Das Resümee der Wissenschaftler: Die Tagung hat eine ganze Reihe wichtiger und neuer Erkenntnisse zusammengetragen. Der nun erstmals erbrachte Nachweis, dass die christliche Inschrift mit der Figur zusammen in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts gegossen wurde und damit ursprünglich ist, schließt eine jüdische Herkunft aus. Die Inschrift weist eine liturgische Struktur mit zwei Sprechern, Hildburg und Wolfram, auf. Deutlich wurde auch, dass weitere physikalische Untersuchungen zu Materialherkunft, Alter und Bearbeitung notwendig sind.
Intensiv diskutierten die Wissenschaftler auch die Frage nach der praktischen Verwendung des Kunstwerkes, insbesondere als Kerzenleuchter. Möglicherweise sei das Werk in dieser Funktion schon im späten 13. Jahrhundert belegt. Als Kerzenleuchter wäre er als lebensgroße Menschenfigur im 12. Jahrhundert außergewöhnlich, stünde aber an der Seite anonymer Lesepulte und Beckenhalter. Einen Zeitgenossen Wolfram stellt er sicher nicht dar. Textzeugen der Zeit zeigen wie biblische Gestalten überblendet werden konnten. Darum bleiben viele Fragen seiner Identifizierung offen. Einigkeit bestand indes darüber, dass die Geschichte der Figur in einem Erfurt anzusiedeln ist, in dem sich jüdische und christliche Lebenswelten vielfach überlappten, wenn nicht identisch waren.
Weitere Informationen / Kontakt:
Prof. Dr. Jörg Rüke
E-Mail: joerg.ruepke@uni-erfurt.de
(Pressemitteilung 87-2016 vom 25. August 2016)