SPF Wissen. Räume. Medien. Philosophische Fakultät

Digitale Erschließung des Nachlasses von Jan Tschichold

Patrick Rössler: Die Bedeutung von bildlichen Darstellungen im Prozess der Politikvermittlung ist unbestritten, aber über die Standards der medialen Bildberichterstattung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist wenig bekannt. Ziel des beantragten Projektvorhabens sind deshalb empirisch abgestützte Befunde zu längeren, möglichst sogar Jahrzehnte überspannenden Entwicklungen in diesem Bereich, um so zu Aussagen über Kontinuitäten und Diskontinuitäten in der visuellen politischen Kommunikation zu gelangen und ihre Dimensionierung des Politischen näher zu charakterisieren.

Laufzeit
10/2019 - 04/2021

Finanzierung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) :
110 000 Euro

Jan Tschichold gehört zu den bedeutendsten Buch- und Schriftgestaltern des 20. Jahrhunderts. Er war im Umfeld des Bauhauses tätig und beeinflusste die Typografie insbesondere vor, aber auch nach dem Zweiten Weltkrieg nachhaltig. Berühmt ist er für sein Manifest zur „neuen Typografie“ von 1925, das erste Lehrbuch zu diesem Thema von 1928 und für sein reduziertes Grafik-Design, das auf die Wirkung der unbedruckten Fläche setzt und unsere Drucksachengestaltung bis heute prägt. Sein Arbeitsnachlass befindet sich seit 2006 im Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig.

Im Mittelpunkt des Projektes steht die digitale Erschließung des Nachlasses von Jan Tschichold. Sie soll anschließend im Internet zur Verfügung gestellt werden. Dafür wurden zunächst Teile des Nachlasses ausgewählt, deren Veröffentlichung im Netz auch rechtlich zulässig ist. Es handelt sich dabei um ca. 18.500 Blätter. Die Digitalisate sollen anschließend über verschiedene Kanäle bereitgestellt werden: Über den Portalkatalog der Deutschen Nationalbibliothek werden die Metadaten und die Digitalisate recherchierbar, anzeigbar und massenhaft exportierbar sein. Die Metadaten werden unter CC-0-Lizenz angeboten, die Digitalisate unter einer anderen Creative-Commons-Lizenz. Zusätzlich sollen die Daten in die Deutsche Digitale Bibliothek (DDB) und die Europeana eingespielt werden. Bei der Erschließung werden die Digitalisate außerdem mit dem Vokabular der Gemeinsamen Normdatei (GND) angereichert. Damit wird es künftig beispielsweise möglich, nach allen Materialien zu einzelnen Entwürfen und Buchprojekten zu suchen, ebenso wie nach Auftraggebern, Verlagen usw. So entsteht erstmals ein elektronisch verlinktes Werkverzeichnis des Gestalters. Die Erschließung des Bestandes soll dabei möglichst lebensnah durch die Brille medien- und designgeschichtlicher Forschung erfolgen. Die Ergebnisse des Projektes werden anschließend in einem Symposium der Fachöffentlichkeit präsentiert und in einem Herausgeberband dokumentiert.