatz ist das aus den USA stammende Ausbildungsformat der 'clinical legal education', in dem Studierende an realen Praxisfällen lernen und sozial Benachteiligten zu ihrem Recht verhelfen. Wir haben an der Universität Erfurt 2022 in einem ersten Clinic-Seminar unterrichtet und nun gemeinsam mit den Studierenden diesen Drittmittelantrag erarbeitet. Diese Erfahrung hat gezeigt, dass klinische Ausbildungsformate in Erfurt besonderes Innovationspotenzial bergen und auf förderliche Rahmenbedingungen treffen: Flexible, interdisziplinäre Studiengänge, das breite Interesse und Kompetenzprofil der Studierenden und Lehrenden sowie die internationale Ausrichtung ermöglichen es, das Clinic-Format hier zu verankern und interdisziplinär weiterzuentwickeln."
Unterstützt wird das Projekt durch Kooperationen mit Partnern aus der Menschenrechts- und Entwicklungspraxis, wie dem Europäischen Zentrum für Verfassungs- und Menschenrechte in Berlin.
Weitere Informationen dazu finden Sie auf der Website der Professur.