Wolfgang Bergsdorf, geboren im November 1941 in Bensberg, studierte von 1961 bis 1970 Soziologie, Psychologie und Politikwissenschaften in Bonn, Köln, München und Regensburg. Später, 1973, und nachdem er bereits während seines Studiums als freier Journalist tätig war, wurde er Büroleiter und einer der engsten Berater Helmut Kohls. Ab 1982 war er Abteilungsleiter im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung und von 1993 bis 1998 Abteilungsleiter Kultur und Medien im Bundesministerium des Innern. Er galt in Kohls „Küchenkabinett“ als einer, der, wo nötig, „Kontra“ gab und wurde schließlich zu einer der bedeutendsten Figuren der Bonner Republik. Wichtig und herausragend war überdies seine publizistische Tätigkeit, vor allem als Herausgeber des „Rheinischen Merkur“.
Im Jahr 2000 wurde er zum Präsidenten der Universität Erfurt gewählt und trat damit die Nachfolge von Peter Glotz an, der ihn nach den aufregenden ersten Jahren nach der Wiedergründung der Hochschule in die, wie er es selbst beschrieb, „Mühen der Ebene“ schickte. Bis 2007 widmete sich Bergsdorf, der eher als „stiller Typ“ galt und das persönliche Gespräch suchte, mit Leidenschaft, Geduld, politischer Klugheit und großem Engagement seinem Amt und damit der Profilierung der damals jüngsten Universität Deutschlands als Reformuniversität. Die Fakultäten wie das Max-Weber-Kolleg haben ihm viel zu verdanken. Wolfgang Bergsdorf hat insbesondere die Integration des damaligen Theologisch-Philosophischen Studiums, der heutigen Katholisch-Theologischen Fakultät, in die Universität maßgeblich unterstützt und vorangetrieben.
Und auch nach seinem Ausscheiden aus dem Amt blieb er unserer Universität verbunden. Bei seinem letzten Besuch 2017 in Erfurt schenkte er der Forschungsbibliothek Gotha ein bedeutendes Zeugnis islamischer Buchkultur: eine Koranhandschrift aus Nordwestafrika, die seither die einzigartige Sammlung bereichert.
Wolfgang Bergsdorf hatte zudem mehrere Positionen in Kuratorien und Stiftungen inne. So war er beispielsweise von 1986 bis 1996 Mitglied im Fernsehrat des ZDF. Von 2007 bis 2015 war er Präsident der Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft. 1985 wurde Bergsdorf zum Ritter der Ehrenlegion ernannt und ein Jahr später mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt, 1991 mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Seit 1991 war er Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaft und Künste.
Wir verlieren mit Wolfgang Bergsdorf einen überaus klugen wie belesenen Mann und einen engagierten Streiter für unsere Universität. Unsere Gedanken sind bei seiner Frau, seinen Kindern und allen, die ihn nun schmerzlich vermissen.
Im Namen des gesamten Präsidiums
Prof. Dr. Walter Bauer-Wabnegg
(Präsident der Universität Erfurt)
Die Universität Erfurt hat ein virtuelles Kondolenzbuch für Prof. Dr. Wolfgang Bergsdorf eingerichtet.