Der enthusiastischen Sammler verbinde neben seiner Arbeit in der Empirischen Kommunikationsforschung eine intensive, fast detektivische Sammelpraxis mit der wissenschaftlich-historischen Durchdringung seiner Fundobjekte und Reflexionen darüber in Ausstellungen und Publikationen, heißt es in der Begründung der Jury. "So gelingt es Rössler, in seinen vielfältigen Arbeiten (etwa zum Bauhaus, zur Typografie, zu ‚Journalismus und visueller Kultur in der Weimarer Republik‘, zum Taschenbuch der 50er-Jahre und der ‚Deutschen Kinopublizistik 1917–1937‘) auch dem Grafikdesign in Typografie und in der Bildsprache ein neues Gesicht zu verleihen." Bewundernswert und auszeichnungswürdig erscheint der Jury dabei auch die ungewöhnliche Bandbreite von Patrick Rösslers wissenschaftlichem Werk und dessen Grundierung durch eine entsprechende leidenschaftliche Sammeltätigkeit.
Patrick Rössler, geboren 1964 in Baden-Baden, lehrt als Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität Erfurt. In seinen wissenschaftlichen Arbeiten widmet er sich seit mehr als 30 Jahren den gedruckten Medien des 20. Jahrhunderts. Nach ersten Studien zur Geschichte des Taschenbuchs in Deutschland mit zahlreichen Ausstellungen seit 1988, die in das zweibändige Kompendium Reihenweise. Die Taschenbücher der 1950er-Jahre und ihre Gestalter (mit R. Klimmt) mündeten, und der Aufarbeitung der Programmgeschichte des Nest-Verlages von Karl Anders (anders denken. Krähen-Krimis und Zeitprobleme) widmet er sich seit fast zwei Jahrzehnten speziell der visuellen Avantgarde im 20. Jahrhundert. Ein Schwerpunkt seines Dreiklangs aus Ausstellung, akademischer Tagung und Publikation ist dabei die Geschichte der illustrierten Presse – mit monografischen Darstellungen zu einzelnen Zeitschriften (z. B. die neue linie; Gebrauchsgraphik), wichtigen Gestalter*innen (z. B. Irmgard Sörensen-Popitz; Otto Neurath/Fritz Kahn; Jan Tschichold), zu Segmenten der Publikumspresse wie der Filmpublizistik (Filmfieber; Werben für Metropolis) und zum medialen Genre insgesamt (Illustrierten-Ikonen; Deutsche illustrierte Presse).
Ein zweites Forschungsgebiet sind das Bauhaus und seine Angehörigen (zuletzt z.B. Bauhausmädels; Frauen am Bauhaus, m. E. Otto), insbesondere im Schnittfeld der funktionalen Buch- und Werbegestaltung der Epoche (bauhaus.typography; Neue Typographien. Bauhaus & mehr; Bildermagazin der Zeit) und mit Blick auf Herbert Bayer als zentrale, komplexe Figur der gestalterischen Moderne. Patrick Rössler legt dabei großen Wert auf eine zeitgemäße mediale Aufarbeitung, etwa durch die Digitalisierung (www.illustrierte-presse.de), Bereitstellung von Datenbanken (bauhaus.community) oder zuletzt von Virtual-Reality-Umgebungen (Deutsche Bau-Ausstellung 1931). Alle Arbeiten kennzeichnet der Brückenschlag zwischen der Buchkultur als gedrucktem historischem Material im weiteren Sinne und ihrer wissenschaftlichen Reflektion, vielgestaltig aufbereitet für ein internationales, weltweites Publikum mit Ausstellungen u.a. in Frankreich, der Schweiz, den USA und Japan, die er häufig aus seiner eigenen, rund 80.000 Objekte umfassenden Sammlung zur visuellen Moderne des 20. Jahrhunderts bestreitet.
Die Aussteller*innen der ANTIQUARIA – der Antiquariatsmesse Ludwigsburg – gründeten 1994 den Verein Buchkultur e.V. Sie vergeben seit 1995 jedes Jahr am Abend des ersten Messetages den mit 10.000 Euro dotierten „Antiquaria-Preis für Buchkultur“. Mitstifter des Preises sind die Stadt Ludwigsburg (seit 1997) und die Wiedeking Stiftung Stuttgart (ab 2017). Mit dem Preis werden Beiträge u.a. aus dem Verlagswesen, der Buchwissenschaft, der Drucktechnik sowie der Buchkunst und Schriftgrafik ausgezeichnet. Eine unabhängige Jury wählt die Preisträger aus.