Mit seinem Buch erfüllt Navid Kermani, deutsch-iranischer Schriftsteller und Orientalist, einen der letzten Wünsche seines verstorbenen Vaters: Er soll der 12-jährigen Enkelin den Islam erklären und lehren. Im persönlichen Dialog zwischen Vater und Tochter entspinnt sich ein philosophischer Austausch über die großen Fragen, die sich auch schon Kinder stellen: Warum bin ich, und warum ist nicht nichts? Und was war, bevor etwas war? In der Erkenntnis der Unendlichkeit liegt für Kermani der Ursprung aller Religion: „Sie ist eine Beziehung zwischen dem Endlichen, das wir sind, und dem Unendlichen, das auch Gott genannt wird.“
Und so nimmt dieses Buch nicht nur den Islam, sondern alle Weltreligionen in den Blick und fordert zu gegenseitigem Respekt und Annäherung auf. Zumal seine Tochter, deren Mutter iranische und deutsche Wurzeln hat, in ihrer Schule am katholischen Religionsunterricht teilnimmt.
Am Ende des Buches kann Navid Kermani nicht sicher sein, die Tochter davon überzeugt zu haben, wie bereichernd es ist, an Gott zu glauben. Bei ihr bleiben Zweifel, und der Vater weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, in der Fremde Muslim zu sein und die eigene Religion nicht zu hassen, wenn in ihrem Namen unterdrückt, gefoltert und getötet wird.
Der gläubige Muslim und unermüdliche Vermittler zwischen Orient und Okzident, zwischen Islam und Christentum hat ein wunderbar poetisches, erhellendes Buch vorgelegt, das den Blick auf einen zeitgemäßen, modernen Islam eröffnen möchte. Die Lektüre ist für Jugendliche wie Erwachsene gleichermaßen bereichernd.