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Stärkere Vernetzung und Nachwuchsförderung, mehr Transfer: Universität Erfurt legt Forschungsprofilstrategie vor

Der Senat der Universität Erfurt hat in seiner Juli-Sitzung eine Forschungsprofilstrategie für die Universität Erfurt beschlossen. Wir sprachen darüber mit Prof. Dr. Benedikt Kranemann, Vizepräsident für Forschung und Nachwuchsförderung der Universität Erfurt, und Dr. Katharina Held, Leiterin des Präsidialbüros/Stabsstelle Universitätsentwicklung, die das Papier federführend erarbeitet haben…

Hat die Uni denn bislang keine Idee gehabt, wohin sie mir ihrer Forschung möchte?
Wenn es so wäre, dann wäre das gewiss kein gutes Zeichen. Wir hätten als Universität in den vergangenen Jahren viele Entwicklungsschritte nicht gehen können, wenn wir nicht eine Idee vom „Wohin“ unserer Forschung gehabt hätten. Aber die Erarbeitung einer Forschungsprofilstrategie hat uns jetzt die Chance eröffnet, unseren Stand als Forschungseinrichtung zu evaluieren und mit klaren Zielen fortzuschreiben. Dabei sind zahlreiche neue Stärken aufgefallen, die sich insbesondere in den vergangenen Jahren herauskristallisiert haben, in denen wir als Universität deutlich im Bereich der Forschung gewonnen haben. Aber es gab und gibt natürlich immer Entwicklungsmöglichkeiten. Und man muss sich als Hochschule mit Blick auf die Forschung auch immer wieder neuen Herausforderungen stellen. Aufgrund der kritischen Selbstevaluation und mit Blick auf die Zukunft ist also die neue Strategie entstanden. Wir meinen, und die Gremien, die beraten und über die Strategie letztlich entschieden haben, sehen das auch so: Für die kommenden Jahre können wir mit dem, was wir uns jetzt vorgenommen haben, wie es in der Strategie heißt „mit Blick auf eine sich wandelnde Forschungslandschaft und eine sich verändernde Gesellschaft“, zukunftsweisende Akzente setzen.

Wie ist die Forschungsprofilstrategie entwickelt worden – wer war beteiligt, wie lief der Prozess?
Forschung ruht auf vielen Schultern, deshalb müssen auch viele mitberaten können, wie sich die Universität als Forschungsstandort weiterentwickeln soll. Die Gremien, und das heißt in diesem Fall Forschungsausschuss und Senat, sind nicht nur gehört worden, sondern haben sich substanziell eingebracht. Wir haben zudem relativ früh im Prozess in einer Runde mit Wissenschaftler*innen die Gesamtkonzeption einer solchen Strategie diskutiert. Auch im Präsidium ist uns durch die Diskussionen einmal mehr deutlich geworden, wie vielfältig Forschung bei uns an der Universität ausgerichtet ist und welche unterschiedlichen Perspektiven für ein solches Strategiepapier berücksichtigt werden müssen. Also je nachdem, ob es um Grundlagen- oder anwendungsorientierte Forschung geht, um Forschung in hermeneutischer oder in empirischer Perspektive. Das hat aber den Arbeitsprozess erst wirklich interessant gemacht. Natürlich hat sich das Präsidium mehrfach mit der Strategie beschäftigt, und es war auch das Referat Forschungs- und Nachwuchsförderung beteiligt. Schlussendlich hat dann der Senat entschieden. Also eine Strategie für die Universität aus der Universität!

Und was sind nun die wesentlichen Punkte dieser Strategie?
Zum einen bekennt sich die Universität mit der Strategie zu ihren drei relativ neuen Schwerpunktfeldern, die sie im vergangenen Jahrzehnt in einem umfassenden Diskussionsprozess aus zwei Schwerpunkten heraus entwickelt hat. Diese werden nun als Profilfelder konsolidiert und prägen damit die universitäre Forschung strukturbildend. Gleichzeitig sollen sie in den nächsten Jahren ausdifferenziert und inhaltlich mit Untersetzungen fortgeschrieben werden.

