Im Gegenteil: Nach eigener Aussage wären die Befragten sogar noch öfter ins Theater gegangen, wenn nicht die Pandemie-bedingten Einschränkungen bzw. die Schließung des Theaters eingetreten wären. Die Erhebung unter dem Motto „Theater Erfurt in Pandemiezeiten” wurde angeleitet von Prof. Dr. Patrick Rössler, Kommunikationswissenschaftler an der Universität Erfurt), und der Musiktheaterdramaturgin Larissa Wieczorek (Theater Erfurt). Die beiden betonen, dass es sich bei der Befragung nicht um eine repräsentative Erhebung, sondern vielmehr um qualitative Interviews handelt, die nicht zuletzt auch eine Übung für die Studierenden gewesen seien.
Die Befragten, die im Sommer und Herbst 2020 die Corona-konformen Veranstaltungen des Theaters Erfurt besuchten, gaben an, sich sicher und geschützt gefühlt zu haben und waren einstimmig der Meinung, dass das Theater mit seinem Hygienekonzept mehr als ausreichend für die Gesundheit des Publikums – wie auch der Künstlerinnen und Künstler – gesorgt habe. Auch mit der Qualität der an die Situation angepassten Darbietungen des Theaters zeigten sich die Befragten insgesamt zufrieden. Allerdings fielen neben dem spärlich besetzten Zuschauerraum auch die wegen der Abstandsregeln „leerere Bühne” und der veränderte Umgang des Publikums miteinander auf. Künstlerisch wurde außerdem eine gewisse Reduziertheit und ein „Minimalismus” bei den Inszenierungen bemerkt.
Mit dem erneuten, seit November 2020 währenden Lockdown fallen Besuche im Theater weg, die den Befragten nach eigenen Angaben sehr fehlen. Als Ausgleich hierfür nutzt ein Großteil der Interviewten nach eigener Aussage über Medien vermittelte Kulturangebote – also Aufzeichnungen und Livestreams verschiedener Opernhäuser und Orchester, CD-Einspielungen und DVD, aber genauso den digitalen Adventskalender und die per Newsletter veröffentlichten Videos des Theaters Erfurt.
Die Befragten machten allerdings deutlich, dass es sich bei all dem für sie nur um vorübergehende Alternativen handelt, die für einen realen Theaterbesuch und die damit verbundenen Erlebnisse keineswegs ersetzen könnten. Denn nach wie vor machten vor allem die Stimmung und die Atmosphäre im Theater sowie die Interaktion zwischen Publikum und Künstlern die Faszination eines Theaterbesuchs aus.
Ein Großteil der Befragten war zudem der Meinung, dass das Theater Erfurt seinem Publikum während des anhaltenden Lockdowns noch mehr alternative Formate bieten sollte. Neben schon verfügbaren Angeboten – wie dem virtuellen Spaziergang durch das Theater oder Konzerten mit kleineren Besetzungen (1:1 Concerts) – wünschen sie sich Aufzeichnungen bzw. Livestreams von Opernvorstellungen und Konzerten des Theaters Erfurt. Auch sogenannte „Behind the scenes”-Formate, in denen zum Beispiel die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorgestellt werden, finden Anklang.
Die meisten Befragten blickten zwar mit Besorgnis auf die Zukunft von Kulturangeboten im Allgemeinen, waren aber im Hinblick auf das künftige Kulturangebot am Theater Erfurt optimistischer. Grund hierfür ist wohl vor allem das Wissen um dessen gesicherte Finanzierung durch Stadt und Land.
Gefragt nach Wünschen für die Zukunft des Erfurter Theaters erhoffen sich die Befragten vor allem die baldige Wiederöffnung bei uneingeschränkter Zugänglichkeit der Spielstätten. Außerdem sollten etwaige Sparmaßnahmen aufgrund der derzeitigen Situation weder zur Folge haben, dass die Eintrittspreise erhöht werden müssen, noch dass an der Qualität gespart würde. Vielmehr begriff ein Großteil der Befragten die aktuelle Situation als Chance für neue, kreative bzw. innovative Formen von Musiktheater – und als Chance, Kulturangebote künftig für Jedermann noch zugänglicher zu machen.