„Damit möchten wir den BUGA-Besucher*innen die Potenziale dieses Fachs aufzeigen. Viele von ihnen kennen es ja vielleicht noch aus DDR-Zeiten und verbinden es mit polytechnischer Bildung und Vorbereitung auf die sozialistische Landwirtschaft. Heute aber ist Schulgarten ein Umweltbildungsfach, das auf Naturerfahrung und Freude am Gärtnern abzielt“, erklärt Katy Wenzel, eine der Verantwortlichen aus dem Fachbereich der Universität.
Auf großen Hochbeeten werden sie und ihre Kolleginnen die drei Lernschwerpunkte des Fachs präsentieren:
- Anbauen, Pflegen, Ernten und Verwerten von Kulturpflanzen (Pflanzung einer Mischkultur, Rezepte, Ausstellung von Gartenwerkzeugen und Anbautechniken, Teekräuter für Kinder zum Riechen und Kosten)
- Gestalten mit Naturmaterial (interaktives Landartprojekt, ästhetische Beetgestaltung sowie eine kleine wechselnde Ausstellung saisonaler Gestaltungsarbeiten wie z.B. österliche Heubindefiguren oder Sommerblumengestecke)
- Erleben und Schützen der Natur (Wildblumenwiese mit verschiedenen selbstgebauten Nützlingsunterkünften)
Von diesem Auftritt auf der BUGA erhoffen sich die Organisatoren auch neue Impulse für das Unterrichtsfach Schulgarten: „Wir möchten, die Potenziale des Faches und des Lernortes Schulgarten deutlich machen und eine möglichst breite Bevölkerungsgruppe dafür begeistern“, sagt Katy Wenzel. „Den Schulgarten als Lernort gibt es ja an KiTas und Schulen deutschlandweit, aber das obligatorische Unterrichtsfach nur noch in Thüringen. Aber hier bleibt es zum Glück auch so: In der neuen Studienordnung ist das Fach weiterhin erhalten, sodass auch in Zukunft an der Universität Erfurt Schulgartenlehrkräfte für die Grundschule vollumfänglich ausgebildet werden. Es ist toll, dass für Thüringer Grundschulkinder zumindest eine Unterrichtsstunde pro Woche für das gemeinsame Gärtnern und Naturentdecken reserviert ist und bleibt.“
Dass das Fach für die Grundschüler heute wichtiger denn je ist, davon sind die Verantwortlichen an der Universität überzeugt – ganz besonders im Hinblick auf die (kindgerechte) Bildung für eine nachhaltige Entwicklung. Gerade im Schulgarten könne man ökologische, ökonomische und soziokulturelle Aspekte sehr gut (be-)greifbar machen. „Das Fach setzt dem Naturdefizit heutiger (Stadt-)Kinder etwas entgegen“, sagt Katy Wenzel. „Gärtnern ist eine besondere Art der Naturerfahrung, bei der man sehr gut über den Eingriff der Menschen in die Natur reflektieren und viel über natürliche Abläufe lernen kann. Man lernt zudem, wie viel Arbeit in unserem Essen steckt und dass das Gras nicht schneller wächst, auch wenn man daran zieht. Außerdem ist das Gärtnern in der Grundschule immer auch eine Gemeinschaftserfahrung und stärkt somit die Sozialkompetenz der Kinder. Wir erleben auch, dass es vielen einfach Spaß macht, ihr eigenes Essen anzubauen. Es stärkt das Gefühl der Selbstwirksamkeit und auch die Ernährungsautonomie ungemein. Nicht zuletzt ist das Gärtnern eine Form schöpferischen Tuns im Einklang mit der Natur, was sehr sinnstiftend ist und Lebensfreude und Gesundheit schenkt.“