Seit 2011 vermittelt der gemeinnützige Verein Studierende als Mentoren an Schüler. Mentor bedeutet hierbei Nachhilfelehrer, Ansprechpartner oder manchmal auch einfach nur Freund. „Wir möchten etwas in der Stadt bewegen, schon früh bei den Kindern ansetzen und damit ihre Zukunftschancen erhöhen“, erklärt Jonas Sterzenbach, Bachelor-Student der Staatswissenschaften und Basement-Vorsitzender. Zielgruppe sind Schüler zwischen 6 und 18 Jahren. Viele der sogenannten „Mentees“ kommen aus schwierigen Familienverhältnissen und haben zu Hause niemanden, der ihnen zuhört. „Mit unseren Mentoren möchten wir diese Lücke füllen“, ergänzt Marina Fischer, ebenfalls Bachelor-Studentin der Literatur- und Geschichtswissenschaft an der Universität Erfurt und Koordinatorin bei Basement. Dies spiegelt sich auch in der Ausgestaltung des Mentorings wider: Neben dem gemeinsamen Lernen für die Schule, können z.B. Kinobesuche oder Hilfestellung in wichtigen Lebensfragen auf dem Programm stehen. Mentor und Mentee verbringen dann circa eine Stunde pro Woche zusammen. Insgesamt werden 50 Schüler von 35 Mentoren betreut, einige davon schon seit über vier Jahren. Zudem gibt es eine lange Warteliste an potenziellen Mentees. Der Großteil der Anfragen kommt direkt von Jugendhäusern oder Sozialarbeitern, lediglich zehn Prozent von Privatpersonen. Doch nicht für jeden Schüler steht immer gleich ein Mentor parat. „Es ist manchmal deprimierend, die lange Warteliste zu sehen“, erzählt Marina Fischer, die bei ihrer Arbeit für Basement nicht immer nur auf positive Resonanz stößt: „Zum Helfen erklären sich eher Wenige bereit. Bei Info-Aktionen auf dem Campus fällt es manchmal schwer, die Studierenden für die ehrenamtliche Arbeit neben Studium und anderen Verpflichtungen zu begeistern.“ Dabei hat das „Mentoren-Dasein“ viele Vorteile, weiß Jonas Sterzenbach: „Man lernt unglaublich viel über sich selbst und den Umgang mit Kindern. Zudem kann man Erfahrung in der Organisation von Veranstaltungen, mit Themen wie Vereinsfinanzen oder mit Team-Arbeit sammeln.“ Und nicht zu vergessen: „Es macht großen Spaß. Wir unternehmen viel zusammen und gehen abends auch mal weg. Wir sind eine Einheit.“ Grundsätzlich kann jeder bei Basement Mentor werden. Für Marina und Jonas sind die wichtigsten Voraussetzungen Spaß, Zeit und Motivation. Weder eine pädagogische Ausbildung, noch Erfahrungen im Bereich Nachhilfe seien nötig. Was den Kindern am meisten fehle, sei einfach jemand, der für sie da ist.
Auf die Frage nach dem größten Erfolg innerhalb der ehrenamtlichen Arbeit, haben die zwei Vorstandsmitglieder schnell eine Antwort: „Es ist immer schön, wenn man eine wirkliche Einstellungsänderung bei einem Mentee beobachten kann. Einer der Schüler entschied sich z.B. dafür, nach der Hauptschule den Realschulabschluss zu machen. Obwohl er vorher nie Lust auf Schule hatte, im Gegenteil. Ein anderer Mentee schaffte den Schulabschluss und bekam über eine von uns organisierte Azubi-Börse einen Ausbildungsplatz.“ Als großer Erfolg ist natürlich auch der Engagementpreis der Friedrich-Ebert-Stiftung zu werten. Die Bewerbung war Resultat einer Team-Entscheidung. „Da wir uns ausschließlich über Spenden finanzieren, hilft uns der Gewinn schon sehr weiter. Die Gelder verwenden wir hauptsächlich für Lernmaterialien und Ausflüge“, erklärt Jonas Sterzenbach. Die Friedrich-Ebert-Stiftung vergibt ihren Preis normalerweise an größere Initiativen. Im Fall Basement wurde jedoch ein Verein ausgezeichnet, der noch viel Potenzial hat und mit Idee und Konzept zu überzeugen wusste. Jonas Sterzenbach sieht die Auszeichnung „als Motivation, Gas zu geben und noch mehr zu machen.“ Was das konkret heißt? „Wir haben mehr Anfragen, als wir bedienen können. Deshalb wollen wir wachsen und die Arbeit langfristiger gestalten, d.h. dass wir mehr werben und in die Gewinnung von Mentoren investieren müssen. Perspektivisch wäre außerdem ein fester Mitarbeiter oder ein FSJler (FSJ = Freiwilliges Soziales Jahr) sinnvoll.“ Marina Fischer möchte Basement zudem außerhalb der Uni bekannter machen. Durch das erfurtweite Netzwerk klappe das bei den Mentees schon ganz gut. Bei den Mentoren beschränke es sich aber nach wie vor auf Uni-Studenten. Dennoch bewegt die Arbeit des Vereins etwas in der Stadt. „Basement bietet etwas für die Gemeinschaft in Erfurt – über die Grenzen des Uni-Campus hinaus“, erklärt Marina Fischer stolz.
Damit der Verein aber weiter wachsen, neue Projekte in Angriff nehmen und mehr Schülern helfen kann, ist er auf Leute angewiesen, die sich engagieren. „Die Mentoren bilden das Herz von Basement. Ohne ihr Engagement und ihre großartige Arbeit wäre der Verein nicht da, wo er jetzt steht“, stellt Jonas Sterzenbach abschließend fest und nutzt die Gelegenheit gleich für einen Aufruf: „Wir brauchen dringend mehr solche Menschen. Wenn ihr Zeit habt und motiviert seid, sprecht uns einfach an, schreibt eine Mail oder besucht unsere Webseite. Der Weg zum Mentor ist unkompliziert. Die, die einmal bei uns waren, sind bis jetzt eigentlich immer geblieben.“
Foto (Von links nach rechts): Dr. Francesco De Meo (Vorsitzender der Geschäftsführung, Helios Kliniken) übergab den Engagementpreis an Basement Vorstandsmitglieder Jonas Sterzenbach, Marina Fischer und Tassilo Scalera.
#hochschulgruppen
Vorgestellt: Hochschulgruppen an der Uni Erfurt
Gesellschaftspolitische Anliegen, Politik, Wirtschaft, Medien, Sport, Musik, Religion oder internationale Angelegenheiten – die Liste der Themen, für die sich unsere Studierenden neben ihrem Studium engagieren, ist lang. Und so vielfältig das Angebot ist, so verschieden sind auch die Studierenden, die hinter den Hochschulgruppen und Studentengemeinden stehen. Wir haben einige von ihnen gefragt, was sie motiviert, neue Hochschulgruppen ins Leben zu rufen oder in die Fußstapfen früherer Studentengenerationen zu treten, und warum man ihrer Hochschulgruppe beitreten sollte. Denn Nachwuchs wird natürlich immer gesucht.