Martin Luther (1483–1546) schrieb 1524 an die Ratsherren der deutschen Städte: Wir brauchen neue Schulen, an denen die Alten Sprachen unterrichtet werden und die damit einen eigenen kritischen Zugang zum Bibeltext ermöglichen. Jungen und Mädchen sollen überhaupt gut gebildet werden, da die Kirche und insbesondere auch der Staat tüchtigen und gebildeten Nachwuchs benötigen. Es ist nun Aufgabe der öffentlichen Hand, diese Schulen und die dazugehörigen Bibliotheken zu errichten und dauerhaft zu finanzieren. Luthers Ratsherrenschrift führte schon bald vielerorts – so noch 1524 in Gotha, später auch in Erfurt – zur Gründung von evangelischen Ratsschulen, die noch heute als Gymnasien Bestand haben.
Kai Brodersen, Professor für Antike Kultur an der Universität Erfurt, präsentiert nun Luthers Schrift in einer Kopie der in Erfurt 1524 erschienenen Ausgabe, einer Transkription und einer neuen Übertragung und erschließt sie mit einer Einleitung, mit Erläuterungen und mit einem Register. Auch nach 500 Jahren gilt nämlich: Wir brauchen Schulen, an denen die Alten Sprachen unterrichtet werden.