Darüber hinaus sind mit der Strategie vier Entwicklungswege festgeschrieben worden, die die Forschung und Forschungsförderung künftig leiten und bestimmen sollen: Neben der Manifestation und Weiterentwicklung von Orten und Strukturen der Forschung, die sich als erfolgreiche Kristallisationspunkte erwiesen haben, wie z.B. Forschungsgruppen oder Wissenschaftlichen Einrichtungen, soll der Vernetzung – inneruniversitär sowie mit externen Kooperationspartner*innen – eine noch größere Bedeutung zukommen und diese soll entsprechend gefördert werden. Darüber hinaus soll die forschungsorientierte Nachwuchsförderung beibehalten und noch einmal deutlich gestärkt werden, u.a. durch die frühzeitige Einbindung von Studierenden in die Forschung, umfassendere Beratungsleistungen oder die Verbesserung von Arbeitsbedingungen für unsere Promovierenden und Postdocs.

Zuletzt möchte die Universität ihrem gesellschaftlichen Beitrag stärker nachkommen und mit ihrer Forschung noch mehr als bisher den Dialog mit der Gesellschaft führen und befördern – z.B. durch mehr Wissenschaftskommunikation, mehr Formate für die Öffentlichkeit oder auch Citizen Science-Ansätze.

Also wird die Forschung, werden die Forschungsstrukturen an der Universität nicht von heute auf morgen auf den Kopf gestellt, wir waren schon auf einem guten Weg?
Nein, auf keinen Fall stellen wir die Forschungsstrukturen grundstürzend neu auf. Und dafür gab und gibt es auch keinen Anlass. Wir haben in den vergangenen Jahren viele Strukturen, interne Förderprogramme und Forschungseinrichtungen mit großem Engagement aus der ganzen Universität heraus aufgebaut und gestärkt. Die hervorragenden Forschungsergebnisse, die sehr guten Drittmittelquoten – wir liegen eigentlich immer über dem, was wir uns für das jeweilige Jahr als Marge gesetzt haben – und die deutlich gewachsene Reputation der Universität als forschende Einrichtung zeigen, dass wir auf einem guten Weg sind, was Forschung angeht. Den Weg wollen wir weitergehen. Deshalb schreiben wir das, was uns gestern überzeugt hat, auf morgen hin fort.

Wo sehen Sie Hürden oder Herausforderungen bei der Umsetzung?
Drei Punkte sind aus unserer Sicht dafür wesentlich: Die Umsetzung ist nur dann möglich, wenn eine ausreichende universitätsinterne Finanzierung möglich ist. Mit dem Strategiepapier hat die Universität sich ehrgeizige Ziele gesetzt. Um sie zu erreichen, sind gemeinsame Anstrengungen in den kommenden Jahren erforderlich, um die benötigten Haushaltsmittel bereitstellen zu können. 

Forschung braucht Forschende, das schließt insbesondere den wissenschaftlichen Nachwuchs ein. Alle Universitäten müssen attraktiv für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sein, sogar unbedingt attraktiver werden. Der Nachwuchsmangel, der sich heute schon in vielen Branchen dramatisch bemerkbar macht, wird auch an Wissenschaft und Forschung nicht spurlos vorübergehen.

Schließlich: Die Profilstrategie formuliert relativ abstrakt Ziele. Alle in der Universität und insbesondere auch in den Gremien sind aufgerufen, nun die konkreten Wege und Instrumente mitzugestalten, die es braucht, um die Strategie umzusetzen und damit ihre Ziele zu erreichen. Das wird ein spannender Prozess, der sicherlich zur weiteren Entwicklung und Profilierung der Universität beitragen wird. Es wäre großartig, wenn es nicht nur gelungen wäre, diese Wegmarke gemeinsam zu setzen, sondern auch die Umsetzung, die jetzt ansteht, ein universitäres Gemeinschaftsprojekt würde. Dann werden auch manche Hürden, die uns auf dem Weg begegnen werden, gut zu meistern sein.

Und wie sieht der zeitliche Horizont aus – wie weit plant die nun vorliegende Forschungsprofilstrategie in die Zukunft?
Die Strategie heißt vollständig „Forschungsprofilstrategie 2030+ der Universität Erfurt“, was den zeitlichen Horizont ja schon beschreibt. Konkret bedeutet dies, dass wir die skizzierten Entwicklungsschritte mit Beginn des nächsten Jahres nach und nach gehen wollen. Dafür bedarf es zunächst der bereits benannten Untersetzung der strategischen Entwicklungsschritte mit finanziellen und ideellen Maßnahmen und Instrumenten, um unsere Wissenschaftler*innen aktiv fördern und unterstützen zu können. Nach unseren bisherigen Erfahrungen braucht es in der Forschung dann gut fünf Jahre, bis Teilziele erreicht sind, die dann in den darauffolgenden Jahren zu Erfolgen führen.

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(Präsidialbüro und Stabsstelle Universitätsentwicklung)
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