Jacob Böhme (1575 – 1624) zählt zu den wichtigsten deutschen Denkern, der die Literatur, Philosophie, Religion und Kunst über die Landesgrenzen hinweg bis heute geprägt hat. 100 Jahre nach dem Beginn der Reformation – am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges – war es das Anliegen Böhmes, dem Bedürfnis nach einer tiefgreifenden spirituellen und philosophischen Erneuerung Gehör zu verschaffen. Als Autodidakt bewegte sich Böhme auf ganz unterschiedlichen Wissensgebieten, stiftete Querverbindungen zwischen den Disziplinen und warf Fragen auf, die heute eine bemerkenswerte Aktualität besitzen.
Das Kuratorinnen-Team aus Lucinda Martin, Claudia Brink von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und Cecilia Muratori von der Universität Warwick konzipierte für die Ausstellung „Alles in Allem“ nun ein begehbares Gedankengebäude, das den komplexen Ideen Böhmes gerecht wird und sich seinen zentralen Themen „Aurora“ (Morgenröte), Natur, Schöpfung, Kosmos, Licht und Finsternis, Freiheit widmet. Neben ausgewählten Manuskripten und gedruckten Ausgaben der Schriften Böhmes werden Grafiken, Gemälde, wissenschaftliche Instrumente und Objekte des Kunsthandwerks gezeigt.
Was Jacob Böhme als Philosophen auszeichnet und warum die Ausstellung ein wichtiger Meilenstein für die deutsche Böhme-Forschung und seine Heimatstadt Görlitz ist, das verrät Lucinda Martin im Forschungseinblick „Quereinsteiger der Philosophie“.
Abbildung: Böhmes „Philosophische Kugel", aus: "Viertzig Fragen von der Seele", in: Jacob Böhme. Alle Theosophischen Werke. 1730 [1682]. FBG, BW 25620.955-3.