Die beteiligten Theologinnen und Theologen interessieren sich insbesondere für die Implikationen, die diese Veränderungen in die Ekklesiologie, damit in das Selbstverständnis der Kirche eintragen. Die wissenschaftliche Analyse sei notwendig, aber erforderlich sei zugleich die Entwicklung neuer theologischer Perspektiven, um mit der Krise umgehen und Zukunftsszenarien für kirchliches Leben formulieren zu können. Die Systematiker Judith Gruber (Leuven), Gregor Maria Hoff (Salzburg) und Julia Knop sowie der Liturgiewissenschaftler Benedikt Kranemann (beide Erfurt) haben das Projekt auf den Weg gebracht. Zusammen mit Doktorand*innen und Postdocs, die in den kommenden Jahren beteiligt werden sollen, bringen sie spezifische Expertise ein. Während in Leuven in den vergangenen Jahren intensiv über die Befreiungstheologie geforscht worden ist, stehen in Salzburg schon länger Fragen der Religions- und Kulturtheorie im Vordergrund. In Erfurt wird seit Langem auch im Theologischen Forschungskolleg über Fragen von Theologie, Kirche und Säkularisierung gearbeitet.
Das Forschungsteam hat in verschiedenen Kontexten bereits zusammengearbeitet: Aktuell ist ein internationales Publikationsprojekt in Arbeit, das sich mit der Rezeption der Amazonas-Synode in und für Europa beschäftigt. Für die weitere Kooperation, gerade auch mit jungen Theologinnen und Theologen, soll nun eine European Graduate School for Research entstehen. Dabei werden kleine Teams an den drei Standorten arbeiten. "Für das Theologische Forschungskolleg", sagen Knop und Kranemann, "eröffnen sich damit weitere Perspektiven für die Internationalisierung." Die Vernetzung wird sowohl digital als durch Workshops und Forschungsaufenthalte vor Ort gewährleistet. Die Promovierenden und Postdocs sollen dabei auch vom wissenschaftlichen Profil der unterschiedlichen Hochschulen profitieren. Fellows, die an den verschiedenen Orten und im Gesamtprojekt mitarbeiten werden, werden ebenfalls zur Kooperation beitragen. Eine gemeinsame Betreuung von Promovierenden ist geplant, außerdem Exkursionen, Tagungen und gemeinsame Publikationen. Am Projekt, das zunächst auf drei Jahre angelegt ist, sollen weitere Forscherinnen und Forscher, auch über Erfurt, Leuven und Salzburg hinaus, partizipieren.
Für das gesamte Vorhaben sind nun vom Stifterverband 1,2 Millionen Euro zur Verfügung gestellt worden. An der Universität Erfurt werden in Kürze verschiedene Stipendien für das Vorhaben ausgeschrieben. Zum Beginn des Wintersemesters ist eine erste digitale Zusammenkunft aller Beteiligten geplant. Mit dem Abklingen der Corona-Pandemie soll dann auch rasch Workshops in Präsenz stattfinden.