„Mit dem Ausstellungsportal ist es gelungen, eine Schnittstelle zwischen der Digitalisierung von Objekten und Sammlungen, deren Kontextualisierung hin zu forschungsnahen Infrastrukturen und zur Vermittlung in die Gesellschaft zu schaffen“, sagt Dr. Hendrikje Carius, Leiterin der Abteilung Benutzung und Digitale Bibliothek der Forschungsbibliothek Gotha. Als Pilotprojekt für das Portal „Digitale Ausstellungen Gotha“ fiel die Wahl auf die Präsentation der sogenannten „Hilaria Evangelica“ (evangelische Festtage) – ein monumentaler Druck, der die Feierlichkeiten des 200. Reformationsjubiläums 1717 dokumentiert und 1719 vom Gothaer Kirchenrat und Bibliotheksdirektor Ernst Salomon Cyprian (1673–1745) herausgegeben wurde. Das Werk ist in vielerlei Hinsicht eine spannende Wahl: Es ist einerseits von großem wissenschaftlichen Wert, andererseits ist seine öffentliche Präsentation gleichzeitig auch ein Nachhall auf die – von hohem öffentlichen Interesse begleitete – Reformationsdekade sowie ein Beitrag zu den noch anstehenden Anlässen zum Reformationsgedenken. Zudem vereint das Werk Gothaer Sammlungen verschiedener Standorte: Der Druck selbst sowie mehrere Korrespondenzbände Cyprians zur Entstehungsgeschichte der „Hilaria“ sind im Bestand der Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt. Die original handschriftliche Sammlung mit Briefen, Predigten, Liedern etc., die eigens für das Reformationsjubiläum 1717 an verschiedenen Orten Europas entstanden sind und die Cyprian und seine Leipziger Verleger zur Erstellung seines Bandes angefordert hatten, befinden sich heute in den Beständen des Staatsarchivs Gotha (18 Bände) und des Augustinerklosters (ein Band). Und wie sich im Zuge der Arbeit mit der Sammlung herausstellte, werden fast alle Münzen und Medaillen, die in der „Hilaria“ abgebildet sind, noch heute von der Stiftung Schloss Friedenstein bewahrt. Eine einrichtungsübergreifende Gothaer Sammlung vereint sich also in den „Hilaria Evangelica“ – und nun auch in deren digitaler Präsentation. Erarbeitet wurde sie von Dr. Daniel Gehrt, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Forschungsbibliothek Gotha im Bereich der Handschriftenerschließung und der wissenschaftlichen Transferleistungen. Im Rahmen eines von der DFG geförderten Forschungsprojektes hat der Reformationsexperte den Nachlass von Ernst Salomon Cyprian erschlossen und ist dabei auf die einmalige und nahezu unbekannte Sammlung rund um die „Hilaria“ gestoßen.