In dem von den Historikern Stefan Rohdewald (Leipzig), Albrecht Fuess (Marburg) und Stephan Conermann (Bonn) konzipierten und geleiteten Schwerpunktprogramm erforschen seit 2017 mehr als ein Dutzend Geisteswissenschaftler im Verbund die osteuropäisch-osmanisch-persischen Mobilitätsdynamiken von der frühen Neuzeit bis zum 20. Jahrhundert.
Der vielseitige Schriftsteller, polyglotte Übersetzer und virtuose Maultrommler Kosmeli, der jahrzehntelang rastlos in dem Raum zwischen Deutschland und Osteuropa einerseits und dem Osmanischen Reich nebst Persien andererseits herumreiste, war mit prominenten Zeitgenossen wie Adelbert von Chamisso, Jean Paul und dem Orientalisten Joseph (von) Hammer(-Purgstall) bekannt, hat auch Goethe 1809 in Jena „viel von Konstantinopel und dem Orient“ erzählt, ist aber heute eine vollkommen vergessene Figur. Sangmeister, dessen frühere Veröffentlichungen stets sein Faible für randständige Literaten des 18. und 19. Jahrhunderts haben erkennen lassen, plant nun, den verwehten Spuren dieses gelehrten Vaganten, der über ein Vierteljahrhundert hinweg im Raum zwischen Ostsee und östlichem Mittelmeer unterwegs war, nachzuspüren und ein unbekanntes Kapitel der Wissensgeschichte der Neuzeit zu schreiben, vor allem mit Blick auf die Verbindungen zwischen Okzident und Orient.
Das von Professor Martin Mulsow am Forschungszentrum Gotha 2010 mitbegründete Netzwerk zur Erforschung der frühneuzeitlichen Orientalistik und die reichen Beständen der Forschungsbibliothek Gotha, die u.a. die von dem Orientreisenden Ulrich Jasper Seetzen (1767–1811) für den Herzog Emil Leopold August von Sachsen–Gotha–Altenburg in Kleinasien und dem Nahen Osten zusammengetragenen Sammlungen beherbergt, bieten das ideale Arbeitsumfeld für dieses Vorhaben. Münden sollen Sangmeisters Forschungen in eine Monografie mitsamt einer Edition von Kosmelis Briefwechsel sowie einer Reihe von flankierenden Vorträgen und Aufsätzen.
Weitere Informationen / Kontakt:
Dr. Dirk Sangmeister
E-Mail: dirk.sangmeister@uni-erfurt.de