Die Sommerakademie profitierte von der fachkundigen Expertise der eingeladenen Referentinnen und Referenten. Die Mischung von wissenschaftlicher Reflexion mit Berichten von Zeitzeugen führte zu einem vertieften Blick auf die europäische Koordinate "Freiheit und Menschenwürde". Die Vorträge von u. a. Prof. Dr. Dr. Holger Zaborowski, Universität Erfurt, zu den philosophischen Grundlagen von Freiheit, Menschenwürde und Widerstand, Prof. Dr. Ursula Schumacher, Pädagogische Hochschule Karlsruhe, zu den theologischen Aspekten des Widerstands im 3. Reich, oder Prof. Dr. Thomas Schumacher, Universität Fribourg, zu den neutestamentlichen Grundlagen der Tagungsthematik oder von Dr. Liane Bednarz zum Phänomen der "neuen Rechten" wurden ergänzt durch Zeitzeugengespräche und eine Begegnung mit dem Fraktionschef der CDU im Stadtrat von Görlitz Dieter Gleisberg.
Die zahlreichen beeindruckenden Zeitzeugengespräche verdeutlichten anschaulich, dass Freiheit und Menschenwürde in Gefahr geraten können. Widerstand gegenüber undemokratischen und ungerechten Verhältnisse kann dann als persönliche Verpflichtung wahrgenommen werden, für den Menschen und seine Würde einzustehen und um ein Zeichen des Protests zu setzen. Als Gäste wurden begrüßt: Pfarrer Harald Bretschneider, der in der DDR die Friedens- und Freiheitsbewegung „Schwerter zu Pflugscharen“ gründete, der ehemalige ZDF-Korrespondent Joachim Jauer, der den Fall der Mauer und die Zeit davor und danach hautnah miterlebte, der Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung Sachsen Dr. Joachim Klose, der in der DDR den Dienst an der Waffe verweigerte und als Bausoldat oft absurde Erfahrungen mit dem totalitären Regime machen musste, Prof. Dr. Thomas Brose, der die letzten Jahre der DDR als Mitglied der Berliner Hochschulgemeinde erlebte, sowie der belarussische Filmregisseur Aliaksei Paluyan, der seinen beindruckenden Dokumentarfilm „Courage“ über die Unruhen und den Kampf großer Teile der Bevölkerung gegen die gefälschte Wiederwahl Lukaschenkos in Belarus vorstellte.
Ausflüge nach Görlitz und in die Zisterzienserinnenabtei St. Marienthal bei Ostritz an der Deutsch-Polnischen Grenze ergänzten das Programm. Ostritz ist auch der Ort, an dem ein Friedensfeste gegen die Versammlung von Rechtsextremisten stattfindet und das bundesweit durch seine kreativen Aktionen gegen Rechts Aufsehen erregt hat.
Die Woche umrahmte ein täglicher Morgenimpuls in verschiedenen Feierformen mit einer Lesung aus dem Makkabäer Brief.
Die Katholische Akademie Dresden begleitete die Akademie mit einem Podcast-Workshop. Die dabei entstandenen Podcasts können in Kürze angehört werden.
Alle Akademieteilnehmerinnen und Akademieteilnehmer waren begeistert von den intensiven Tagen in Görlitz. Paulin Krause aus Dresden beschreibt ihre Erlebnisse der Akademie wie folgt:
„Die Woche in Jauernick hat mich auf verschiedene Weise sehr bereichert. Widerstand ist kein Relikt der Vergangenheit, sondern wir müssen auch gegenwärtig aktiv werden. Gleichzeitig habe ich den gegenseitigen Austausch sehr genossen und werde viele Erfahrungen in meinen Alltag mitnehmen.“
Auch Fabian Schuster aus Liederbach berichtet von einer „spannenden und intensiven Woche“. Für ihn als Jurastudenten seien es völlig neue Horizonte und Denkweisen gewesen, welche ihn weitergebracht haben. Und Theresia Crone aus Schwerin hat an der Akademie die vielen Möglichkeiten geschätzt, über ihre eigene Freiheit nachzudenken:
„Ich glaube es ist wichtig dieses Privileg zu nutzen, um sich für andere Menschen einzusetzen, die nicht einfach ihre Meinung äußern dürfen wie zum Beispiel gerade in Belarus oder Afghanistan.“
Die nächste Sommerakademie „Koordinaten Europas“ wird im nächsten Jahr mit dem Fokus auf das Verhältnis von Ökonomie und Ökologie in Gent/Belgien stattfinden. Weitere Informationen finden Sie auf der Website unter: www.sommerakademie-europa.eu und auf der Facebook-Seite „Koordinaten. Europas“.