Das „House of One“ wird auf einem Grundstück entstehen, auf dem zuletzt eine 1853 eröffnete Kirche gestanden hat, die im 2. Weltkrieg zerstört wurde. Die Initiatoren unter Leitung des evangelischen Pfarrers Gregor Hohberg, des jüdischen Rabbiners Andreas Nachama und des muslimischen Imams Kadir Sanci sehen hier, in der Innenstadt von Berlin, eine ideale Lage für das Gebäude, das eine Synagoge, eine Kirche und eine Moschee unter einem Dach vereinen soll. Der Entwurf der Architekten sieht darüber hinaus einen großen zentralen Raum als Ort der Begegnung vor. Hier soll das Kennenlernen anderer Religionen und das Gespräch mit Menschen, die unterschiedlichen Religionen angehören oder auch den Religionen fernstehen, gefördert werden.
Im Glauben und in den Glaubensüberlieferungen der drei Religionen finden sich gemeinsame Grundwerte, die ‚mit Herz und Tat‘ gelebt werden wollen, heißt es in der Charta des „House of One“. Und weiter: „Die an der Errichtung und Nutzung des House of One beteiligten Partner handeln gleichberechtigt und in gegenseitigem Respekt voreinander.“ „Ich halte diese Planungsgrundsätze für zukunftsweisend“ , erklärt Professor Bultmann, „weil die grundlegenden Schriften von Judentum, Christentum und Islam zur gegenseitigen Achtung der Glaubenden einladen. Die Ideen, die das ‚House of One‘ als ein Lehrhaus tragen, werden für die aktuelle Interpretation der Heiligen Schriften der verschiedenen Religionsgemeinschaften eine hilfreiche Orientierung sein.“
Die Grundsteinlegung im April 2020 soll an die erste Aufführung von Lessings Schauspiel „Nathan der Weise“ in Berlin am 14. April 1783 erinnern. Dabei ist nicht nur an die Parabel von den drei Ringen gedacht, die bei Lessing Judentum, Christentum und Islam repräsentieren und jeweils einen Opal einfassen, der die „geheime Kraft“ haben soll, „vor Gott und Menschen angenehm zu machen“. Schon Lessing erinnerte seine Zeitgenossen daran, dass Religionen nicht dann ihrem wahren Wesen entsprechen, wenn sie von Tyrannen bestimmt werden, sondern wenn die Glaubenden selbständig nach Wegen zu Toleranz und Solidarität und „innigster Ergebenheit in Gott“ suchen. Professor Bultmann: „Dieses Religionsverständnis ist heute aktueller denn je, und das ‚House of One‘ am Petriplatz in Berlin wird eine starke Ermutigung für alle sein, die sich gegen einen Missbrauch von Religion wehren wollen.“