Das Klima der Erde wandelt sich rasant und ganze Ökosysteme kollabieren. Ob und wie wir auf Klimawandel und Artensterben gemeinsam reagieren sollen, ist politisch höchst umstritten. Diese ökologischen Konflikte werden allerdings nicht allein unter den politischen Parteien in Wahlkämpfen und Parlamentsdebatten ausgetragen. Insbesondere die globale soziale Bewegung „Fridays for Future“ von Schülerinnen und Schülern demonstriert regelmäßig für einen besseren Klimaschutz und wird inzwischen von internationalen Regierungsorganisationen wie den Vereinten Nationen als Repräsentant der „jungen Generation“ anerkannt. Andere politische Aktivistinnen und Aktivisten sehen sich selbst als Repräsentanten der „letzten Generation“, während sich die Gegenspieler als Vertretung einer bedrohten Mehrheitsgesellschaft der „Nackensteak-Esser“ stilisieren. Wie werden solche Repräsentationsansprüche durchgesetzt? Wann werden sie anerkannt oder abgelehnt? Und welche Konfliktdynamiken entstehen daraus? Diese Fragen untersucht die von Dr. Vincent August (HU Berlin) und Prof. Dr. André Brodocz (Universität Erfurt) geleitete neue Forschungsgruppe „Ökologische Konflikte“.
„Wir vermuten, dass in den ökologischen Konflikten Konturen der kommenden Gesellschaft ausgehandelt werden. Die Institutionenordnung wird neu justiert, soziale Gruppen positionieren sich, und in diesem Prozess entstehen sehr grundlegende Konflikte mit je eigenen Dynamiken“, erläutert Vincent August. „Wir wollen untersuchen, ob sich an diesen Auseinandersetzungen über politische Repräsentanz neue Muster abzeichnen, wie wir künftig unsere politischen Konflikte – auch jenseits der Herausforderungen des Klimawandels – austragen“, ergänzt André Brodocz. Mit diesem Ziel vergleicht das Projekt drei konkrete Konfliktgeschehen der Gegenwart: die Auseinandersetzungen um das ‚Klimaurteil‘ des Bundesverfassungsgerichts, den Ausstieg aus der Braunkohleverstromung mit der sogenannten Kohlekommission und die Konflikte um die kommenden Weltklimakonferenzen.