Vorgestellt: Julia Schmidt-Funke ist die Koordinatorin des neuen Sammlungs- und Forschungsverbundes Gotha

Dr. habil. Julia Annette Schmidt-Funke ist die Koordinatorin des neuen Sammlungs- und Forschungsverbundes „Gotha um 1800“. Wir stellen sie hier in einem kleinen Interview vor…

Frau Schmidt-Funke, willkommen an der Universität Erfurt! Als Koordinatorin des neuen Sammlungs- und Forschungsverbundes Gotha haben Sie große Aufgaben zu bewältigen – was war eigentlich ihre erste „Amtshandlung“?
An meinem ersten Tag habe ich an der Begrüßung der Stipendiatinnen und Stipendiaten des Forschungszentrums und der Forschungsbibliothek teilgenommen. Die jungen Kolleginnen und Kollegen willkommen zu heißen, die eigens nach Gotha reisen, um an den hiesigen Beständen zu forschen, war ein sehr schöner und passender Einstieg in meine Tätigkeit, denn das ist ja eines der großen Ziele des Verbunds: den Wissenschaftsstandort Gotha weiter auszubauen und in der internationalen Forschung noch fester zu verankern.

Was genau sind Ihre Aufgaben im Verbund und was sind jetzt die nächsten konkreten Schritte?
Es gibt gerade am Anfang viel abzustimmen, z.B. richte ich jetzt erst einmal einen gemeinsamen Kalender der drei Institutionen ein. Auch wollen wir dem Sammlungs- und Forschungsverbund einen eigenen Namen und ein eigenes Auftreten geben. Mittel- und langfristig wird aber im Vordergrund stehen, gemeinsame Forschungsprojekte anzustoßen und entsprechende Fördermittel einzuwerben, gemeinsame Tagungen, Publikationen und Ausstellungen zu organisieren und ein eigenes Stipendienprogramm einzurichten. Inhaltlich konzentriert sich unsere Arbeit zunächst auf den Schwerpunkt „Gotha um 1800. Natur – Wissenschaft – Geschichte“, d.h. wir befassen uns intensiv mit den naturkundlichen Sammlungen und Forschungen, die im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert am Hof und in der Stadt entstanden.

Haben Sie ein Team oder anders gefragt bekommen Sie Unterstützung bei Ihrer Aufgabe?
Unser Team besteht aus vier Personen, neben mir ist das jeweils ein Mitarbeiter, der einer der drei beteiligten Einrichtungen zugeordnet ist. Besonders schön ist es, dass wir ein interdisziplinäres Team sind und uns gegenseitig neue Anregungen geben können: Unser Kollege Carsten Eckert, der die Gothaer Mineraliensammlung erforscht, ist Diplom-Geologe und war vor seiner Tätigkeit in Gotha viele Jahr am Naturkundemuseum in Berlin tätig. Er kennt daher die Abläufe in einem Forschungsmuseum sehr gut, das ist neben seiner fachlichen Expertise ein großer Gewinn für uns alle. Unser Kollege Matthias Rekow wiederum ist nicht nur Frühneuzeithistoriker, sondern auch ausgebildeter Vermessungsingenieur – eine ideale Besetzung, um den Astronomen und Geodäten Franz Xaver von Zach zu erforschen. Unser Kollege Olaf Simons schließlich ist Germanist, Buchhandelshistoriker, Illuminatenforscher und Digital-Humanities-Experte, auch dies eine Kombination, die für unser gemeinsames Arbeiten sehr fruchtbar ist.

Wie gut kennen Sie Gotha schon und wie tief stecken Sie selbst im Thema Frühe Neuzeit?
Da ich seit vielen Jahren in Jena lebe, kannte ich Gotha bislang aus der Nachbarschaft, wie man eine Nachbarin kennt: Ich wusste um die außergewöhnlichen Bestände und die anregenden Forschungen der Gothaer Institutionen, aber alle Details waren mir natürlich nicht bekannt. Es wird zwar noch einige Zeit dauern, bis aus der Nachbarin eine enge Vertraute wird, aber Anknüpfungspunkte zu meiner bisherigen Arbeit gibt es in Gotha eine Menge, da ich unter anderem zur Buchgeschichte und zur Geschichte des Protestantismus gearbeitet habe und mich in den vergangenen Jahren intensiv mit der materiellen Kultur der Frühen Neuzeit beschäftigt habe. Sehr hilfreich ist übrigens, dass ich außer Geschichte auch Kunstgeschichte und klassische Archäologie studiert habe. Obwohl ich habilitierte Frühneuzeithistorikerin bin und mir die Arbeit im Archiv am vertrautesten ist, habe ich keine Berührungsängste gegenüber den musealen Beständen.

Was hat sie an der Koordinatorenstelle gereizt?
Das Projekt, Gotha zu einem Forschungsstandort zu machen, der es mit anderen Institutionen solcher Art aufnehmen kann, hat mich sofort begeistert. Für eine Frühneuzeitforscherin wie mich sind die Bestände in Gotha einfach wunderbar, und alle drei Institutionen haben in den vergangenen Jahren bereits sehr gute Arbeit geleistet, um diese Bestände zu erschließen und zu erforschen. Jetzt wollen wir das mit vereinten Kräften fortführen. Gereizt hat mich außerdem, dass ich in einem außeruniversitären Bereich Erfahrungen sammeln kann und gleichzeitig der Universität verbunden bleibe. Da habe ich doppeltes Glück!

Welche persönliche Eigenschaft hilft Ihnen, die drei beteiligten Einrichtungen – FB, FZG und Stiftung – unter einen Hut zu bekommen?
Ich bin organisiert, an Neuem interessiert und stehe gern in Austausch mit meinen Kolleginnen und Kollegen – Wissenschaft lebt ja vom Austausch! Außerdem habe ich ein gutes Gedächtnis, was nicht nur für meinen Beruf als Historikerin nützlich ist, sondern auch dabei hilft, Querverbindungen zu erkennen und verschiedene Fäden zusammenzuführen.

Wo erreicht man Sie eigentlich, wo ist Ihr Büro?
Wie viele meiner Kolleginnen und Kollegen auch, residiere ich „ganz fürstlich“ im Schloss Friedenstein. Zu prächtig darf man sich das aber nicht vorstellen. Obwohl das Schloss riesig ist, sind die Räumlichkeiten zum Teil sehr beengt. Zum Glück wird sich dies dank verschiedener Baumaßnahmen, die Stadt, Land und Universität gemeinsam stemmen, in den kommenden Jahren ändern. Ich selbst habe es aber schon jetzt sehr gut getroffen, denn ich habe ein schönes Büro in den Räumlichkeiten der Stiftung Schloss Friedenstein. Außerdem werde ich in Kürze noch einen Arbeitsplatz in Erfurt bekommen, damit ich auch an der Universität erreichbar bin.

Und wenn sie gerade nicht Koordinatorin sind, was machen Sie dann?
Dann koordiniere ich meine Familie! Ich habe zwei Söhne im Alter von 7 und 4 Jahren, da hat man auch privat alle Hände voll zu tun. Da wir alle gern draußen sind, haben wir uns kürzlich einen Garten gekauft. Jetzt planen wir gerade, was wir in den nächsten Monaten alles pflanzen werden. Ich werde also auch im Privaten ein neues Feld bestellen!

Kontakt:
Dr. habil. Julia Annette Schmidt-Funke
Tel.: +49 3621.8234-330
julia.schmidt-funke@uni-erfurt.de