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Neue Untersuchungen zu Ursachen und Folgen der Pandemiemüdigkeit

Unter dem Titel "Development and validation of the pandemic fatigue scale" (Entwicklung und Validierung einer Skala zur Messung der Pandemiemüdigkeit) haben Wissenschaftler*innen der Universitäten Kopenhagen, Erfurt und Wien in der Fachzeitschrift "Nature Communications" eine neue Studie veröffentlicht. Darin kommen die Psycholog*innen zu dem Schluss, dass Pandemien die Menschen im Laufe der Zeit so sehr erschöpfen, dass die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass sie den Empfehlungen der Behörden zum Gesundheitsschutz folgen.

Während der COVID-19-Pandemie empfahlen und verordneten Regierungen und Gesundheitsbehörden verschiedene gesundheitsschützende Verhaltensweisen, wie das Tragen von Masken und körperliche Distanz. Diese Maßnahmen trugen zwar dazu bei, die Pandemie einzudämmen, doch hatten sie sowohl wirtschaftliche als auch psychische Konsequenzen. Die Menschen folgten den behördlichen Empfehlungen schließlich immer weniger. Als Grund dafür wurde eine "Pandemiemüdigkeit" vermutet. Aber sind wir von der COVID-19-Pandemie tatsächlich so genervt, dass wir uns deshalb nicht mehr an die empfohlenen Maßnahmen gehalten haben?

"Anhand von Daten aus einer Panelerhebung und zwei wiederholten Querschnittserhebungen im Rahmen des COVID-19 Snapshot Monitorings (COSMO) in Dänemark und Deutschland konnten wir messen, wie sich die Pandemiemüdigkeit während der COVID-19-Pandemie entwickelte", sagt Cornelia Betsch, Professorin für Gesundheitskommunikation an der Universität Erfurt als eine der Autor*innen der Studie. "Unsere Ergebnisse belegen nun die Existenz von Pandemiemüdigkeit, aber auch ihren Zusammenhang mit unserer Bereitschaft, Gesundheitsempfehlungen zu befolgen."

Cornelia Betsch und ihre Kolleg*innen ziehen drei zentrale Schlussfolgerungen: Erstens ist die Pandemiemüdigkeit sowohl eine Informations- als auch eine Verhaltensmüdigkeit, die sich im Laufe der Zeit verändert. Zweitens ist es wahrscheinlich, dass die meisten Menschen während einer Pandemie in irgendeiner Form von Pandemiemüdigkeit betroffen sind. Drittens steht die Pandemiemüdigkeit in einem konsistenten Zusammenhang mit der von den Menschen selbst angegebenen Tendenz und Absicht, sich an verschiedene Gesundheitsempfehlungen zu halten.

"Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Pandemiemüdigkeit ein Phänomen ist, das nicht ignoriert werden sollte. Gleichzeitig sehen wir, dass die sie nur einer von vielen Faktoren ist, die mit der Neigung der Menschen zusammenhängen, sich an die Gesundheitsempfehlungen zu halten", betonen die Forscher*innen. "Dennoch können Maßnahmen zur Verringerung der Pandemiemüdigkeit potenziell nützlich sein – vor allem, wenn sie auf jüngere Menschen abzielen, die im Durchschnitt ein höheres Maß an Pandemiemüdigkeit angeben."

Sowohl in Dänemark als auch in Deutschland ließ die Pandemiemüdigkeit schnell nach, als das Corona-Virus selbst abebbte. Wann also sollten die Behörden handeln? "Interventionen zur Verringerung der Pandemiemüdigkeit sind möglicherweise unnötig, wenn die einzelnen Pandemiewellen nur von kurzer Dauer sind und sich die Menschen zwischen den Wellen psychisch erholen können. Wenn sich die Pandemieerschöpfung jedoch von einer Welle zur nächsten anhäuft, könnten rechtzeitige Maßnahmen gegen die Pandemiemüdigkeit sehr wichtig sein", konstatieren die Psycholog*innen und empfehlen: "Künftige Forschungsarbeiten sollten kritisch untersuchen, ob und unter welchen Umständen Maßnahmen zur Verringerung der Pandemiemüdigkeit notwendig, wirksam und nützlich sind."

Die Autor*innen der Studie sind:
  • Lau Lilleholt Harpviken, Jun. Professor an der Universität Kopenhagen,
  • Ingo Zettler, Professor an der Universität Kopenhagen,
  • Cornelia Betsch, Professorin an der Universität Erfurt sowie
  • Robert Böhm, Professor an der Universität Wien und an der Universität Kopenhagen.

Kontakt an der Universität Erfurt:

Inhaberin der Professur für Gesundheitskommunikation
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