Die Missionare Andrew und Berta Foster waren beide taub. Er war Afroamerikaner aus dem segregierten Süden der Vereinigten Staaten, sie Deutsche - im Nationalsozialismus geboren und während des frühen Kalten Krieges in West-Berlin aufgewachsen. Gemeinsam gründeten sie ab 1957 mehr als 30 Schulen und Kirchen für gehörlose Menschen in 13 afrikanischen Ländern, angefangen mit Ghana und Nigeria.
Das Paar lernte sich beim 3. Weltkongress des Weltverbandes der Gehörlosen in Wiesbaden kennen und heiratete 1961 in Nigeria. "Indem ich die Geschichte der Fosters verfolge, kann ich die miteinander verflochtenen Aspekte der Gehörlosenbildung in regionalen und lokalen Kontexten auf drei verschiedenen Kontinenten untersuchen", erklärt Dr. Anja Werner. "Es geht mir dabei nicht einfach darum, eine Biografie zweier gehörloser Missionare zu schreiben, sondern eine exemplarische Fallstudie der globalen Geschichte zu erstellen, die transkulturelle, interdisziplinäre und intersektionale Elemente umfasst und vor dem Hintergrund der Entkolonialisierung, der Bürgerrechtsbewegungen und des Kalten Krieges angesiedelt ist."
In ihrem neuen Forschungsprojekt arbeitet Anja Werner neben Kolleginnen und Kollegen aus dem Historischen Seminar an der Uni Erfurt auch mit der University of Education in Winneba (Ghana) zusammen. Im Rahmen des Projekts sind unter anderem zwei hybride Workshops in Kooperation mit den nationalen Gehörlosenverbänden in Deutschland und Ghana geplant.