Ihr wolltet immer schon "irgendwas mit Medien" machen und habt euch nun für ein Studium der Kommunikationswissenschaft entschieden. Gut, der erste Schritt ist getan. Und schon wird’s etwas komplexer, denn die unzähligen Studienangebote im Bereich Kommunikationswissenschaft eint in erster Linie eines: Sie sind begehrt. Und deshalb unterliegen die meisten Angebote staatlicher Hochschulen einer Zulassungsbeschränkung, dem so genannten "Numerus Clausus". Oft entscheidet hier vor allem die Abiturnote über die Zulassung eines Bewerbers. Anders an der Uni Erfurt: Seit Einführung der Studienrichtung Kommunikationswissenschaft werden die Bewerber auf der Basis von Eignungstests zugelassen, wobei ihre individuellen Kenntnisse und Erfahrungen stärker zur Geltung kommen als bei einer Auswahl allein nach der Abiturnote. Wir wollten genauer wissen, was sich hinter dem sperrigen Begriff "Eignungsfeststellungsverfahren" verbirgt, ob sich das Bewerbungsverfahren für das Haupt- und Nebenfach unterscheidet und vor allem, was die Bewerber erwartet. Svea, die seit dem vergangenen Wintersemester bei uns Kommunikationswissenschaft und im Nebenfach Management studiert, kann sich noch gut an ihr "EFV" erinnern und beantwortet uns die wichtigsten Fragen rund um das Eignungsfeststellungsverfahren für das Hauptfach.
Svea, du hast das so genannte Eignungsfeststellungsverfahren ja erfolgreich absolviert, kannst du unseren möglichen künftigen Studierenden mal erklären, was das genau ist?
Das ist eigentlich ganz einfach: Die Uni Erfurt führt für das Studium der Kommunikationswissenschaft ein so genanntes "EFV" durch, um genau die Bewerber zu finden, die für das Studium am besten geeignet sind. Eine gute Sache – nicht nur für die Hochschule, denn auch die potenziellen Studierenden finden dabei heraus, ob das Studium in Erfurt wirklich genau das Richtige für sie ist.
Und wie läuft das Verfahren ab?
Zwei wichtige Bestandteile des "EFV" für künftige Studierende der Hauptstudienrichtung finden vor Ort in Erfurt statt: der Wissenstest und das persönliche Gespräch. Ich erinnere mich noch genau: Zuerst wurden wir sehr nett im Audimax der Uni, dem größten Hörsaal hier auf dem Campus, empfangen und dabei wurden uns die Uni Erfurt und die Studienrichtung Kommunikationswissenschaft genauer vorgestellt. In verschiedenen Gruppen haben wir im Anschluss in einem Hörsaal am Wissenstest teilgenommen. Nachdem wir diese erste Hürde geschafft hatten, ging’s in ein anderes Gebäude, wo wir uns bei Keksen und Saft mit Studierenden aus höheren Semestern unterhalten konnten. Wir hatten die Möglichkeit, die Studierenden mit Fragen zu löchern und wurden sehr herzlich aufgenommen. Der zweite Teil war dann ein Gruppengespräch, bei dem die Uni-Mitarbeiter mit ein paar Fragen zunächst einen persönlichen Eindruck von uns gewinnen wollten. Umgekehrt hatten wir aber auch die Möglichkeit, die Mitarbeiter persönlich kennenzulernen. Abends konnten wir uns außerdem mit KW-Studenten in einer Kneipe in der Erfurter Innenstadt treffen und sie weiter über das Studium und Studentenleben in Erfurt ausquetschen.
All diejenigen, die sich für das Nebenfach bewerben, müssen übrigens auch ein EFV durchlaufen. Allerdings wird man hier nicht nach Erfurt eingeladen, sondern vor allem anhand eines ausführlichen Motivationsschreibens bewertet.
Was muss man denn für den Wissenstest drauf haben?
Der Wissenstest besteht aus einem breiten Fragen-Spektrum zum Mediensystem in Deutschland und zur Entwicklung der Medien, zu Kultur und Gesellschaft, aber auch zu Wirtschaft sowie zur Außen- und Innenpolitik. Hauptsächlich sind die Fragen nach dem Multiple-Choice-Prinzip aufgebaut, es gibt aber auch einige, bei denen man frei antworten kann. Zu viel Zeit sollte man sich bei der Beantwortung allerdings nicht lassen, denn dass die Bewerber ein bisschen unter Zeitdruck stehen, ist durchaus beabsichtigt.
Und wie läuft das persönliche Gespräch ab?
Über eine Liste wurden wir darüber informiert, wer noch am selben oder am kommenden Tag zum persönlichen Gespräch eingeladen ist. Jeweils drei Bewerber wurden dann zu einem Professor, einem Mitarbeiter und einem Studierendenvertreter eingeladen. Diese stellten Fragen zu unserem Lebenslauf, unserem Motivationsschreiben oder zu besonderen Qualifikationen bzw. Erfahrungen (wie z.B. Auslandsaufenthalte oder Ausbildung). Bei einem anschließenden kleinen Rollenspiel bekamen wir dann jeder eine Rolle zugewiesen, deren Standpunkt wir mit guten Argumenten in einer Diskussionsrunde vertreten mussten. Zum Schluss gab es noch eine offene Fragerunde, in der wir Gelegenheit hatten, allen drei Uni-Vertretern Fragen zu stellen.
Hast du einen Tipp, wie man sich am besten auf das EFV vorbereitet?
Ich muss zugeben, dass ich an diesem Tag ganz schön aufgeregt war. Mit Büchern zum Thema "Assessment-Center", "Bewerbungstraining" oder "Testtraining" kann man sich aber gut auf typische Fragestellungen vorbereiten. Außerdem sollte man sich Gedanken darüber gemacht haben, warum man für das KW-Studium besonders geeignet ist und warum man es hier an der Uni Erfurt absolvieren möchte. Die Frage nach der Motivation ist immer eine wichtige.
Aber eines möchte ich künftigen Bewerbern auch noch mit auf den Weg geben: Lasst euch von diesem Eignungsfeststellungsverfahren nicht einschüchtern! Denn dafür gibt’s keinen Grund.
Neben einer guten Vorbereitung heißt es selbstbewusst auftreten und eine gewisse Schlagfertigkeit bei kritischen Fragen kann sicher auch nicht schaden. Ich hab‘s damals geschafft und nun wünsche ich allen, die nach mir kommen, ebenfalls viel Erfolg und drücke die Daumen für ein gelungenes "EFV"!