Musik erklang am Gothaer Hof seit jeher und auch zu Zeiten Johann Sebastian Bachs, von dem zwei Besuche in Gotha belegt sind (1711 und 1717). Die Gothaer Hofkapelle zählte zu den bemerkenswerten Ensembles, die zu ihren Kapellmeistern zahlreich wohlklingende Namen wie zum Beispiel Gottfried Heinrich Stölzel (1690–1749) oder Georg Anton Benda (1722–1795) zählen kann. Im Spiegelsaal von Schloss Friedenstein ein Konzert mit barocker, für Cembali eingerichteter Musik aus dem Oeuvre Johann Sebastian Bachs zu geben, wie es das Engagement der international renommierten Solo-Cembalisten Aleksandra und Alexander Grychtolik ermöglicht, knüpft deshalb wunderbar an diese Musiktradition an. Das Spiel dieses virtuosen Ensembles in Gotha ist auch naheliegend, weil die Forschungsbibliothek als Nachfolgeinstitution der herzoglichen Hofbibliothek unter ihren rund 8000 Noten ca. 1400 handschriftliche Werke und besonders 130 Handschriften und alte Drucke aufbewahrt, die das Wirken der Komponistenfamilie Bach dokumentieren.
Zum ersten Teil des Programms von Aleksandra und Alexander Grychtolik gehören aber nicht nur bekannte Werke von Johann Sebastian Bach oder eine Improvisation zu Antonio Vivaldis erster Oper Ottone in villa. Vielmehr dürfen die Konzertbesucher*innen gespannt sein auf die „Improvisation eines 7. Brandenburgischen Konzertes“. Die Neugier dürfte umso größer sein, als von Johann Sebastian Bach eigentlich nur sechs dieser Konzerte überliefert sind.
Alexander Grychtolik ist nicht nur Cembalist, Dirigent und Honorarprofessor für Improvisation auf historischen Tasteninstrumenten an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar, der sich der Erforschung und Wiederaufführung musikalischer Zeugnisse barocker Residenzkultur widmet. Vielmehr gilt er als bekannter Spezialist für die Rekonstruktion verlorener Werke, der unlängst auch ein von Bach wohl aufgegebenes Passionsoratorium nachformte und zur Aufführung brachte. Im zweiten Teil des musikalischen Abends wird Alexander Grychtolik über „Gotha, Bach und Bachs Passionsoratorien“ und das unbekannte Bach-Passionale der Forschungsbibliothek Gotha vortragen und somit spannende Einblicke in die Arbeits- und Kompositionsweisen historischer Musik und die Bestände der Forschungsbibliothek ermöglichen.
Aufgrund begrenzter Kapazitäten bitten wir um Anmeldung bis zum 11. September unter veranstaltungen.fb@uni-erfurt.de oder Tel. 0361/737-5530.