Die Universität Erfurt erhielt 1379 vor Heidelberg (1385) und Köln (1388) als erste Universität im heutigen Deutschland ihr päpstliches Gründungsprivileg. Nach erneuter Privilegierung 1389 nahm die Alma Mater Erfordensis 1392 den Lehrbetrieb auf. Der Universität ging zudem ein bis ins 13. Jahrhundert zurückreichendes Generalstudium voran. Erfurt war damit ein europäisches Bildungszentrum, die Universität im ausgehenden Mittelalter die meistbesuchte im nordalpinen Reich. An ihr legte auch Martin Luther seine geistigen Grundlagen. Die Universität mit allen vier Fakultäten – Philosophie, Medizin, Rechte und Theologie – ging im Gegensatz zu den überwiegend fürstlichen Gründungen auf die Initiative der Bürger zurück. Im „lateinischen Viertel“ erinnern heute eine Reihe von Baudenkmalen um das Hauptgebäude Collegium maius an das akademische Leben. Erfurt hat zugleich eine der jüngsten deutschen Universitäten. Nach der spätmittelalterlichen Glanzzeit mündete ein langer Abwärtstrend in die Schließung durch Preußen 1816. In den 1950er-Jahren wurde Erfurt wieder Hochschulstadt. 1994 kam es zur Wiedergründung der Universität, erneut durch bürgerschaftliche Initiative.
Dieses bedeutende historische Erbe der Mittelaltermetropole wird im Stadtmuseum Erfurt wieder eindrucksvoll vor Augen geführt. In der repräsentativen südlichen Erdgeschosshalle des Hauses zum Stockfisch, baulicher Ausdruck des wohlhabenden mittelalterlichen Handels- und Kulturzentrums, werden die Insignien der Universität ausgestellt. Hierzu zählen u.a. das Zepterpaar des Rektors und der Theologischen Fakultät, Schultermantel und Barett des Rektors, die Petschaften der Siegel von Rektor, Fakultäten und Collegien. Die päpstlichen Gründungsurkunden von Papst Clemens VII. aus Avignon vom 16. September 1379 und von Papst Urban VI. aus Rom vom 4. Mai 1389 symbolisieren als Faksimile die älteste Universitätstradition. Das faksimilierte erste Blatt der allgemeinen Studentenmatrikel zum Rektorat des Ludwig Mollner von 1392 steht für den Beginn des Studienbetriebes. Martin Luthers Schreibkästchen, einer der wenigen erhaltenen persönlichen Gegenstände des Reformators, verweist auf den berühmtesten Studenten und Lehrer der Universität.
(Text: Dr. Steffen Raßloff, Vorsitzender des Fördervereins Stadtmuseum Erfurt)