Reisende waren Suchende, auf den Meeren und an den Küsten der Erde. Ihre Karten entfalten Visionen zukünftiger Abenteuer auf Segel- und Dampfschiffen, sie wecken indes auch Erinnerungen an vergangene Reisen – tatsächliche wie imaginierte. Die Dinge des Meeres und seiner Küsten ordnen sie in Linien, Symbolen und Skizzen und machen dabei auch die reisenden Menschen auf den Schiffen sichtbar. Zeitgenossen wie Nachgeborene lesen in Karten von wissbegieriger Erderkundung und dynamischer Kühnheit, von Sehnsüchten und Fantasien, Entbehrungen und Triumphen.
Die neue Publikation "Karten-Reisen" macht in vier Beiträgen von Wolfgang Struck, Ruth Schilling, Frederic Theis und Florian Tüchert eine eindringliche, multiperspektivische Erzählung von persönlichen und kollektiven Reiseerfahrungen auf, in karge Polargebiete und an üppige Urwaldküsten, von der Antike bis in das frühe 20. Jahrhundert. Der Band lädt dazu ein, historische Meeres- und Küstenkarten als Zeugnisse passionierter Expeditionen zu lesen, als Ausweise touristischer Schiffspassagen und als Instrumentarien einer neuen Wissensordnung. Ergänzt um Auszüge poetischer und dokumentarischer Texte ist das Buch zugleich eine literarische Reise über das kartografierte Meer und entwickelt ein lebendiges Weltbefahrungspanorama.
Zugleich begleitet das Buch die digitale Ausstellung "Karten Wissen Meer: Globalisierung vom Wasser aus", die ab dem 29. November 2021 im digitalen Ausstellungsportal Gotha zu sehen sein wird. Dort wird an Exponaten aus der Sammlung Perthes Gotha und der Kartensammlung des Deutschen Schifffahrtsmuseums nachvollziehbar, wie See- und Meereskarten ab der Wende zum 19. Jahrhundert zu Medien der Globalisierung avancierten.