Ausgangspunkt des Projektes, das 2019 erstmals vom BMBF gefördert wurde, ist die Annahme, dass nicht allein individuelle und kollektive Erfahrungen während der DDR selbst, sondern ebenso die tiefen biographischen Umbruchserfahrungen der Nachwendezeit die Erinnerung an die DDR prägen. Aus den politischen Debatten der Jahre 1989/90 erwuchs im darauffolgenden Jahrzehnt ein Erinnerungskonflikt, der bis heute nachwirkt. Daraus ergibt sich der zeitliche Zuschnitt des Vorhabens, das die beiden letzten Jahrzehnte der DDR und die beiden nachfolgenden Jahrzehnte der Transformation zusammen in den Blick nimmt und die historische Zäsur von 1989/90 bewusst überschreitet. Die leitenden Forschungsfragen sind:
- Aus welchen konkreten Erfahrungen der späten DDR und der Transformationszeit speisen sich gegenwärtige Erinnerungen, wie werden sie artikuliert und tradiert?
- Wie verhalten sich diese Erinnerungen zu den vielfältigen öffentlichen Repräsentationen der DDR, und wie unterstützen oder verhindern letztere differenzierte Formen historischer Urteilsbildung?
Fragen der Vermittlung von DDR-Geschichte bilden eine Querschnittsaufgabe des Verbundprojekts. Dazu werden – angesiedelt an der Schnittstelle von Wissenschaft und außeruniversitären Einrichtungen – grenzüberschreitende Forschungs- und Lehrumgebungen geschaffen und als Entwicklungsprojekte erprobt. In gemeinsamen Veranstaltungen wirken dabei Akteur*innen zusammen, die an den Universitäten und in Gedenkstätten, Museen und Archiven die Geschichte der DDR sowie didaktische Kompetenzen in engem Zusammenhang von wissenschaftlicher und praktischer Expertise vermitteln. Der experimentell-explorative Charakter dieses neuen Formats zielt darauf ab, bei der Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen sowohl an die Erfahrungen aus der Vermittlungspraxis als auch an theoretische Vorannahmen anzuknüpfen und die Ergebnisse kritisch zu reflektieren.