Das Zepterpaar des Rektors, das nach der Schließung der Alten Universität Erfurt durch den preußischen Staat 1816 für 150 Taler an die Humboldt-Universität Berlin verkauft worden war, kommt nun als Leihgabe für ein Jahr ins Erfurter Stadtmuseum zurück. Bereits 1974 konnte eines der beiden Zepter von der Stadt Erfurt erworben werden – seither liefen Gespräche über die Rückkehr des zweiten, die nun zu einem ersten Erfolg geführt haben.
Als Ausdruck der Macht und staatlichen Unabhängigkeit zählten die Rektoren-Zepter der Alten Universität Erfurt zu den Hauptinsignien der damaligen Universitätsleitung. Die beiden identischen Zepter wurden im 15. Jahrhundert aus vergoldetem Silber gefertigt und zeigen stilistische Elemente der Gotik. Sie wurden während ritueller und offizieller Anlässe präsentiert und im Laufe der Zeit, unter anderem durch individuelle Inschriften der Rektoren, stetig verändert. Vieles deutet heute darauf hin, dass sie vermutlich nie durch den Rektor selbst, sondern jeweils durch Dritte für ihn vorweggetragen worden waren.
Neben dem nun wiedervereinigten Zepterpaar zeigt die Ausstellung auch Siegel, Schultermantel und Barett des Rektors sowie das Zepterpaar der Theologischen Fakultät. Sie zeugen von der Bedeutung Erfurts als Mittelaltermetropole und Zentrum für Handel, Kultur und Wissen.
... erhielt 1379 – noch vor Heidelberg (1385) und Köln (1388) – als erste Universität im heutigen Deutschland ihr päpstliches Gründungsprivileg. Nach erneuter Privilegierung 1389 nahm die "Alma Mater Erfordensis" 1392 den Lehrbetrieb auf. Die Stadt Erfurt wurde mit ihrer Universität, an der schon Martin Luther studierte, ein europäisches Bildungszentrum. Nach der spätmittelalterlichen Glanzzeit mündete schließlich ein langer Abwärtstrend in die Schließung durch Preußen 1816. In den 1950er-Jahren wurde Erfurt mit der Pädagogischen Hochschule wieder zur Hochschulstadt. 1994 wurde die Universität Erfurt, die 2024 ihr 30-jähriges Bestehen feiert, wiedergegründet.