SPF Wissen. Räume. Medien. Forschungszentrum Gotha

Die Mission der englischen Philadelphier in Deutschland, der Aufbau ihrer Netzwerke und die sprachliche Transmission ihres Gedankenguts

Lucinda Martin: In der Forschungsbibliothek Gotha liegt – von der Forschung nahezu unberührt – ein geographisch angeordneter ,Catalogus amicorum in Germania’, der den Philadelphiern als Ausgangspunkt für ihre deutsche Mission diente, zusammen mit einem Briefkonvolut dieser Gruppe. Hinzu kommen wichtige Bestände in anderen Archiven, die ebenfalls bei Wissenschaftlern wenig Beachtung gefunden haben. Ausgehend von diesen Quellen wird das Projekt das frühe Netzwerk der Philadelphier zwischen England und Deutschland sowie die soziale und kulturelle Vermittlungsrolle ihres Gedankenguts rekonstruieren. Ein besonderes Augenmerk soll dabei auf die Rolle der Sprache gerichtet werden.

Laufzeit
07/2014 - 07/2017

Finanzierung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) :
261 998 Euro

Projektleitung

Dr. Lucinda Martin
Projektmitarbeiterin (Forschungszentrum Gotha)

Um 1700 avancierte ,Philadelphia’, die Vorstellung eines konfessionsübergreifenden Bundes der ,Kinder Gottes’, zu einem verbreiteten Ideal des deutschen Pietismus. Die Idee wurde vor allem durch die Anhänger der englischen Gemeinschaft der ,Philadelphier’ propagiert. Die Forschung vermutet seit Langem, dass die englischen Philadelphier wesentlichen Einfluss sowohl auf den radikalen Pietismus und die Herrnhuter als auch auf breitere gesellschaftliche Debatten im Alten Reich besaßen. Doch um welche Einflüsse handelte es sich dabei genau? In der Forschungsbibliothek Gotha liegt – von der Forschung nahezu unberührt – ein geographisch angeordneter ,Catalogus amicorum in Germania’, der den Philadelphiern als Ausgangspunkt für ihre deutsche Mission diente, zusammen mit einem Briefkonvolut dieser Gruppe. Hinzu kommen wichtige Bestände in anderen Archiven, die ebenfalls bei Wissenschaftlern wenig Beachtung gefunden haben. Ausgehend von diesen Quellen wird das Projekt das frühe Netzwerk der Philadelphier zwischen England und Deutschland sowie die soziale und kulturelle Vermittlungsrolle ihres Gedankenguts rekonstruieren. Ein besonderes Augenmerk soll dabei auf die Rolle der Sprache gerichtet werden: Viele deutsche Zeitgenossen sahen die Sprache der Philadelphier – die letztendlich durch Übersetzungen aus dem Englischen entstanden war – als die pietistische Sprache schlechthin. Doch gilt es noch zu präzisieren, welchen sprachlichen und kulturellen Beitrag die Gruppe tatsächlich geleistet hat. Das Projekt möchte somit die Entstehung der als identitätsstiftend empfundenen Sprache des Pietismus am Beispiel der deutschen Philadelphier eruieren und dabei untersuchen, welche Rolle Übersetzungen im Dienst des kulturellen Transfers gespielt haben.

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