Das Projekt untersucht Kämpfe um Hegemonie und Demokratie entlang von gender, race und sex in Form einer Konfliktgeschichte der USA in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und im beginnenden 21. Jahrhundert. Zum einen beleuchtet es historische Konfigurationen und Politiken, die seit den 1960er-Jahren dazu führten, dass sich Frauen als Akteurinnen und als Analysekategorie in die historische Wissensproduktion und Wissenschaftspolitik einschrieben; eine Einschreibung, die zutiefst politisch war und durch die Partizipation „der Vielen“ zur Einlösung des demokratischen Versprechens beitragen sollte. Zum anderen analysiert das Projekt die Entstehung einer hegemonialen Identitätspolitik „reaktionärer“ politischer Kräfte ab den 1970er-Jahren, die sich so eine zentrale politische Strategie der sozialen Bewegungen aneigneten und sich dabei als Verteidiger einer etablierten Ordnung und „amerikanischer Größe“ generierten.
Die Forschungsgruppe arbeitet in zwei Teilprojekten (A und B) zur US-Geschichte heraus, wie Demokratie von der Mitte des 20. Jahrhunderts bis heute durch intersektionale Konflikte um gesellschaftliche Teilhabe entlang von gender, race und sex geprägt wurde. Dazu untersucht sie in einem Postdoc-Projekt (Teilprojekt A) transformatorische Mobilisierungen von Geschlecht, die auf die gleichberechtigte politische und gesellschaftliche Teilhabe aller abzielten. Im Zentrum von stehen hier Leben und Werk der jüdischen Historikerin Gerda Lerner und ihr Engagement für die Women’s history, die eine Demokratisierung von Wissenschaft und Gesellschaft anstrebte. Komplementär dazu nimmt ein Promotionsprojekt (Teilprojekt B) hegemoniale Identitätspolitiken in den Blick, die auf den Erhalt von Privilegien einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe bzw. ihrer Hegemonie abzielen. Im analytischen Zentrum dieses Teilprojekts stehen drei konservative Publizist*innen und Politikberater*innen. Die Forschungsgruppe verbindet akteurszentrierte und intersektionale Perspektiven, die in Form einer Histoire croisée die Analyse von Hegemonie- sowie ineinander verwobenen Machtverhältnissen präzisiert. Das Forschungsprojekt zeigt damit, wie Akteur*innen dazu beitrugen, auf Basis biografischen und kollektiven Erfahrungswissens Geschlechter- und Identitätspolitiken als entscheidende Politikform in den sozialen und politischen Konfliktkonstellationen des späteren 20. und frühen 21. Jahrhunderts. zu etablieren.
Hauptergebnis beider Teilprojekte soll jeweils eine Monografie sein. Die Forschungsgruppe wird durch ein Dissertationsprojekt an der Professur für nordamerikanische Geschichte der Universität Erfurt über Nostalgie in der US-amerikanischen Zeitgeschichte erweitert.