Bei zwei Dritteln der Befragten lagen Risikofaktoren vor, häufig sogar mehrere. Nur ein Drittel nahm sich jedoch als Risikoperson wahr – mindestens ein Drittel der Befragten unterschätzte also sein eigenes Hitzerisiko. Wer seinen Risikostatus nicht kennt, zeigt weniger Hitzeschutzverhalten. Um sich über Hitze und Schutzverhalten zu informieren, nutzen die Befragten besonders häufig Wetter-Apps, Fernsehen und Radio genutzt. Ärzt*innen wurden v.a. von Personen mit multiplen Risikofaktoren als Informationsquelle genannt. Wer stärker gefährdet ist, informiert sich tendenziell häufiger über Hitzewellen, aber weniger darüber, ob Hitzetage anstehen und wie man sich vor Hitze schützt. Interessant dabei: Die Befragten, die über das Thema weniger wissen, fühlen sich dennoch gut informiert. Und: Auch wer Risikopersonen beruflich oder privat betreut, wusste weniger über Hitzerisiken Bescheid, obwohl sich diese Gruppe häufiger zum Thema Hitze informiert. Weniger als die Hälfte der Personen mit multiplen, tatsächlich vorliegenden Risikofaktoren hatte laut der Befragung bereits mit Ärzt*innen über das Thema Hitze und die damit verbundenen Risiken für ihre Gesundheit gesprochen.
Das IPB-Team leitet aus diesen Ergebnissen folgende Handlungsempfehlungen ab:
- Zielgruppenspezifische Aufklärung ist notwendig. Zielgruppen sind Personen mit einem oder mehreren Risikofaktoren und Personen, die sich beruflich oder privat um andere Menschen mit Risikofaktoren kümmern (z.B. auch Kleinkinder und Säuglinge).
- Einige Risikofaktoren sind beeinflussbar (z.B. an Hitzetagen intensiv Sport treiben, Alkohol trinken). Darauf sollte in der Aufklärung hingewiesen werden.
- Personen, die sich um Risikopersonen kümmern, sollten aktiv informiert werden. Das vermittelte Wissen sollte unmittelbar handlungsrelevant sein, Hitzeschutzverhalten sollte auch durch die Rahmenbedingungen einfach gemacht werden.
- Knapp ein Drittel der Menschen weiß nicht, dass bei ihnen ein Risikofaktor vorliegt. Sie schätzen die Gefahr durch Hitze für sich als geringer ein und zeigen weniger Schutzverhalten.
- Über Hitze ist vieles bekannt, jedoch fehlt für Schutzmaßnahmen oft die Motivation (“ich will nicht, ich hab’s vergessen”). An Hitzetagen sollten deshalb häufig genutzte Medien (Wetter-Apps, Radio) z.B. im Rahmen der Wetternachrichten darauf hinweisen, welche Menschen besonders gefährdet sind und worauf zu achten ist.
- Ärzt*innen sind für alle Personen eine wichtige Informationsquelle. Sie sollten deshalb für die Risikofaktoren und die Bedürfnisse von Risikogruppen sowie für Schutzverhalten sensibilisiert werden. Besonders Personen mit mehreren Risikofaktoren könnten von Gesprächen mit medizinischem Personal profitieren, da sie generell weniger über Hitze und entsprechendes Schutzverhalten wissen.
- Orte, an denen sich Risikopersonen aufhalten (z.B. Gastronomie (Alkohol); Arbeitsplatz (schwere körperliche Arbeit, Arbeit im Freien) oder Einrichtungen wie Kitas und Pflegeheime) sollten Möglichkeiten zum Hitzeschutz schaffen (räumlich und informational).
- An Hitzetagen sollten Arbeitgeber*innen prüfen, ob eine Verschiebung der Kernarbeitszeit möglich ist, da viele Personen angaben, dass einige Hitzeschutz-Maßnahmen (wie Verschieben der Arbeitszeit, der körperlichen Betätigung, Vermeiden körperlicher Belastung) bei ihnen aus Zeitgründen nicht möglich oder finanziell leistbar sei.
- Quellen wie der Deutsche Wetterdienst, Apps, Fernsehen und Radio werden häufig für das Thema Hitze genutzt, jedoch deutlich seltener als Quellen für Informationen über Hitzerisiken und Schutzmaßnahmen genannt. Hier kann eine Chance für Aufklärung liegen, da diese Quellen auch von Risikopersonen häufig genutzt werden und oft über “Push” Nachrichten verfügen (z.B. Apps). Dies könnte auch kompensieren, dass Risikopersonen seltener aktiv selbst nach Informationen über Hitzetage oder Schutzverhalten suchen und Personen mit multiplen Risikofaktoren weniger Wissen über Hitze und Schutzverhalten haben.
Mehr über die aktuelle Erhebung finden Sie in der Zusammenfassung.