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Online-Reihe „Gotha Manuscript Talks“ der Forschungsbibliothek Gotha wird fortgesetzt

Die Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt setzt ihre im vergangenen Jahr erfolgreich gestartete Online-Reihe „Gotha Manuscript Talks“ im Frühjahr und Herbst dieses Jahres fort.

Die Gespräche im Frühjahr beschäftigen sich mit dem Schicksal von Handschriften in Zeiten von Gewalt und Zerstörung. Die Referentinnen und Referenten erörtern, wie sich solche Umstände auf Bewahrungs-, Nutzungs- und Verbreitungsmuster auswirkten, und fragen nach den Folgen solcher gewaltsamen Verlagerungen und Transfers für die Handschriftenkulturen des Nahen Ostens und andernorts. Alle Präsentationen finden in englischer Sprache statt. Es moderieren Dr. Feras Krimsti, der die Sammlung orientalischer Handschriften der Bibliothek betreut, und Prof. Dr. Konrad Hirschler (Centre for the Study of Manuscript Cultures, Universität Hamburg).

Den Auftakt bildet am 16. März, 18.15 Uhr, Dr. Laura Hinrichsen (Berlin) mit einem Vortrag zu den Bibliotheken der Hafsiden (um 1250–1574) vor und nach der Plünderung von Tunis 1535. Im Zuge der so genannten Tunis-Expedition wurden die Bibliotheken der Hafsiden, der lokalen Herrscherdynastie, geplündert und viele andere Manuskripte von den kaiserlichen Armeen Karls V. als Beute nach Europa gebracht. Dort wurden sie verkauft oder an Gelehrte und Sammler arabischer Bücher verschenkt. Sowohl die arabische als auch die europäische Geschichtsschreibung erklären die Bibliotheken der Hafsiden seit den osmanisch-europäischen Stellvertreterkriegen in Nordafrika für verloren. Heute sind die Handschriften der Hafsiden in zahlreichen europäischen und türkischen Sammlungen verstreut – nur einige wenige Manuskripte befinden sich noch in Tunis. Der Beitrag stellt eine Auswahl dieser arabischen Manuskripte vor und konzentriert sich auf das einschneidende Moment der Plünderung von Tunis und seiner Bibliotheken. Er beleuchtet dessen Folgen für die Manuskriptkultur der Hafsiden und im weiteren Sinne für den Maghreb. Der Beitrag geht der Frage nach, was der rekonstruierte Korpus uns heute noch über die verlorene Buchkultur der Hafsiden sagen kann und was nicht.

Laura Hinrichsen ist Kuratorin am Museum für Islamische Kunst im Pergamonmuseum (Berlin). Sie studierte Islamwissenschaft und Arabistik an der Freien Universität Berlin sowie Islamische Kunst und Archäologie an der Universität Oxford. Ihre Forschungsschwerpunkte sind materielle Kultur in Nordafrika und der Kultur- und Wissenstransfer im Mittelmeerraum. Ihre Dissertation „Looted Letters“ (Oxford 2021/22) beschäftigt sich mit den arabischen Handschriften, die im Zuge der Plünderung von Tunis 1535 als Beute nach Europa gebracht wurden.

Die Veranstaltung ist über den folgenden Link zu erreichen: https://uni-erfurt.webex.com/meet/veranstaltungen.fb. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Die Forschungsbibliothek Gotha bewahrt die drittgrößte Sammlung orientalischer Handschriften in Deutschland. Diese etwa 3.400 Handschriften, die überwiegend um 1800 in die Bibliothek gelangten, sind relevant für alle Wissenschaftsfelder und werfen ein Licht auf die unterschiedlichsten Aspekte von Manuskriptkulturen. Mit der Einladung renommierter Forscher*innen zu den Gotha Manuscript Talks möchte die Forschungsbibliothek Gotha ausgehend vom Material in einer Webinar-Reihe Impulse für einen verstärkten Austausch zu Manuskriptkulturen über Fachgrenzen hinweg geben und Forscher*innen und Interessierte miteinander ins Gespräch über orientalische Handschriften bringen.

Weitere Informationen / Kontakt:

Wissenschaftlicher Referent orientalische Handschriftensammlung
(Forschungsbibliothek Gotha)
Forschungsbibliothek Gotha (Gotha, Schlossplatz 1)
Sprechzeiten
nach Vereinbarung
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