Wenn man den Begriff "Verklärung" hört, denkt man vielleicht nicht zuerst daran, dass dies ein Schlüsselbegriff für die Moderne sein könnte. Verklärung wird in religiösen Kontexten die Erhebung der Seele ins Jenseits oder die Erhöhung eines Menschen zu einem Gott genannt, vor allem aber ist der Begriff mit jener eigenartigen Bibelepisode der Verwandlung Christi auf einem Berg verbunden. Vorstellungen, die in modernen, säkularisierten Gesellschaften nicht gerade geläufig sind. Aber auch das Alltagsverständnis von Verklärung im Sinne einer Beschönigung scheint nicht gerade darauf hinzudeuten, dass Verklärung ein Schlüsselbegriff der Moderne sein könnte.
Umso spannender ist es, das Buch „Andere Klarheit. Versuch über die Verklärung in Kunst, Religion und Philosophie“ von Markus Kleinert (gemeinsam mit Hermann Deuser, Leiter der Kierkegaard-Forschungsstelle am Max-Weber-Kolleg) zu lesen, der sich dem Begriff der Verklärung in der Moderne widmet und anhand von Autoren wie Luther oder der Barockdichterin Greiffenberg bis hin zu Goethe, Nietzsche und Leopold Ziegler aufzeigt, wie dieses Motiv, ausgerichtet an einer Idee der Verwandlung, auf ein optimistisches Menschen- und Weltbild verweist. Dabei zeigt er auch auf, dass solche religiösen Ideen bis heute – zum Teil ohne direkten Bezug zur Religion – soziokulturell wirksam werden, wie nicht zuletzt ein Blick in die amerikanische und russische Geschichte illustriert.
Kleinerts Untersuchung, die auch die bildende Kunst (Raffael) und die Musik (Wagner) einbezieht, zeigt die Produktivität des Verklärungsbegriffs mit seiner Nähe zur Aufklärung wie zur Herrlichkeit für das Verständnis unserer modernen Kultur sowie unserer Lebenseinstellungen und Lebensführung.