Die Geschichte, geschrieben von Sophia Tomany, ist die Geschichte von Aya, einer 16-Jährigen, die in den Wochen vor Weihnachten für die Rolle des Christkindes vorspricht. Was Aya von den anderen vorsprechenden Mädchen unterscheidet, ist, dass sie nicht wie Mädchen aussieht, die in der Vergangenheit für die Rolle vorgesprochen haben: Aya ist schwarz.
Das Christkind ist eine traditionelle Figur der Weihnachtszeit in ganz Europa. In Nürnberg eröffnet das Christkind traditionell den Weihnachtsmarkt. Jedes Jahr bewerben sich Mädchen im Alter zwischen 16 und 19 Jahren um diese Rolle und unterziehen sich einer Reihe von "Castings", um sich die prestigeträchtige Position zu sichern. Am Ende gewinnt diejenige, die den Geist der Gemeinschaft am besten repräsentiert. Während des gesamten Weihnachtsmarktes absolviert das Christkind mehrere Auftritte, besucht Menschen in Krankenhäusern, Schulen und Pflegeheimen. Auch Fernsehinterviews und Besuche in Nachbarstädten gehören dazu. Das Christkind hat eben in vielen Teilen Deutschlands eine große Bedeutung. So sehr, dass es in jüngster Zeit zu Auseinandersetzungen kam, nachdem ein deutsches Mädchen indischer Abstammung 2019 die Rolle des Nürnberger Christkindes übernommen hatte. Die 17-jährige Beninga Munsi sah sich von einem lokalen Bezirksverband der AfD-Partei harter rassistisch motivierter Anfeindungen ausgesetzt. Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly verurteilte die Äußerungen als offen rassistisch. Beninga Munsi erhielt zugleich überwältigende Unterstützung aus ihrer Gemeinde und aus ganz Deutschland. Der Film "Christkind" greift nun die anhaltende Kontroverse über Identität, Integration und Kultur auf und versucht, die Erfahrungen eines jungen Mädchens erfahrbar zu machen, das bei der Verfolgung seines Traums, das Christkind zu werden, gegen diese Mikroaggressionen und diskriminierenden Vorurteile ankämpft.
Der Film ist zugleich das Abschlussprojekt für den Kurs "Lieder und Filme von Krieg und Frieden" unter der Leitung von Prof. Dr. Solveig Richter. Im Kurs untersuchten die Studierenden, wie Krieg und die Suche nach Frieden Konflikte zu einem Thema machen, das sowohl für Independent- als auch für Hollywood-Filme von Interesse ist. Eines der zentralen Ziele war es, ein tieferes Verständnis dafür zu gewinnen, wie ein auf der Leinwand oder durch Musik dargestellter Konflikt politischen und sozialen Einfluss auf die Gesellschaft ausübt. Eine Möglichkeit, sich mit diesem Konzept auseinanderzusetzen, bestand in der praktischen Umsetzung eines Films, der das Thema Diskriminierung berührt. Die Studierenden arbeiteten an Drehbüchern und Storyboards, und nachdem sie sich für ein Drehbuch entschieden hatten, das ihrer Meinung nach das Thema am besten darstellt, ging es mit dem Casting- und Filmprozess weiter. In einem zweitägigen Workshop wurde dann "Christchild" produziert - zusammen mit Ado Hasanović, einem preisgekrönten Regisseur und Filmemacher aus Bosnien und Herzegowina und dem Kameramann Leonardo Kurtz. So konnten die Studierenden neben der inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Thema "Konflikte" auch viel über die Grundlagen des Films, die Tonaufnahme und die Regie lernen.
Solveig Richter: "Der Film ist ein wichtiger Beitrag zur aktuellen Diskussion um Diversität und Diskriminierung, um kulturelle Identität und Integration in Deutschland." Seine Premiere feiert der Film im Rahmen der Verleihung des Commitment Awards der Willy Brandt School of Public Policy am 9. Juli 2020, um 18 Uhr. Die Veranstaltung wird live gestreamt, unter https://www.facebook.com/commitmentaward ist dann auch der Film online zu sehen. Anschließend wird er vor allem auf nationalen und internationalen Kurzfilmfestivals zu sehen sein. Einen Teaser gibt es aber jetzt schon unter: https://youtu.be/jym8s2dCff8.