Innerhalb der Lebenswelten der Katholischen Kirche lässt sich in den vergangenen Jahren beobachten, wie neue Kritik-, Protest und Dissensbewegungen wachsen und in der kirchlichen sowie außerkirchlichen Öffentlichkeit auftreten. Dazu zählen etwa der „Eckige Tisch e.V.“ im Kontext der Aufklärung des Missbrauchskomplexes innerhalb der Katholischen Kirche, „Maria 2.0“ mit ihrem Schwerpunkt auf Gender- und Gerechtigkeitsfragen innerhalb amtskirchlicher Strukturen, vernetzt mit internationalen Bewegungen wie „Voices of Faith“ und deren Thematisierung und Kritik glaubensbasierter struktureller Gewalt. Kritik, Protest, Widerstand werden in diesen Bewegungen nicht bloß in verbalen, deliberativen Formaten artikuliert, sondern vielfach auch nonverbal in Gesten, künstlerischen Ausdrucksformen, Choreographien, räumliche Arrangements und Szenographien, verbunden mit Liturgien. Kritik wird nicht nur verbal artikuliert, sondern körperlich geäußert. Darin findet eine andere Form von Theologie statt und gewinnt Gestalt, die weniger konsensuell-deliberativ als kritisch-performativ funktioniert. Der Vortrag stellt anhand eines Mahngebets, das Maria 2.0. während einer Protestwoche im Mai 2019 vor dem Münsteraner Dom durchführte, exemplarisch einen Ansatz performanzanalytischer Theologie vor und lädt zur Diskussion der theologischen Tragweite der rekonstruierten Protestformen ein.
Dr. Christian Kern ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Systematische Theologie der TU Dresden. Nach dem Studium in Würzburg und Rom wurde er an der Paris-Lodron-Universität Salzburg zu "Theologie und Scheitern" promoviert. Anschließend war er bis 2020 Postdoctoral Researcher an der KU Leuven.
Für die Teilnahme ist eine Anmeldung bis spätestens zum 13. Dezember bei Dominique-Marcel Kosack notwendig. Nach Anmeldung wird der Webex-Zugangslink zugestellt.