Die drei erhalten die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung für ihre Arbeit zu Postwachstumsgesellschaften. Im Rahmen der Kollegforschungsgruppe „Landnahme, Beschleunigung, Aktivierung. Zur (De-)Stabilisierung moderner Wachstumsgesellschaften“ haben die Soziologen die strukturellen Wachstumszwänge moderner Gesellschaften untersucht und die sozialen Mechanismen des „immer mehr und nie genug“ aufgedeckt. Die Forschungsgruppe ist zwischen 2011 und 2019 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert worden.
Die Welt, so die Diagnose, befindet sich in einer ökonomisch-ökologischen Zangenkrise: Wirtschaftswachstum, wie wir es aus der Vergangenheit kennen, ist nicht mehr möglich, ohne die katastrophalen ökologischen Folgen weiter zu verschärfen. Umgekehrt erfordern Klimaschutz und der Erhalt natürlicher Ressourcen die Abkehr von bisherigen Wirtschafts- und Verkehrskonzepten. „Das Primat des Wachstums hat seine Grenze erreicht. Wachstum verschärft die gegenwärtige Krise des Kapitalismus und bietet nicht mehr die Lösung“, unterstreicht Prof. Dr. Klaus Dörre. Der Professor für Arbeits-, Industrie und Wirtschaftssoziologie der Universität Jena hat den Preis stellvertretend für das gesamte Team des Kollegs in Empfang genommen. Er betont, die aktuelle Corona-Pandemie verschärfe die Zangenkrise einerseits und lasse andererseits die zugrundeliegenden Mechanismen klarer erkennen: Dass Deutschland im Jahr 2020 seine Klimaziele tatsächlich erreicht hat, sei vor allem den Corona-Lockdowns zu verdanken und nicht so sehr das Ergebnis einer erfolgreichen Strategie. „Das Beispiel zeigt, der Systemwechsel zur Postwachstumsgesellschaft hat bereits begonnen. Wenn wir ihn nicht aktiv selbst gestalten, wird uns die nächste Krise weiter dazu zwingen.“
Die Soziologinnen und Soziologen wollen die Entwicklung auch nach Abschluss des Forschungskollegs verfolgen – der Thüringer Forschungspreis, so die Soziologen, sei dafür Anerkennung und Motivation zugleich.
Weitere Informationen / Kontakt:
Prof. Dr. Hartmut Rosa
hartmut.rosa@uni-erfurt.de